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Luthersprüche zum Anfassen

Anna Higgs: Berührungen
Anna Higgs: Berührungen
Seit heute ist in der Martin-Luther-Kirche eine Installation der Künstlerin Anna Higgs zu sehen. Um 20 Uhr findet die Vernissage statt. Die Ausstellung hängt noch bis Ende Oktober.

„Berührungen“ heißt die Ausstellung, den Namen hatte sich die Künstlerin gewünscht, weil sie ein Kunstwerk geschaffen hat, das die Besucher im wahrsten Sinn des Wortes berühren dürfen. Man kann durch die Banner hindurch laufen. Sie sind beschriftet: entweder mit originalen Martin-Luther-Zitaten – oder mit luther-ähnlichen Sätzen, die in der Kirchgemeinde entstanden sind.

Für Anna Higgs ist es ein „comming home“. Sie ist über die ganzen Jahrzehnte ihres Lebens ihrer Heimatstadt Dresden treu verbunden geblieben und besucht regelmäßig ihre Taufkirche; unsere Martin-Lutherkirche.

In der Prießnitzstraße hier in der Neustadt aufgewachsen, erhielt sie damals privaten Religionsunterricht. Heute lebt und arbeitet sie in Baden-Würtemberg, ist aber regelmäßig in der Neustadt zum „Heimweh stillen“, wie sie sagt. Ihre drei Kinder und zwei Enkelkinder halten sie dort gebunden, sonst wäre sie schon längst wieder hier, meint sie.

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Übrigens hat die Künstlerin auch die Etiketten für das Luther-Bier entworfen, welches die Kirchgemeinde in Zusammenarbeit mit Lößnitz-Pils entwickelt hat und in diesem Sommer ausschenken will. Da wohl eher Luthers Frau Katharina die Braumeisterin war, ist auch sie auf dem Etikett zu entdecken.

Berührungen

  • Vernissage am 15. Juni, 20 Uhr, Martin-Luther-Kirche, Martin-Luther-Platz, 01099 Dresden
  • Weitere Infos zur Künstlerin: www.anna-higgs.de
Luthersprüche (echte und falsche) zum Anfassen
Luthersprüche (echte und falsche) zum Anfassen

17 Kommentare

  1. Ein wunderschönes Hallo an die geneigte Leserschaft. Kennt vielleicht irgendjemand den Turnus, in dem man auf den Turm der Lutherkirche kommt? Wird das irgendwann wieder regelmäßig freitags sein oder ist das derzeit gar nicht mehr geplant?

    Vielen Dank

  2. Da hätt’ich noch ’n paar, falls mal so’n Tuch abreißt:
    „Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen…; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, … unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (…) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören.“

    „Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden.“

    „Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da.“

    „Drum soll hier erschlagen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und daran denken, daß nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann als ein aufrührerischer Mensch; (es ist mit ihm) so wie man einen tollen Hund totschlagen muß: schlägst du (ihn) nicht, so schlägt er dich und ein ganzes Land mit dir.“

    „Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Könnten sie auf bessere Art zu regieren sein, würde Gott auch eine andere Ordnung über sie gesetzt haben als das Schwert und die Tyrannen. Das Schwert zeigt deutlich an, was für Kinder es unter sich hat, nämlich nichts als verdammte Schurken, wenn sie es zu tun wagten. “

    „Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will.“

    „Unkraut wächst schnell, darum wachsen Mädchen schneller als Jungen.“

    „Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, daß sie sollen stille sitzen.“

    „Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wusste Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand.“

    „Hieher zum Kuß, der Teufel hat in die N. geschmissen, und den Bauch abermal geleeret; das ist ein recht Heilightumb, das die Jüden und was Jüde sein will, küssen, fressen, saufen und anbeten sollen; und wiederumb der Teufel auch fressen und sauffen, was solche seine Jünger speien, oben und unten auswerfen können. Hie sind die rechten Gäste und Wirthe zusammengekommen, habens recht gekocht und angericht … Der Teufel … frißt mit Lust … , was der Jüden unter und öber Maul speiet und sprutzet, …“ –

    mit Goethe:

    „Unter uns gesagt, ist an der ganzen Sache nichts interessant als Luthers Charakter, und es ist auch das Einzige, was der Menge eigentlich imponiert. Alles übrige ist ein verworrener Quark, wie er uns noch täglich zur Last fällt.“

  3. Danke Seldon, den Gedanken hatte ich auch.
    Das Antisemiten-Bier wird in Sachsen bestimmt gut laufen.

  4. @Seldon: Hattest Du wirklich befürchtet, wir würden diese kritische Seite Luthers aussparen und ihn zum Helden oder gar Heiligen hochstilisieren?
    Schade – da hätte ich Dir mehr zugetraut als diesen spät-lutherischen Wutausbruch.

