Während mitten im Schwabenland höchstrichterlich festgestellt wurde, dass der gemeine Ossi keine eigene Ethnie ist, leiden doch viele der Ostdeutschen unter diesem Makel.
Die einzig sinnvolle Variante mit dieser geburtsbedingten Benachteiligung umzugehen, ist, sie offensiv anzugehen. Der Geschenkeladen-Betreiber Hendrik M. Dietrich hatte dazu nun die passende Idee. Während in der Tragödie um die Ablehnung der Ostdeutschen bei einer westdeutschen Firma ein winziges Minus vor dem Ossi die Hauptrolle spielte, will er nun dem Ossi ein Plus anheften. Dietrich wörtlich: „Mit dem neuen Logo +Ossi kann man sich klar positionieren und zu erkennen geben.“
Als erstes ist nun eine komplette Bewerbungskollektion geplant, die vom feschen Aufkleber für Briefumschlag und Bewerbungsmappe bis hin zum T-Shirt fürs Bewerbungsgespräch reichen soll. „Wenn die Nachfrage stimmt, werden wir weitere Merchandise-Artikel auf den Markt katapultieren“, erläutert der Unternehmer.
Die neuen Kollektionen sollen dann im Catapult auf der Rothenburger Straße erhältlich sein. Gerüchte, nach denen beim Erwerb eine Geburtsurkunde vorgelegt werden muss, wollte Dietrich gegenüber dem Neustadt-Geflüster nicht bestätigen.
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Nachtrag: 27. April 2010: Inzwischen gibt es sogar schon eine Fangruppe auf Facebook und eine extra Seite auf dem Catapult-Web-Auftritt.
„…kann man sich klar positionieren und zu erkennen geben.“
muss ich das? ich trage meine identität im herzen und nicht zur schau.
könnte ich die ironie der aktion nicht verstehen, würde ich sagen:
am besten, alle ostdeutschen bekommen ein dickes „o“ auf die stirn tätowiert und auf dem arbeitsamt wird die „sektion o“ für die sonderbehandlung von deutschen aus den neuen bundesländern eingerichtet. (mit diskrimierung von bevölkerungsgruppen durch kenntlichmachung kennt sich der deutsche ja bestens aus…)
Die Shirts gibts seit heute im Catapult auf der Rothenburger Strasse 28. Gerade das erste Exemplar verkauft. An einen Holländer. Ich glaubs nicht…
Das ist doch toll! Perfekte Produkte zeichnen sich oft dadurch aus, daß sie für mehr gut sind, als der Hersteller im Sinn hatte.
und wieder werde ich mit preußen und thüringer in einen topf geworfen…
als sachse bekommt man da das kotzen…
Als Drähsdnor bekomme ich das Kotzen, wenn ich mit Arzgebirglorn inn ah Tupp g’woarfe ward!
Eine Super Idee die sicher richtig gut läuft!!!
Naja, also ich weiß nicht so recht, mit derartigen äußerlichen Erkennungszeichen „ethnischer Art“ habe ich so ein wenig meine Problemchen.
Aber die Geschichte dieser Frau, die bestimmt nicht die einzige weit und breit ist, fand ich schon heftig.
In auf wie vielen Bewerbungen Ostdeutscher wird wohl in westdeutschen Unternehmen eine solche Markierung nicht auf die Unterlagen geschrieben,sondern auf post-it-Klebemarker geschrieben, die vor der Rücksendung sorgsam wieder entfernt werden?
Einen Bewerber aufgrund seiner Herkunft abzulehnen ethnisiert den Auswahlprozess ja gerade, wie ich finde. Für mich hätte es nicht um die Frage gehen dürfen, ob die Ostdeutschen eine extra-Ethnie sind, sondern ob sie im Personalbeschaffungsprozess zu einer solchen gestempelt und aufgrunddessen abgewiesen werden dürfen.
Hilfe-was für ein Sch….
Bewerbungsset geplant? Wer sich so zur Bewerbung gibt, muß sich nicht wundern.
Na wie praktisch, damit können sich die ‚Personaler‘ in Schwaben künftig eigenhändige Anmerkungen sparen. Geht das Aussortieren von Bewerbern unerwünschter Herkunft noch schneller …
Ich fühl mich diskriminiert – oder dürfen Wessis hier im Blog gar nicht kommentieren? ;-)
hendrik, darf ich das logo für meine geplante kneipe benutzen? das wird ne dunkle, feuchte kellerkneipe. da können die dresdner dann zum lachen mal hingehen
SalvaDDor:
Kommen da auch Leute mit diesem T-Shirt
http://www.3dsupply.de/products/754-ossi oder dem fast identischen +Wessi-Teil rein???
