Zur Hausbesetzung auf der Liststraße ist im Nachhinein ein Konzept zur Nutzung des Hauses aufgetaucht und auf der Webseite der Libertären Tage veröffentlicht worden. Ein Hinweis, wer das Konzept verfasst hat, fehlt.
Hier der Link zum Dokument.
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Anmerkung:
Da ich die Kommentarspalte in dem Hausbesetzungsthread geschlossen habe und der Wunsch nach weiterer Diskussion über das Konzept auftauchte, habe ich die relevanten Diskussionsbeiträge hier hinein kopiert.
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stefanolix sagt:
16. Mai 2010 um 21:34
Ich habe mir die PDF-Datei schon heruntergeladen. Das ist aber kein betriebswirtschaftliches Konzept. Beim Äußern der Forderungen geben sich die Besetzer sehr anspruchsvoll und selbstbewusst:
Deshalb und auf Grund der besonderen Eignung/Lage fordern wir dieses Gelände zur Schaffung solcher Flächen. (…) Wir erwarten, dass dies in kommenden Verhandlungen berücksichtigt wird. Wichtig ist uns außerdem die Nachhaltigkeit unserer Bemühungen. Daraus folgend werden wir nicht über einen zeitlich begrenzten Nutzungsvertrag oder einen Dauermietvertrag mit jederzeitiger Kündigungsmöglichkeit verhandeln. Ein Erwerb des Geländes zu entsprechenden Konditionen ist für uns eine Option.
Die Rechtsform der Erwerber soll offensichtlich ein Verein sein. Doch für den Erwerb des Hauses wird kein tragbares Finanzierungsmodell beschrieben.
Im Punkt 3.2 werden zahlreiche Baumaßnahmen aufgeführt, die zum Teil durch Fachbetriebe durchgeführt werden müssen. Eine durchgerechnete Finanzierung ist dafür im Konzept nicht vorgesehen. Allenfalls werden Hoffnungen auf zinsgünstige Kredite und Fördermittel geäußert.
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Die Belastung jedes einzelnen Mieters durch Miete, Nebenkosten und Eigenleistungen ist nicht sauber durchgerechnet:
Die Betriebskosten sind definitiv viel zu niedrig angesetzt und die Bemessungsgrundlage ist unvollständig. Das kann jeder Mieter beim Vergleich mit seiner ausführlichen Betriebskostenabrechnung nachvollziehen.
Die Miete für die Wohnfläche (Einnahmen vom 800 Euro im Monat) soll »die Projektfläche« (Einnahmen 300 Euro im Monat) finanzieren. Diese Rechnung geht aber nicht auf.
Die Einnahmen aus der Miete werden für den Erhalt des Hauses, für die Rückzahlung der Kredite, für Zinsen sowie für die sonstigen Pflichten eines Hauseigentümers (Vermieters) benötigt. Es scheint mir völlig illusorisch, mit 1.100 Euro all diese Ausgaben für so ein großes Objekt tragen zu wollen.
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Wenn mir schon so viele Ungereimtheiten auffallen, dann dürften Fachleute (Betriebswirte, Buchhalter) noch mehr davon entdecken. Das Konzept sollte unbedingt überarbeitet werden, bevor man damit in Verhandlungen geht.
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stefanolix sagt:
17. Mai 2010 um 08:18
@Ulli: Dieses Konzept muss man aus der Sicht des Mieters und des Vermieters sehen. Die Pflichten dieser beiden Seiten findet man im deutschen Mietrecht.
Wer einen normalen Mietvertrag hat und jedes Jahr eine Betriebskostenabrechnung bekommt, kann beides mal mit dem Konzept abgleichen. Die Mieter in diesem alternativen Projekt haben im Prinzip die gleichen Pflichten wie die Mieter in einem Mietshaus.
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann sich als Mieter beim Mieterverein über die Differenzierung der Kosten aufklären lassen: was darf der Vermieter »umlegen« und was darf er nicht umlegen?
Fast alle Kosten, die ein normaler Vermieter nicht umlegen darf, fallen in dem alternativen Wohnprojekt natürlich auch an. Nach dem Abgleich wird das Konzept auf der Kostenseite schon mal ganz anders aussehen.
Dabei haben wir noch nicht über Zins und Tilgung gesprochen, denn der Erwerb kostet Geld und die Baumaßnahmen kosten auch Geld. An diesen Punkten des Konzepts muss noch viel mehr gearbeitet werden.