  5. Hallo Ecki,
    vermutet hätt‘ ich schon, dass Luther eher positiv wegkommt. Befürchtet…naja…Und aus den infohalber ergänzten Zitaten Wut rauszulesen, ist da doch der Sache zuviel Bedeutung zugemessen. Daher ja der goethe’sche Aphorismus am Ende der sehr inkompletten Liste „böser“ Sprüche.
    Und wenn ich mal wütend werde, bestimmt nicht spät-lutheranisch sondern in ganz und gar unheiligem Zorn.

    Leider ist vom erste revolutionäre Feuereifer des
    „Wenn ihr“ (der römischen Pfaffen) „rasend Wüten einen Fortgang haben sollte, mich es wäre schier kein besserer Rat und Arznei, ihm zu steuern, denn daß Könige und Fürsten mit Gewalt dazutäten, sich rüsteten und diese schädlichen Leute, so alle Welt vergiften, angriffen und einmal des Spiels ein Ende machten, mit Waffen, nicht mit Worten. So wir Diebe mit Schwert, Mörder mit Strang, Ketzer mit Feuer strafen, warum greifen wir nicht vielmehr an diese schädlichen Lehrer des Verderbens, als Päpste, Kardinäle, Bischöfe und das [ganze] Geschwärm der römischen Sodoma mit allerlei Waffen und waschen unsere Hände in ihrem Blut?“
    schnell nicht mehr viel geblieben
    „Der Blitz schlug ein, den Luther geschleudert hatte. Das ganze deutsche Volk geriet in Bewegung. Auf der einen Seite sahen Bauern und Plebejer in seinen Aufrufen wider die Pfaffen, in seiner Predigt von der christlichen Freiheit das Signal zur Erhebung; auf der andern schlossen sich die gemäßigteren Bürger und ein großer Teil des niederen Adels ihm an, wurden selbst Fürsten vom Strom mit fortgerissen. Die einen glaubten den Tag gekommen, wo sie mit allen ihren Unterdrückern Abrechnung halten könnten, die andern wollten nur die Macht der Pfaffen, die Abhängigkeit von Rom, die katholische Hierarchie brechen und sich aus der Konfiskation des Kirchengutes bereichern. Die Parteien sonderten sich und fanden ihre Repräsentanten. Luther mußte zwischen ihnen wählen. Er, der Schützling des Kurfürsten von Sachsen, der angesehene Professor von Wittenberg, der über Nacht mächtig und berühmt gewordene, mit einem Zirkel von abhängigen Kreaturen und Schmeichlern umgebene große Mann zauderte keinen Augenblick. Er ließ die populären Elemente der Bewegung fallen und schloß sich der bürgerlichen, adligen und fürstlichen Seite an. “
    http://www.mlwerke.de/me/me07/me07_342.htm

  6. @Seldon: Friedrich Engels bildet nun nicht gerade den neuesten Diskussionsstand um Luther ab. Da gab es in den 1980er Jahren von Marxisten sehr viel Differenzierteres zu lesen. Übrigens hat Engels judenfeindliche Äußerungen Luthers, auf die Du zunächst vor allem abzieltest, nicht kritisiert – das Thema war ihm wohl egal (oder stimmte er stillschweigend da mit Luther überein?).

    edit: Und anstelle der vielen „Klassiker“-Zitate solltest Du Dich vielleicht mal bemühen, selbst einen Standpunkt zu entwickeln.

  7. @Seldon: Marx/Engels – vielen Dank auch für dieses Zitat :-( Dazu noch zitiert nach Dietz Verlag DDR 1960. Diese Einseitigkeit habe ich in StaBü und ML auch noch zu hören bekommen.
    Ein bisschen differenzieren wäre schon ganz gut. Letzters empfehle ich auch in Richtung Pieschener. Einseitige Pauschalisierungen sind so meine Sache nicht.