Oder nur Leute mit einer Zitat >>>geburtsbedingten Benachteiligung<<< (die ich im übrigen nirgendwo bei mir spüre), die sie mit dem +Ossi-Shirt zu kompensieren gedenken…?
@ Peter: Vorzeige-Wessis, die sich assimilieren, wie Du oder salvaDDor, dürfen natürlich hier gerne kommentieren.
@julia: da kommste sogar mit puhdys t-shirt rein, wenn du gleichzeitig eine wolfgang petry mütze aufhast…
kompensation? oder humor? die fähigkeit, sich selnbst auf die schippe zu nehmen ist die beste medizin der welt. der spruch „alles außer hochdeutsch“ war ursprünglich für sachsen erdacht, aber von der hiesigen landesregierung abgelehnt worden.. dumm gelaufen, oder? neustes beispiel für selbstironie, die längst fällig war, findet sich hier
http://www.stern.de/sport/fussball/fussball-bundesliga-leverkusen-ist-jetzt-offiziell-vizekusen-1557876.html
Nach den ersten positiven Reaktionen denken wir über die Erweiterung unseres Sortiments nach und überlegen, nun auch ins Firmenkundengeschäft einzusteigen. Dabei geht es darum, Personalabteilungen die Auswahl möglichst effizient zu gestalten. Deshalb kamen uns folgende Ideen:
1. Universal-Stempel-Set, 5er Set, einfache Bürokraten-Holz-Ausstattung mit den Modellen Minus-Ossi, Plus-Ossi, Minus-Wessi, Plus-Wessi, Minus-Minus-Ausländer
geplante Bewerbung: Schneller abstempeln!
2. Ablagekästen, vorbeschriftet mit Aufklebern siehe oben, einzeln bestellbar, auch in der Extra-Large-Ausführung bei negativen Bewerberüberhang
geplante Bewerbung: Schubladen machen das Leben leichter.
3. Denkschablonen, einfache Ausführung in anspruchsvoller schwarz-weiß-Optik, Handarbeit aus ostdeutscher Behindertenwerkstatt.
geplante Bewerbung: Was nicht passt, wird passend gemacht.
Was meint Ihr? Gibt es weitere Ideen?
@SalvaDDor Kannst das Logo gerne nutzen. Kostet aber ein lächerliches Bier. ;-)
nicht umsonst heißt es seit jahren: „kühe, schweine …“
@catapult22
Gute Satire, aber dennoch hieß es auch schon zu DDR-Zeiten „geschützte Werkstätten“, denn dort werden auch heute keine Behinderten hergestellt.. ;-)
(Peinlich war nur, wenn auf großen Tafeln extra daraufhin gewiesen wurde: „In diesem vorbildlichen Betrieb arbeiten auch Behinderte. Gut gemeint, aber peinlichst gemacht.)
Dass wir die nächste Zivilisationsstufe erreicht haben, merken wir dann daran, dass auf demselben Ständer „Nordi“- und „Südi“-T-Shirts hängen
Unterdessen geht der Prozess in die nächste Instanz, schon in dieser Woche will der Anwalt der Klägerin Berufung einlegen. Quelle: Süddeutsche Zeitung
Den Prozess wird sie auch diesmal wieder verlieren. Manchmal gibt es leider Prozesse, bei denen jeder normale Mensch denkt: „Klar hat die Klägerin Recht!“, aber der Prozess wird trotzdem ungüstig für sie ausgehen, weil die Klage einfach falsch formuliert ist. Kritisiert wird ja in der Klage „Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft“. Es gibt aber nun einmal keine Ethnie, also kein Volk „Ossi“. Es gibt auch kein Volk der Ostdeutschen. Es gibt vielleicht ein Volk der Sachsen oder Thüringer, aber deshalb wurde sie als Bewerberin ja nicht speziell abgelehnt. Eine Diskriminierung liegt durchaus vor, aber der Anwalt der Klägerin hätte sich da eine intelligentere Bezeichung der Diskriminierung einfallen lassen sollen.
