Gelegentlich wage ich mich auch nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus, um in diversen gastronomischen Einrichtungen dem Alkoholgenuss zu frönen. An Sonnabenden kann der Weg zur Kneipe schon mit gewissen Strapazen verbunden sein, denn in der Neustadt sind merkwürdige Gruppen unterwegs. Ich schlendere die Alaunstraße entlang, da treffe ich die erste.
Fünf junge Burschen mit einheitlichen Kurzhaarschnitten stehen vorm „Jim Beams“. Das ist mal wieder brechend voll, für die fünf ist kein Platz. Folglich wird beratschlagt, wo man sich hinwenden könnte. Zwei der Jungs telefonieren bereits, offensichtlich will diese Gruppe im Laufe des Abends noch wachsen.
Behutsam dränge ich mich vorbei und stolpere über die nächste Gruppe. Ein halbes Dutzend stattlicher Herren mit teilweise etwas schütterem Haar versucht, durch gezielte Schaufensterblicke im „Schwalbennest“ noch freie Plätze auszumachen. Einer kann einen freien Tisch erspähen, und vor mir wird der Fußweg wieder frei. Ein kurzer Blick ins Innere des Lokals zeigt mir aber, dass der Späher sich wohl verspäht hat, denn die Gruppe steht nun ziemlich belämmert herum. Freie Plätze? Fehlanzeige.
In die Louisenstraße einbiegend, zähle ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite gleich drei kleinere Menschen-Gruppen. Ich treffe die nächste vor dem „Little Creatures“, dort sammelt sich eine gemischte Gruppe, Jungen und Mädchen vor dem Lokal.
Den Wortfetzen entnehme ich, dass auch sie keinen Platz gefunden haben und nun ein anderes Örtchen suchen. Eine schlägt auch gleich das „Blue Note“ vor. Bloß nicht, stöhne ich in Gedanken, da wollte ich doch auch hin.
Glücklicherweise setzt sich der Gedanke nicht durch, stattdessen wird darüber lamentiert, dass die Neustadt auch nicht mehr das ist, was sie mal war. Das glaube ich zwar auch, dennoch rutscht mir ein halblautes „und Schuld habt ihr“ heraus. Aber die jungen Menschen sind zu sehr mit sich beschäftigt, so kann ich unbehelligt meiner Wege ziehen.
Im „Blue Note“ angekommen, stelle ich fest, dass es zwar ziemlich voll, aber für mich am Tresen immer noch ein Plätzchen frei ist. Erstaunlicherweise haben diese Gruppenbewegungen nach meinem Empfinden immer mehr zu genommen. Irgendwo scheinen sie also doch immer wieder Unterschlupf zu finden.
Nachtrag 2017
Das „Jim Beams“ heißt jetzt „Old Beams“, aus dem „Schwalbennest“ ist das „Eckstein“ geworden, „Little Creatures“ und „Blue Note“ gibt es unverändert, durch die Neustadt ziehende Gruppen auch noch.