  8. Um noch was tröstendes hinzufügen, Luther wurde sogar mehrfach von Marx loben erwähnt und gar als »ältesten deutschen Nationalökonomen« gewürdigt. Insbesondere, dass Luther bemerkenswerterweise den Wucher nicht durch die übertriebene Höhe des Zinses, sondern dadurch, dass überhaupt Zins gefordert wird. Schließlich sollten Christenmenschen »geben frei umsonst jedermann, der dessen bedarf oder begehret«. Bemerkenswert aber ist vor allem, dass er keinen Unterschied zwischen dem Wucherer und dem Kaufmann gelten lässt. Es ist diese Gleichsetzung, die Marx als das besondere Verdienst Luthers bezeichnet, weswegen er dessen ökonomische Einsichten »höher« als diejenigen des anarchistischen Ökonomen Proudhon bewertete. Wucherer und Kaufmann, so Marx, sind »Zwillingsbrüder«, die vom gleichen »absoluten Bereicherungstrieb« besessen sind. Dass der eine sein Geldvermögen durch den Kauf und Verkauf von Waren anhäuft, der andere durch Zinsforderungen, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
    In einer Epoche, in der sich das industrielle Kapital (in Form von Fabriken) noch nicht gebildet hat, repräsentieren Wucherer und Kaufmann erstmals den Typus des Kapitalisten. Aus diesem Grund würdigt Marx die harsche Kritik Luthers am Reichtum als (Früh-)Form der Kritik am Kapitalismus. Im Gegensatz zu dem Schweizer Reformator Calvin, der im Reichtum ein Zeichen göttlicher Gnade und eine Prädestination für ein Plätzchen im Paradies erkennen wollte, bekämpft Luther die Reichen wie zum Beispiel die Kaufmannsfamilien der Fugger und Welser als »Wölfe in Schafkleidern«. Es sei, wie Marx genüsslich zitiert, kein größerer »Menschenfeind auf Erden (nach dem Teufel)«. Sie saugen ihre »Nächsten« aus, berauben und bestehlen sie und wollen »über allen Menschen Gott sein«. Jenseits aller zimperlichen Bedenken empfiehlt er daher, sie zu »rädern und federn«. Darüber hinaus möchte Luther die Wucherer und Kaufleute auch noch »verjagen, verfluchen und köpfen«. Dazu Marx’ Kommentar: ein »allerliebstes Bild, auf den Kapitalisten überhaupt«.

    Leider wird dir die Quelle wieder nicht passen:
    https://www.jungewelt.de/artikel/311090.wider-den-wucher-zu-predigen.html

    Übrigens: was meinst Du mit „einseitiger Pauschalisierung“? Ich hab ja nicht gesagt, alle Lutheranhänger wären obrigkeitshörig, oder alles was Luther je schrieb war antisemitisch oder so. Pauschale Ablehnung von Marx begegnet mir dagegen schon recht häufig, so à la: Weil die DDR untergegangen ist, muß Marx ja Quatsch sein. Oder: Alles was je in Stabi und ML vermittelt wurde war undifferenziert, pauschal und einseitig.

    Das nun allerdings in ML einseitig über eben Marx/Engels/Lenin geredet wurde, halt ich für recht nachvollziehbar…

  9. Marx brachte es aber am Besten auf den Punkt:

    „Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d’honneur, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.

    Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“

    – Karl Marx: Einleitung zu Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie

    Und viel mehr, muss dazu nicht gesagt werden.

  10. Ausgerechnet die Kommunisten schwingen sich da wieder mal auf:

    „Man solle damit in einer sozialistischen Revolution beginnen, die primitiven Völkerabfälle wie etwa Basken, Bretonen, schottische Highlander, zu liquidieren.” – Karl Marx, 1848 in der Rheinischen Zeitung

    „Der jüdische Nigger Lassalle, der glücklicherweise Ende dieser Woche abreist, hat glücklich wieder 5000 Taler in einer falschen Spekulation verloren… Es ist mir jetzt völlig klar, daß er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen (wenn nicht seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite sich mit einem Nigger kreuzten). Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft.” – Marx an Engels, 1862 (MEW 30, 257)

    „Wir erkennen also im Judentum ein allgemeines, gegenwärtiges, antisoziales Element.” – Marx an Engels (MEW 1, 372)

    Usw.:

    http://de.pluspedia.org/wiki/Rassismus_und_Antisemitismus_in_den_Werken_von_Marx_und_Engels

  11. Hallo Andreas,
    Danke für den Hinweis, aber ich wüßte nicht, wo ich je etwas anderes behauptet hätte…
    Was den Standpunkt angeht, sei versichert, dass ich einen solchen habe, ziemlich fest und auch theoretisch fundiert. Zustimmendes Zitieren darf hier ruhig auch als Ausdruck dessen verstanden werden, zumal es manchmal einfach zu schön formuliert ist, als dass man es der Welt nicht ab und an zur Verfügung stellen sollte. Ganz abgesehen von der enorme Zeitersparnis…

  12. Hallo Lenbach,
    ach naja…
    mal schnell ne „Enzyklopädie mit nicht so strengen Relevanzkriterien“ gefunden und munter aus dem Zusammhang gerissene Sätze kopiert…
    Marx setzt sich in der „Judenfrage“ explizit mit Bruno Bauers antijüdischen Schriften „Die Fähigkeit der heutigen Juden und Christen, frei zu werden“ usw auseinander, in denen Bauer den Juden das Recht der Assimilation und der Gleichberechtigung mit den Christen abstritt.
    Marx hingegen verteidigt die Juden, denen er jede rassische und religiöse Einheit abspricht, fordert aber, ganz im Sinne der Denker der Französischen Revolution, ihre Befreiung, um sie in die eine Menschheit hinein aufzulösen. Ähnlich verhält es sich mit den Völkerabfällen (im Sinne von abgefallen, vom Volk getrennt, nicht etwa Abfall im Sinne von Mülleimer).