Frank: Aber theoretisch stempelt das Unternehmen den Ossi ja zur eigenen Ethnie, indem es der Bewerberin aufgrund ihrer Herkunft (das ist ein Punkt, der eine Ethnie ausmacht) Fähigkeiten abspricht bzw. bestimmte Eigenschaften zuordnet, die einen Negativcharakter besitzen.
Für mich ist es schlicht nicht begreiflich, wie das Gericht hier daraufhin prüfen kann, ob es eine Ethnie „Ossi“ tatsächlich gibt oder nicht und daran dann sein Urteil ausrichtet, statt zu prüfen, inwiefern jemand den Ossi zur Ethnie stempeln und den Ossis daraufhin zur „unerwünschten Person“ erklären darf.
Nicht die Klägerin fühlt sich doch als eigene Ethnie, sondern sie fühlt sich – so wie ich das verstanden habe – zu Unrecht zu einer solchen zugeordnet und dadurch diskriminiert.
Jane: Man kann sich das so auslegen. Aber wenn der Kläger eine ungünstig formulierte Klage einreicht, ist es für meine Begriffe durchaus auch nachvollziehbar, dass das Gericht sich ausdrücklich auf diese Formulierung bezieht.
Im Übrigen fand ich als „gelernter DDR-Bürger“ das im ersten Moment auch ziemlich übel, jemanden mit „Ossi“ negativ einzustufen. Andererseits kann ich mir umgekehrt vorstellen, dass auch in ostdeutschen Firmen schon einmal jemand nicht eingestellt wurde, weil sich die Bearbeiter sagten: „Ach du meine Güte – ein Wessi! Nee, den lieber nicht …“ Und wenn die ebenfalls so blöd gewesen wären, diese Anmerkung in der zurück geschickten Bewerbung zu lassen und der Westdeutsche dann wegen „ethnischer Dirkriminierung“ geklagt hätte, wäre es sicher genauso ausgegangen. Westdeutsch ist genausowenig ein Volk, wie Ostdeutsch. Aber mal sehen, vielleicht legt das Gericht das in der nächsten Instanz ja tatsächlich anders aus. Gönnen würde ich es der Frau.
Jane, das Gericht hat festgestellt, dass »(-) OSSI« nach dem AGG keinen Diskriminierungsgrund darstellt. Die Arten der juristisch sanktionierbaren Diskriminierung sind im AGG eindeutig genannt.
Ein Personalchef eines ostdeutschen Unternehmens dürfte also auch »(-) WESSI« auf die Bewerbungsunterlagen kritzeln, solange das AGG nicht ergänzt wird.
Der Anwalt hat es aus seiner Sicht halt mit einem Kunstgriff versucht … so ein Kunstgriff muss aber nicht erfolgreich sein.
stefanolix:
Ich weiß, ich finde das aber kritikwürdig. Ich halte eine Ablehnung unter dem Vorwand „Ossi“ für ähnlich diskriminierend, da auf Vorurteilen wie Wesens- und Mentalitätszuschreibungen beruhend, wie eine Ablehnung mit dem Vermerk „Türke“ oder allgemeiner: „Ausländer“.
Man müsste mir mal erklären, woran man da genau den Unterschied festmacht.
Frank:
um klarzustellen: Es geht mir hier gar nicht zwingend um den „Ossi“, auch andersherum laufende Fälle von Diskriminierung halte ich für ahndungswürdig. Es geht mir allgemein um eine Personalpolitik, die auf Vorurteilen beruht und dazu geeignet ist, diese am Leben zu halten und Menschen zu diskriminieren.
War zwar nicht an mich gerichtet, aber: „(-) Türke“ wäre eindeutig ethnische Diskriminierung, „(-) Ausländer“ wäre eindeutig ausländerfeindlich. So etwas ließe sich bestens vor Gericht verwenden.
Aber warum soll „Türke“ diskriminierend sein, Ossi hingegen aber nicht? Die Diskriminierung steht doch am Ende so oder so. Die Tatsache, dass man hier Schwierigkeiten hat, die Art der Diskriminierung einzugrenzen, zeigt ja vielmehr die Abstrusität der Aktion, einen Menschen aufgrund seiner ostdeutschen Provenienz als für die Stelle ungeeignet einzustufen.
Die Diskriminierung orientiert sich hier ja schon an Dingen wie Herkunft, Sprache, Bräuche, Charakterzüge usw. Das sind in aller Regel Merkmale, anhand derer man jemandem einer Ethnie zuordnet.
