Anzeige

Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Menschen-Fotograf

Er stellt sich hin. Nimmt die Kamera hoch und hält drauf. Wer ihm vor die Linse läuft und interessant erscheint, wird abgelichtet. Thomas Alexander Leikauf versteht sich als Straßen-Fotograf. Er will nicht nur dokumentieren, versteht seine Aufnahmen vielmehr als Kunst.

Fotos aus Wien, London, Amsterdam, Nürnberg

„Jedes Bild wird nach der Aufnahme am Computer nachbearbeitet, dabei werden aber nur Farbe und Licht verändert. Die Szene an sich bleibt unberührt“, erklärt der 60-Jährige. In seiner Bayerischen Heimat Nürnberg und Regensburg hatte er schon drei Ausstellungen mit seinen Bildern. In seinem ersten Leben hat er als Unternehmensberater Geld verdient, seit 2008 hat er sich aus dem Business zurückgezogen, um sich nun ausschließlich der Fotografie zu widmen. Er reist durch die Welt, hat schon in London und Amsterdam gelebt. Im Sommer 2015 kam er nach Dresden. „Der Plan war, ein Jahr zu bleiben, den Mikrokosmos Neustadt zu erleben und zu fotografieren“, grinst er. Das Jahr ist rum und er hat sich ins Viertel verliebt, will länger hierbleiben. „Ich hab hier so viele nette und interessante Menschen und Kontakte gefunden“, berichtet er.

Straßen-Fotografie in Dresden

Neben den Fotos hat er jede Menge Projekte im Kopf. Auch hier in Dresden will er eine Ausstellung machen, erste Kontakte zu Galerien sind schon geknüpft. „Dann arbeite ich an einem Foto-Story-Buch“, erzählt er und erklärt, dass er darin die Geschichten hinter den Bildern erzählen will. Ein paar Beispiele davon kann man schon auf seiner Facebook-Site nachlesen.

Das Genre der „Straßen-Fotografie“ ist ziemlich unscharf umrissen. Im wesentlichen geht es um Fotos, die im öffentlichen Raum entstehen. Für Thomas-Alexander geht es in erster Linie um die Menschen, daher ist er auch eher ein „Menschen-Fotograf“. Um Erlaubnis fragt er nicht. „Das würde ja die Situation verändern“, begründet er. Die Ergebnisse sind auf jeden Fall spannend.

Anzeige

Kreuzretter für die Rückengesundheit

Anzeige

Societaetstheater

Anzeige

Archiv der Avantgarden - Welten Bauen. Visionäre. Architektur im 20. Jahrhundert

Anzeige

Yoga Retreat

Anzeige

Agentour

Anzeige

tranquillo

Anzeige

Villandry

Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur

Anzeige

Archiv der Avantgarden - Der Wandel wird kommen

Anzeige

Blitzumzug

Photo-Walks

Ein weiteres Projekt sind seine „Photo-Walks“. Dazu schnappt er sich eine Persönlichkeit und zieht mit ihr durch die Kulissen des Viertels. „Vergangenes Jahr habe ich insgesamt vier Touren gemacht“, erzählt er, „für die Beteiligten entstehen dabei coole Bilder und wir hatten immer eine Menge Spaß dabei.“ Mit dem einsetzenden Frühling ist er jetzt wieder öfter mit der Kamera unterwegs. „Die nächsten Termine für weitere ‚Photo-Walks‘ stehen schon, aber ich freue mich immer über weitere Anfragen und interessante Gesichter.“

Straßen-Fotograf Thomas Alexander Leikauf

Straßen-Fotograf Thomas Alexander Leikauf
Straßen-Fotograf Thomas Alexander Leikauf

17 Kommentare

  1. Vor kurzem wollte ich das bunte Treiben vor dem Scheunecafé fotografieren. Da wurde ich von einigen jungen Männern mit Migrationshintergrund sehr massiv aufgefordert, die Bilder wieder zu löschen, auch wenn ich gar keine Einzelpersonen fotografiert hatte. Die Einschränkungen der Lebensqualität in der Neustadt drohen von vielen Seiten. Und das Thema „Offenheit“ haben leider noch nicht alle Bevölkerungsgruppen gelernt.

  2. Ich denke doch, das hat nichts mit Herkunft oder Geschlecht zu tun – man kann ja auch freundlich fragen, wenn man nicht sicher ist, wie die Knipserei ankommt, wie man das z.B. im Urlaub hoffentlich auch macht. Ich würde das auch nicht unbedingt begrüßen, einfach so abgelichtet zu werden. Außerdem ist mir nicht ganz klar, inwiefern das DEINE Lebensqualität beeinflusst, wenn andere Menschen das als übergriffig empfinden, einfach so von dir fotografiert zu werden – ist das nicht etwas egozentrisch gedacht?