    “ in dem Aufgreifen der antijüdischen Stereotypen vom »Geldmenschen« und »schmutzig-jüdischen praktischen Eigennutz« etc. (A.MASSICZEK 547) (sowie in späteren vertraulich-persönlichen Injurien etwa gegen den ostjüdischen politischen Parvenu LASSALLE und in ausserordentlich abstoßenden polemischen Klischee-Passagen von einem schlecht-assimilierten »jüdischen Schmutzjournalisten« und »Börsenwolf« in »HERR VOGT« (MEW 14:599-605) — also im erniedrigendsten, kleinlichst-gehässigen politischen Handgemenge mit politischen Rivalen und Feinden) zum Ausdruck kommen mag: es geht MARX grundsätzlich um die Auflösung des von BÖRNE so treffend gekennzeichneten »magischen Bannkreises« jüdischer Identitätszuschreibung, jüdischer Besonderheit. Diese »Emanzipation vom Judentum« ist spürbar sein inneres Anliegen“
    http://theoriepraxislokal.org/AS/lk.m-jfr_03.php

    Nie und nirgends geht es Marx dabei um physische, gar »rassische« Eliminierung der jüdischen Menschen, »des Volkes der Juden«, wie immer letzteres definiert sei; keine einzige Formulierung dahingehend ist bislang auch von den erbittertsten Marxhassern im gesamten erschlossenen Werk je gefunden worden.

    Bestimmungen historisch-materialistischer, ökonomiekritischer Verortung »der Juden« sind zu unterscheiden von Judenbildern, die Marx ideologie- und religionskritisch verwendet im Kontext der Enträtselung des Geldrätsels, besonders fetischistischer Gestaltungen des Kapitals und besonders menschenverachtender Formen kapitalistischer Ausbeutung. So taucht z.B. die Shylock-Figur bis ins reifste Werk geradezu leitmotivisch auf.

    „Marx ging es mit dieser Technik offensichtlich um die adäquate Darstellung des inneren historisch-genetischen Zusammenhangs ökonomischer Opfer/Täter-Beziehungen mit den phobisch aufgeladenen Personifikationen, in denen sie unbegriffen fixiert worden sind und werden, in denen sie jedoch zugleich als bildlich-symbolische Ausdrucksformen wirklich-sinnlicher Verhältnisse ihre ästhetische Bewältigung und Auflösung und letztlich ihre wirklich-sinnliche Lösung erstreben: »des Menschen-Recht bricht unmenschlichen bürgerlichen Rechts-Schein« usw. “

    Seine persönliche Geschichte als Sohn konvertierter Juden und sein Versuch, sich davon zu emazipieren, die Stereotype, denen er sich ausgesetzt sah, die wohl in seinem eigenen Unbewussten offensichtlich selber anhafteten (das Phantasma vom »schwarzen« jüdischen Charakter umgekehrt liebevoll auf sein eigenes Äusseres bezogen in dem Kosenamen, den ihm Jenny von Westphalen gab: »das Schwarzwildchen« und eben im zärtlich-familialen »der Mohr«) gab Marx in privatisiertem, zur Karikatur verkleinertem Format an andere als negative Projektionen weiter, nämlich an gewissermaßen echte, offen nicht- oder schlecht-assimilierte Juden (am deutlichsten und lächerlichsten in seinem geschmacklosen und taktlosen persönlichen Klatsch über »den jüdischen Nigger« LASSALLE. Wobei noch unbewusste Ranküne gegen diejenigen mitspielen mochte, welche NICHT assimiliert waren…

    Nochmal zum vertiefen hier:
    http://theoriepraxislokal.org/AS/lk.m-jfr_03.php

  13. Ach ja, Andreas, diese BILD-Zeitungs-Art, mal ebenso kontextfrei eine Frage absichtsvoll in den Raum zu stellen (Übrigens hat Engels judenfeindliche Äußerungen Luthers, auf die Du zunächst vor allem abzieltest, nicht kritisiert – das Thema war ihm wohl egal (oder stimmte er stillschweigend da mit Luther überein?).) hat schon etwas Perfides…

    Nein, stimmte er nicht! Aber das weißt Du wahrscheinlich und es ist Dir egal…hauptsache effekthascherisch draufgehauen.

    Andreas hat im Neustadt-Ticker noch nie etwas zu (…setzte irgendwas Scheussliches ein….) gesagt. Stimmt er etwa klammheimlich damit überein?

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