Meine Mitfahrerin stößt mich in die Seite: „Da, sieh doch, da ist noch ein Platz.“ Erwartungsfroh blicke ich in die Richtung, die sie mit ihrer Hand weist und verziehe das Gesicht, da würde doch höchstens ein Smart reinpassen. So langsam werde ich sauer und das ist keine gute Ausgangslage, um ruhig und aufmerksam durch die Neustadt zu kurven. Jetzt habe ich wirklich alle Straßen abgefahren, die Alaunstraße passieren wir gerade zum dritten Mal und es will sich mal wieder kein Parkplatz finden.
Jeder abendliche Besucher der Dresdner Neustadt kennt das Problem: Für das liebe Automobil ist leider kein Plätzchen frei. Als kluger und vor allem braver Bewohner habe ich bereits seit zwei Jahren das grüne Kärtchen für straffreies Anwohnerparken. Das funktioniert soweit auch ganz prima.
In der schmalen Straße in der ich gern parke, ist die eine Seite komplett freigegeben, die andere für Anwohner reserviert und wenn ich vor 18 Uhr mit dem Feierabendparken beginne, ist auf der Anwohnerseite fast immer noch ein Plätzchen frei. Denn, wie sich offensichtlich herumgesprochen hat, streifen bis dahin eifrige Politessen, denen ich immer freundlich und aufmunternd zunicke, durch die Straßen und strafen jeden, der ohne grünes Kärtchen am falschen Ort parkt mit einem kleinen Zettelchen ab.
Nun ist es nur leider so, dass ich eben manchmal doch etwas später komme und meistens passiert das auch noch an den für Parkraumsuchende ungünstigsten Tagen, nämlich an Sonnabenden und Freitagen.
So eben auch heute und diesmal habe ich auch noch eine Begleitung im Auto, das heißt, ich kann nicht laut fluchen und fresse den ganzen Ärger in mich hinein. Schließlich setze ich sie an der Haustür ab und sage zu ihr, dass sie doch schon mal vorgehen soll, ich würde schon irgendwo ein Plätzchen finden. Denn im Hinterkopf habe ich noch einen Geheimtipp, doch erst einmal will ich noch ein, zwei Runden drehen. Manchmal fährt ja auch gerade jemand ab, aber dafür ist es wohl noch zu früh.
Später nach Mitternacht findet sich wieder leichter ein Plätzchen, wenn die ersten Besucher das Viertel wieder verlassen. Nicht jedoch jetzt in diesem Moment, also steuere ich zielstrebig die Alaunstraße hinab, zum vierten Mal bereits, neben der Scheune biege ich auf den Parkplatz ein und habe für zwei Euro ein sicheres Plätzchen für die Nacht.
Nachtrag 2018
In der schmalen Straße (Jordanstraße) ist schon lange auf beiden Seiten Anwohnerparken. Den Parkplatz neben der Scheune gibt’s nicht mehr. Unter der Turnhalle kostet inzwischen die Stunde zwei Euro. Aber den Kreise fahrenden Parksuchverkehr, den gibt’s noch immer.