  3. Coole Fotos.
    Was die Persönlichkeitsrechte anbelangt, würde mich sehr interessieren, wie der Künstler das handhabt. Die Fotos bilden ja gezielt Menschen ab.
    Wenn ich das noch richtig weiß, müsste man theoretisch vor Veröffentlichung eine schriftliche Einverständniserklärung einholen, oder?

  4. Wer googeln kann ist klar im Vorteil:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Recht_am_eigenen_Bild_(Deutschland)

    Vor allem auch im Zuge der Verbreitung von Gesichtserkennungssoftware ist die Veröffentlichung von Bildern einzelner Personen ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte.
    Das betrifft auch dich, Anton, wenn du die Fotos auch auf Facebook zugänglich machst.
    Und wie schwer es ist, ein Foto da wieder raus zu bekommen, weiß man ja.

  5. War auch mein erster Gedanke und würde mich ebenfalls sehr interessieren. Evtl. kann Anton dazu nochmal eine Antwort einholen – das wäre Aufschlussreich

  6. @Richard und Marcus: Der Fotograf argumentiert mit der Kunstfreiheit nach Artikel 5 Grundgesetz. Soweit ich weiß, ist das noch nicht gerichtlich bis zum Ende ausdiskutiert worden und wird wohl von Fall zu Fall unterschiedlich entschieden. Spannender Artikel dazu in der taz.

  7. Naja, so geeignet ist der Absatz nun auch wieder nicht: bei dem Fall, welches als Beispiel für ein zu akzeptierendes Bildnis ging, wurde ja ein gemaltes Porträtgemälde herangezogen. So wie ich die Diskussion seit längerem verfolge, ist es bei Fotos doch etwas schwieriger in der Trennung zwischen Kunst und Alltag…

  8. Der TAZ-Artikel ist ja schon älter und enthält interessanterweise auch nicht alle Aspekte aus dem ersten Urteil. Deshalb zur Vervollständigung:

    1. Der Fotograf wurde im ersten Urteil nicht nur zum Tragen der Prozesskosten, sondern zusätzlich auch von Abmahnkosten verurteilt. Die Abmahnung bezog sich auf eine Unterlassung aufgrund der Verletzung des Rechtes am eigenen Bild. Wie gesagt: erfolgreich. Nicht stattgegeben wurde hingegen der Forderung nach Schmerzensgeld.

    2. Die von beiden Seiten eingelegte Berufung brachte nichts. Die Klägerin zog ihre (nach Schmerzensgeld) zurück, die des Fotografen/ der Galerie wurde zurückgewiesen. Damit ist das erste Urteil bestätigt.

    Quelle: https://www.anwalt.de/rechtstipps/ist-streetfotografie-noch-zulaessig-rechtliche-risiken-und-rechtsfolgen_077870.html

    Quark ist natürlich das Fazit: „…Streetfotografen kaum noch trauen, Straßenfotos in der Öffentlichkeit zu machen, auf denen Personen abgebildet sind“. Fotos MACHEN kann man, wie man will. Die Veröffentlichung ist das problematische.

    Und wenn Personen nur „Beiwerk“ sind, ist es auch unproblematisch. Wobei ich mir z.B. beim Foto „Prager Straße“ nicht sicher wäre, ob die älteren Damen zum „Beiwerk“ zählen…

  9. @Anton: Vielen Dank für Antwort und Link!

    @jubee: Den Text bei Wiki kenne ich und habe in mehreren Fotobüchern etwas dazu gelesen. Da die Aussagen aber für mich immer eher schwammig waren, wollte ich halt von einem aktiven Künstler wissen, wie er damit umgeht.

  10. Das Einverständnis der/des Fotografierten muss vor dem Klick erfolgen. Aber andere Länder handhaben das grundsätzlich anders und die Leute reagieren auch ganz anders, wenn sie gefragt werden. In USA z. B. freut sich jeder, das einer ein Foto von ihm machen will… D ist da ja etwas konservativer.

  11. @Anton: Danke für die Info, für die Argumentation des Fotografen.

    An dieser Stelle bin ich einigermaßen entsetzt. Einigen Menschen ist wohl nie klar oder sie wollen sich nie darüber im Klaren sein, dass die eigene Freiheit genau dort endet, wo die Rechte anderer eingeschränkt werden. Aber ist wohl wie so oft. Alle Menschen sind gleich. Außer ich, ich bin besser. :-)

    Was nichts daran ändert, dass ich die Fotos klasse finde. Aber die Grundeinstellung stößt mich spürbar ab.

Kommentare sind geschlossen.