Das gemütliche Klappern des Kochtopfdeckels signalisiert mir, dass die Kartoffeln kochen. Der Tiefkühlspinat taut auch so langsam vor sich hin, es wird Zeit die Eier in die Pfanne zu schlagen.
Die Eier?
Glücklicherweise ist gerade niemand in der Küche, so bleibt mein Entsetzensschrei ungehört. Dann kreisen hektisch verschiedene Gedanken durch meinen Kopf. Gut, die Kartoffeln brauchen noch etwa 20 Minuten, wenn ich den Spinat auf die kleine Flamme stelle, wird er hoffentlich nicht anbrennen. Dann ein Blick zur Uhr, es ist wenige Sekunden vor Acht. Gleich beginnt die Tagesschau, der Fernseher läuft schon, den darauf folgenden Spielfilm hatte ich als optische Dreingabe zu meinem leckeren Gericht geplant.
Und nun?
Die Supermärkte haben schon zu, bis zum Lidl am Neustädter Bahnhof ist es zu weit. Als die Tagesschau-Musik erklingt, bin ich bereits im Flur und in die Schuhe geschlüpft. Eilig haste ich die Treppen hinunter. Glücklicherweise erreicht man fast in jedem Teil der äußeren Neustadt zu Fuß binnen weniger Minuten einen Spätshop, einige sind asiatisch angehaucht, einige eher sehr alternativ. Allen gemeinsam sind die steten Trauben Jugendlicher, die in diesen Läden billig Bier erwerben, um es prompt auf dem Bürgersteig auszutrinken. Vor allem die bekannteren Läden auf der Louisen- und der Rothenburger Straße sind meist sehr voll, da hätte ich heute keine Chance, rechtzeitig zum Filmbeginn wieder zu Hause zu sein.
Doch etwas abseits der bekannten Pfade, auf der Förstereistraße, ist auch ein kleines Lädchen. Dort bekomme ich heute in Windeseile meine Eier und sogar noch ein Stück Butter dazu. Die nötige Sport-Einheit für den Kalorien-Abbau erledige ich gleich auf dem Heimweg, meine Uhr zeigt schon zehn nach Acht. Hoffentlich ist der Spinat nicht angebrannt.
Mit Schmackes nehme ich die letzten Stufen, kein verdächtiger Geruch. In der Küche klappert der Topfdeckel leise vor sich hin und der Spinat ist noch nicht einmal zur Hälfte aufgetaut. Der kriegt jetzt richtig Feuer, die Pfanne auch und als Dreingabe bekommt sie einen Klecks Butter zum Brutzeln. Das Rührei ist im Handumdrehen fertig und nach wenigen Minuten huscht mir ein glückliches Lächeln übers Gesicht. Alles rechtzeitig geschafft. Beim Film habe ich nur den Vorspann verpasst.
Nachtrag 2017
Den kleinen Spätshop an der Förstereistraße gibt es leider nicht mehr.