Das ist bisher allenfalls ein erster Entwurf. Das schaut sich in dieser Form keine kommunale Verwaltung, keine Bank und kein Bauunternehmen ernsthaft an.
Dankeschön! Jetzt müsste man nur noch mit den Leuten ins Gespräch kommen, die das Konzept geschrieben und die das Konzept gelesen haben ;-)
Irgendwer meinte in der anderen Kommentarspalte, dass so etwas wohl nicht im Internet diskutiert würde …
Man kann es wohl nie allen recht machen: andere haben sich ja auch wiederum beschwert, dass das Konzept nicht beachtet wurde.
Puh, zwar etwas off-topic, aber dieses Konzept sieht aus, als wäre es nachts um 2 nach ausgiebigem Gezeche zustande gekommen – Sprache und Rechtschreibung sind unter aller Kanone.
Aber nun zum Eigentlichen: Hat dieses Konzept jemals Eingang in den politischen Prozess gefunden? Dies wäre nämlich die Möglichkeit, die der demokratische Rechtsstaat für die BürgerInnen vorsieht, aktiv Politik mitzugestalten – z.B. im Rahmen solcher Vorschläge und Konzepte zur Wohnumfeldaufwertung und Neugestaltung.
Was mir bei dem Konzept komplett fehlt, sind verbindliche Angaben zur Finanzierung sowie zu den Initiatoren selbst. Wer hat das Konzept erstellt? Ist es wahrscheinlich, dass die zur Finanzierung essentiell wichtigen Kredite auch gewährt werden?
Die Idee als solche finde ich prima, wär ich sofort für zu haben. Auch hat man sich offensichtlich schon viele Gedanken über eine adäquate Nutzung des Geländes gemacht.
Das ändert jedoch nichts daran, dass man eine Herausgabe des Geländes nicht mittels willkürlicher Inbeschlagnahme erzwingen kann, sondern dass man dazu den üblichen, nicht unbedingt einfachen Weg durch die städtischen Instanzen gehen muss, denn offensichtlich ist Stadt oder Land Eigentümer des Grundstückes.
Auch scheint die Finanzierung des Konzeptes alles andere als gesichert zu sein, von ein paar Tausend Euro Mieteinnahmen im Monat sowie einer noch nicht zu überblickenden Summe an Spenden dürfte sich schwerlich ein Haus sanieren lassen, das dürfte schon allein für die laufenden Kosten (u.a. Cafe, Werkstätten usw.) draufgehen.
Das Geld für die Sanierung müsste also aus Krediten kommen, deren Bewilligung in den Sternen steht.
Hm. Für meine Begriffe führt für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Projektes kein Weg an einer offiziellen Anfrage zum Erwerb des Geländes sowie einem plausiblen, von vorn bis hinten durchgerechneten Finanzierungsplan vorbei.
Vorab: Ich kenne die Immobilie wie die sprichwörtliche Westentasche, denn ich habe dort bestimmt zehn Jahre meinen (öffentlichen)Dienst verrichtet.
2006 sind wir ausgezogen (worden), denn es hieß, das Gelände würde bald (bzw. sei bereits) verkauft.
Auch ich habe mir damals in vagen Träumen vorgestellt, mir dieses Teil für mich und meine Familie anzueignen.
Geräumiges Haus -> Kredit nehmen und sanieren.
Grosses Grundstück mit grossem Garten.
Naja, Träumerei…
Um so entäuschter wurde ich mit jedem Jahr des Leerstehens des Gebäudes und des grossen Grundstücks.
Nun hat mich die Nachricht der Besetzung natürlich vom Hocker gerissen und insgeheim, im Nachhinein, zu der Äusserung: „Wurde aber eigentlich auch mal Zeit.“ gebracht.
Ich haben den Projektentwurf teilweise auch schmunzelnd zur Kenntniss genommen, sei es, was die Aufteilung der Räumlichkeiten (welche ich nur zu gut kenne) betrifft oder die sehr optimistisch anmutende Klärung des Finanziellen.
Und doch finde ich diese Aktion wichtig und gut.
Aktionismus vielleicht, aber was schadet es? Und wem?
Das Gebäude „gehört“ ja keinem so richtig. Also nicht einer Privatperson. Sondern dem Liegenschafsamt, ergo der Stadt.
