Die Villa Wigman auf der Bautzner Straße 107 liegt im Dornröschenschlaf. Ein eigens gegründeter Verein setzt sich nun dafür ein, das Gebäude nicht zu verkaufen, sondern als Tanz- und Kulturstätte zu beleben. Die mit Spannung erwartete Entscheidung des Stadtrates dazu wurde auf das Ende des Sommers vertagt. Derweil nimmt das ambitionierte, vom Tanzfonds ERBE geförderte Projekt „Past Present Future“ des Vereins seinen Verlauf, um für den Kulturort zu sensibilisieren.
„Das passiert nur einmal im ganzen Leben“, sagt Isaac Spencer, einer der vier beteiligten Choreografen. Er erzählt von der ersten internen Tagung unter dem Motto „Past“ Ende Juni, bei dem er die Ehre hatte, mit ehemaligen Wigman-Schülerinnen zu tanzen. „Es gibt überall Tanzhäuser auf der Welt, aber Dresden hat die Villa Wigman. Es ist wie ein Schatz.“ Die von ihm initiierte Online-Petition zählt schon knapp 750 Unterstützer. Die ersten kamen von der Graham-School in New York, berichtet er.
Die Villa auf der Bautzner Straße 107 wurde von 1920 bis 1942 von der Tänzerin und Choreografin Mary Wigman bewohnt und als Arbeitsstätte genutzt. Sie erlangte als Szene-Treffpunkt internationale Berühmtheit. „Es kamen Tänzer und Tänzerinnen aus ganz Europa, sogar aus Indien“, schwärmt Isaac Spencer. Nach dem Krieg probte das Ballett der Staatsoper in den Räumen, bis 1988 die „Kleine Szene“ der Semperoper einzog.
Kulturamt ist interessiert
Die Liegenschaft wurde vom Land Sachsen an die Spielstätte verpachtet. Als der Vertrag im Januar 2017 auslief, drohte der Verkauf der Immobilie. Im April 2016 gründete sich der Verein Villa Wigman für Tanz e.V., um den Spirit des Tanzhauses neu zu entfachen. Bis heute ist die Zukunft ungewiss, denn die Entscheidung des Stadtrates steht noch aus. „Das Kulturamt ist auf jeden Fall interessiert“, berichtet Kulturmanagerin Isolde Matkey, die sich im Verein engagiert. „Das Land ist gewillt, die Villa zum Vorzugspreis an die Stadt Dresden zu verkaufen. Jetzt liegt es an den Stadträten.“
Mit dem Projekt „Past Present Future“ will der Verein die Öffentlichkeit auf das Kleinod Bautzner Straße 107 aufmerksam machen. „Wir reden in Dresden immer nur von Barock, doch wir haben eine lebendige moderne Tanzszene, die Platz braucht“, sagt Isolde Matkey. Dafür sind bauliche Investitionen nötig. „Zuerst sollen die alten Tanzsäle in der ersten Etage bezugsfertig gemacht werden, danach die Büroräume in der zweiten Etage. Unter dem Dach sollen Gästewohnungen entstehen“, erklärt Isolde Matkey. Die Kosten für die erste Etappe liegen nach dem Betreiberkonzept des Vereins bei 53.000 Euro.
Villa Wigman als Ort für die Tanzszene
„Es ist unser Ziel, die Villa Wigman der professionellen Tanzszene und anderen darstellenden Künsten Dresdens als Ort für Training, Workshops und Begegnung zu öffnen“, ergänzt Isaac Spencer. Momentan nähern er und seine Kolleginnen Katja Erfurth, Anna Till und Johanna Roggan sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem Mythos Wigman in vier Choreografien an. „Kreis, Dreieck, Chaos – Die Tänze der Mary Wigman heute“ wird am 12. und 13. September im Societätstheater aufgeführt.
Im Frühjahr läuft dann die dritte und letzte Phase des Projekts unter dem Motto „Future“ an. In dessen Rahmen werden Ausblicke und Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die große Hoffnung ist, die Villa zu diesem Anlass schon öffentlich nutzbar zur Verfügung zu haben.
Villa Wigmann
- Weitere Infos zum Verein Villa Wigman für TANZ e.V. unter www.villa-wigman.de
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