Ich bin Französin und es ist meine erste Woche in Dresden. Ich absolviere ein Erasmus-Programm. Während der nächsten Wochen werde ich die Stadt entdecken und beim Neustadt-Geflüster ein wenig aushelfen.
Am Bahnhof begrüßte uns eine der Organisatorinnen des Projektes. Sie bringt uns zu unserer neuen Wohnung in der Neustadt. Wir fahren über die Elbe. Sie sagt: „Ihr habt Glück!“ und erklärt: Die Neustadt ist ein lebendiges Künstlerquartier mit vielen Orten zum Ausgehen. Erster Tag in Dresden und ersten Schritte in die Neustadt.
„Rien ne va plus“ und es beginnt
Die Neustadt ist wie einen Spielplatz. Meinen neugierigen Augen bietet das Stadtviertel Wortspiele, Zeichnungen und Gemälde an den Wänden. Es gibt überall etwas zu schauen.
Hier, in der Neustadt können die Mauern sprechen, man muss nur genau zuhören. Street-Art findet sich an jeder Ecke. Einige Werke sind ein richtiges visuelles Erlebnis. Unterschiedliche Stile treffen zusammen, Poster, Aufkleber, Graffiti, Tags.
Kunst ist aber überall, nicht nur an den Wänden. In zahlreichen Ateliers, auf den Straßen, auf einigen Autos, in den zahllosen Kunstgalerien, in einer Töpferwerkstatt oder sogar in der Werkstatt eines Uhrmachers.
„Rassismus tötet“
Ich habe zu Hause in Frankreich die Nachrichten über Pegida gesehen. Der Zulauf zu extremistischen und ausländerfeindlichen Bewegungen und Parteien in ganz Europa ist sehr beunruhigend. In Frankreich kennen wir das auch. In der Neustadt war ich überrascht von der großen Anzahl an Plakaten gegen Intoleranz, Rassismus und Diskriminierungen. Leute prangern dies an und teilen ihre Meinung mit Transparenten mit.
Dann gibt es da noch etwas, dass ich so noch nie gesehen habe. Auf vielen Fenstersimsen oder den Türschwellen liegen verschiedene Sachen. Unter anderem sieht man da Küchenutensilien, Spielzeuge oder sogar ganze Kleider. Jeder darf sich etwas nehmen. Eine schöne Initiative zur Bekämpfung der Verschwendung.
Wenn man das erste Mal eine Stadt entdeckt, hat man nach kurzer Zeit schon ein Gefühl. Meines ist gut. Danke Neustadt. Jetzt habe ich genug Mut, die übrige Stadt zu erkunden. Nun will ich die Hauptstadt von Sachsen entdecken, mit ihren Sehenswürdigkeiten, Geschichten, Reichtümern, ihrem Kulturerbe, aber auch ihren Mängeln.
Marie-Lorraine Atamaniuk, geboren 1992, stammt aus Sarreguemines, hat an der Université de Lorraine Journalismus und digitale Medien studiert. Sie hat schon als freie Journalistin unter anderem für Arte, MirabelleTV und Vosges Télévision gearbeitet. Ziel des Praktikums ist es, die Deutsche Sprache und die journalistischen Fertigkeiten zu verbessern.
Herzlich Willkommen :)
<3-lich willkommen & viel spass, lö marie :)
Ich habe mich in dem Bericht von Marie-Lorraine oft wieder erkannt.Damals auf Besuch. Jetzt lebe ich schon wunderbare eineinhalb Jahre hier und der Lack hat nicht angefangen zu blättern. :o)
Danke für die Impressionen! Hat mich zum Schmunzeln gebracht.
Schön – jedes Neustadtklischee wird auch wirklich bestätigt.
Bunt, tolerant, künstlerisch – die Neustadt eben.
Ironie aus.