Natürlich ist in der geschilderten Verwendung beides diskriminierend. Aber es ist eben nicht beides „ethnische“ Diskriminierung. Für „Ossi“/“Wessi“ müsste man also sozusagen erst eine neue Diskriminierungs-Schublade definieren.
Ich weiß schon, was Du meinst. Mir ging es nur um die nachvollziehbare Argumentationsweise des Gerichtes.
Hilfe! Auf welche Ideen die Leute kommen.
Ditte ist toll, ick hoffe ick bekomme da noch so ein shirt wenn ick nächste woche wieda nach Dresden komme!
Also ich finds gut, schließlich hinken wir OSSIS den Westdeutschen schon in einigem nach, was die Offenheit und die Intelligensz it neuen Medien angeht, schließlich sind wir erst seit 20 Jahren im Geschehen beteiligt und da ist es absolut keine Schande dazu zu stehen das man benachteiligt ist und vieleicht auch etwas minderbemittelt. Nur dann steht auch dazu und tut nicht ständig so als sei dieses Intelligenzefälle Ost nicht vorhanden. Why not. Hey wenn im Fernsehen ein Ossi für ein Autoglas-Harz wirbt, von dem er mit absoluter Überzeugung behauptet das das 30 Jahre lang halten wird, fragt man sich ernsthaft woher gerade der diese Erkenntnis haben will!!! Haha und solche Klopper gibts reihenweise.
Ich selbst habe Pädagogik studiert und stehe fest im Berufsleben, doch stets werde ich dort mit langjährigen Praktiken konfronziert die ich nicht kennen kann/konnte weil mir einfach nicht die Gelegenheit dazu gegeben wurde im Osten. Aber dazu stehe ich auch und tu nicht so als wäre das nicht existent! Scließlich bemerkt es doch jeder um mich herum, wenn ich dann noch so tu als würden die sich alle etwas einbilden und dagegen powern, na dann muss ich mich nicht wunsern wenn mein Umfeld (beruflich und privat) eine abgefasste Meinung zu meiner Personen UND meiner Abstammung hat.
Ich finde, das ganze Problem dieser OSSI-Geschichte besteht allein darin, dass wir nie gelernt haben zu unseren Defiziten zu stehen!
Denkt mal drüber nach, ganz ofen und ehrlich und ihr werdet merken das dieser Satz auf Tatsachen basiert.
Ich gehe noch einen Schritt weiter: Kommt ihr zu einem anderen Ergebnis, hat sich die Grundlage erst recht bewahrheitet!!!
Gruß Timor (das ist nicht böse gemeint, ich komme selbst aus einer Gegend Ostdeutschlands, die nicht so beliebt ist, dem berüchtigten Eichsfeld, welches sich seinen Titel sicherlich nicht unbegründet verdient hat)
Sehe ich was hier so um einen herum für ältere Menschen leben, so ab 30, da wundert es mich nicht das die außerhalb dieser gegend bei anderen Ossis anecken und diesen Ruf schüren. Das sich westdeutsche dann über solche Verhaltensweise muckieren ist doch klar, die haben sich lange Jahre um ihr Land bemüht und treffen nun auf so seltsame Typen bei denen es ihnen schaudert.
Ehrlich Leute, ich habe auf einer Weihnachtsfeier bei einem Flaschendreh-Spiel die Frage nach meiner religiösen Ausrichtung mit „katholoisch-verlogen“ beantwortet und schallenden Beifall von den überwiegend ostdeutschen Mitarbeitern erhalten.
Meine Gte, da wundert man sich hier in meine Heimat darüber das wir in Westdeutschland und dem überwiegendem Teil der Restwelt als „dumme Ossis“ oder sogar als Assis belächelt werden, wenn wie mit Äußerungen wie „Der Herrgott wirds schon richten, der wacht über mich“ oder ähnlichen dummen Aussprüchen religiöser Natur aufwarten, obwohl wir vorgeben intelligent und aufgeklärt zu sein, wow das outet einen Ossi doch schon als Trottel
Steht mal ehrlich und aufrichtig zu eurem Verhalten, ändert es so wie ihr meint das es aufrichtig und normal erscheint und man belächelt euch auch nicht als Ossis!
Denn, an JEDER Geschichte ist etwas Wahrheit und an dem des dummen Ossis eben auch, wenn auch etwas mehr.
In diesem Sinne,
Timor
aus dem „katholisch verlogenen“ Eichsfeld