Es ist müssig, darüber zu streiten, ob man das nun moralisch/gesetzlich darf oder nicht. Fakt ist, die Leute haben ein Zeichen gesetzt, sie wollen was daraus machen und wie man an dem Konzept sehen kann, scheint es nicht mal eben nachts im Rauschzustand entworfen worden zu sein.
Liebe Jane, auch ich befürworte die Einhaltung grammatikalischer und orthographischer Regeln. Die Nichteinhaltung derer aber wegen ein paar Aussetzern im Konzept ins Entreé deines Kommentars zu setzen…hmm…hat was von Nase gaaaanz weit oben…
Ich habe Jane nicht als hochnäsige Person kennengelernt. Ich sehe ihre Bemerkung als Hinweis an die Besetzer: wer von Banken, Sparkassen, Kommunalpolitikern oder auch Journalisten und Kommentatoren respektiert werden will, sollte sich tunlichst in korrektem und verständlichem Deutsch ausdrücken.
..verteidigt der bloggende Verfasser techn.. gaehn.. ischer Schriften die Bloggerin, die davon traeumt mal das Kleinstadtzeitungsfeuilleton befuellen zu duerfen. Na, Hauptsache die Grammatik stimmt!
fränk:
Ich mache mir eher Sorgen dahingehend, wie ernst es einem mit der Erstellung eines Konzeptes ist und ob man die Tragweite des Ganzen auch komplett erfasst hat, wenn man nicht einmal zu einem Mindestmaß auf eine anständige Form achtet.
Und sucht einer, der absichtlich überieht, dass ich diese Einleitung als „off topic“ markiert hatte, nicht einfach bloß nach einem Aufhänger zum Meckern? ;)
Jane:
Hmmm, „off-topic“, war mir bisher nicht geläufig, dieser Begriff. Musste ich erstmal „foresteln“. Wieder was gelernt. Danke. :)
Von „absichtlich was zum Meckern“ zu suchen kann also keine Rede sein. Es fiel mir halt gleich auf – und ich fand es eben ein wenig arrogant.
So, das war jetzt aber sowas von off-topic – nun zu Thema:
Dass man beim Konzept „nicht einmal zu einem Mindestmaß auf eine anständige Form“ geachtet hat, kann ich nicht erkennen.
Das Ding ist klar gegliedert, übersichtlich, mit Fotos und Darstellungen angenehm aufgehübscht.
Die erwähnten Rechtschreibfehler bedürfen sicher einer Überarbeitung, doch ich meine, sowas passiert schomal im Eifer des Gefechts. Oder, Jane? (guck mal in deinen letzten Kommentar…) ;-)
Oh, es wird wieder off-topic…
@Fränk: Aber die harten Fakten stimmen nicht. Ich kann mir wunderbare Konzepte für ein leerstehendes Haus ausdenken. Ich kann mit einem CAD-Programm schöne Visualisierungen herstellen. Aber wenn ich ohne ein belastbares Finanzierungskonzept zu meiner Kommune oder zu meiner Sparkasse gehe, werde ich keinen Erfolg haben.
Fränk:
Es geht doch hier nicht darum, auf der Idee insgesamt oder gar den Verfassern des Konzeptes herumzuhacken. Es geht darum, die CHANCEN dieses Konzeptes realistisch einzuschätzen. Und wenn ich mit einem derartigen Provisorium zu einer Bank ginge, stünden die wohl ziemlich schlecht.
Es stellt sich die Frage: Denke ich mir das Konzept um des puren Aktionismus willen aus, oder verfolge ich ein ernsthaftes, realisitisches Ziel, dessen Durchsetzung ich mir wohlweißlich durchdacht habe. Und ich sehe hier schlicht und ergreifend noch ausbaufähiges Potenzial, das ist alles, was ich gesagt haben wollte.
Keinem ist geholfen, wenn man aus falsch verstandener Solidarität mit Kritik dort spart, wo sie wirklich konstruktiv wirken könnte.
Ich glaube übrigens nicht, dass ich mit meinem letzten Posting bei der Bank eine Finanzierung erreichen wollte ;)
stefanolix:
Was willst du mir mit deinem Kommentar genau erklären?
Dass die Sache der Finanzierung des Projektes ein wenig abenteuerlich anmutet?
Aha.
Ich glaube, in meinem ersten Kommentar ist herauszulesen, wie ich das bewerte.
Jane:
Im Grunde sind wir ja nun einer Meinung, was Rechtschreiberei etc. angeht.
Doch ich werde das Gefühl nicht los, das