Wenn Wahlen anstehen muss ich natürlich hin. Zumal der Oberbürgermeister in Dresden nur alle sieben Jahre ausgewechselt werden darf. In diesem Jahr war ich ein wenig nervös. Kurz zuvor umgezogen, hatte ich keine Wahlbenachrichtigung erhalten. Mein erster Weg führte also in das Lokal der letzten Wahl in die Grundschule auf der Görlitzer Straße.
Mit ordentlich Schmackes und quietschenden Reifen fährt ein Wähler vor, reißt die Schultür auf und stürzt hinein. Nun, so eilig habe ich es nicht. Im Wahllokal angekommen wende ich mich an einen der Helfer. Der ist freundlich und schlägt in diversen Listen nach. Kurze Zeit später weiß ich, dass ich hier nicht wählen darf, sondern im Gymnasium auf der Louisenstraße. Ein paar Blicke auf das anwesende Wahlvolk zeigen mir, dass ich keineswegs der Einzige bin, der hier wählt. Außer dem Raser von vorhin sind noch ein paar Mütter und ein Rentnerpärchen anwesend. Wobei er ihr am Muster noch mal zeigt, wo das Kreuz hin muss. Insgeheim hoffe ich, dass sie sich nicht an seine Vorschläge hält.
Von der Grundschule zum Gymnasium ist es glücklicherweise nicht weit, denn inzwischen hat ein hässlicher Regen eingesetzt auf den ich nicht vorbereitet war. Tropfend stehe ich nun im Gymnasium und weiß nicht recht, in welches Büro ich soll. Also wieder fragen. Hier blättert eine junge Frau für mich in den Listen. Tut mir leid, ich kann Sie nicht finden. Nun gut, dann muss ich wohl doch schon unter meiner neuen Adresse registriert sein. Zum nächsten Raum bitte. Doch auch dort bin ich nicht registriert. Ein älterer Herr, auch Wahlhelfer, nimmt mich beiseite. „Dann rufen wir doch mal in der Zentrale an.“ Gesagt, getan. Am anderen Ende der Leitung erfahre ich, dass ich im ersten Büro doch richtig war und zudem meine Nummer in dieser Liste. Hurra. Jetzt werde ich doch etwas eiliger und laufe zu dem Büro mit der freundlichen jungen Frau zurück. „Ich muss doch in Ihrer Liste stehen.“ Stolz trage ich meine Nummer vor. Jetzt geht alles ganz rasch sie sucht, findet mich nicht. Doch ich habe unter ihrem Zeigefinger ganz deutlich meinen Namen gesehen. „Da, da steht es doch.“ Nach einem kurzen Blick in meinen Ausweis händigt sie mir die Wahlunterlagen aus.
Nun will ich aber endlich mein Kreuz machen. Fast schon hektisch renne ich zur Kabine, zwei strenge Striche, fix das Blatt gefaltet und hinein in die Wahlurne.
Als ich noch voller Hektik aus der Schule stürze, hätte ich beinahe einen anderen Wähler umgerannt. Ich entschuldige mich und mir fällt ein, dass ich ja nun gar nicht mehr so rasen brauch, die Wahl ist doch geschafft. Irgendwie habe ich jetzt jede Menge Verständnis für den Raser mit den quietschenden Reifen.
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