Vorsicht! – Der Ruf kommt genau zur falschen Zeit. Instinktiv drehe ich mich zu dem Schreihals. Da knallt mir der Schwebedeckel mitten auf die Stirn. Glücklicherweise hat er schon einen Großteil seines Weges zurückgelegt und somit Einiges an Energie verloren. Kurz der Aufprall tut nicht wirklich weh. Ich bin am Spazieren auf dem Alaunplatz und da können solche kleinen Missgeschicke schon einmal passieren. Immerhin tummeln sich hier bei schönem Wetter schöne Menschen, um gesunden Sport zu treiben, um schön zu bleiben. Dabei riskieren diese jungen Menschen vorsätzlich ihre Gesundheit, vor allem die Fußballspieler. Denn zwar gibt es schönen grünen Rasen auf dem Alaunplatz, doch der Boden gleicht einer Berg- und Talbahn. So sieht man denn auch meist die eine oder andere Sportskanone mit leidvollem Blick am Spielfeldrande sitzen. Viel Arbeit für den Orthopäden.
Die andere Gefahr ist tückischer, weil glitschig und übelriechend, doch ich will hier und jetzt nicht groß über Hundekot jammern. Mit optimistischem Selbstbetrug behaupte ich einfach, dass dieses Problem irgendwie kleiner geworden ist.
Neben den Fußballern spielen die Volleyballer, zumindest für mich ein hübscherer Anblick wegen der sportlich attraktiven teilnehmenden Weiblichkeit. Auch wenn es mir in der Seele leid tut, wenn der harte Ball auf die zarten Ärmchen prallt. Neben den Fitness- und Sportbegeisterten gibt es aber noch andere Gruppierungen auf dem weiten Grün. Die Spezies der Eltern mit Picknick-Korb, Kindern und befreundeten Eltern ist meist am Wochenende anzutreffen. Die Themen reichen von Stillzeiten bis hin zur Wahl der richtigen Grundschule. Diese Gruppe strahlt im Normalfall eine gewisse Ruhe aus, bis irgendein Kleinkind aus unerfindlichen Gründen zu schreien beginnt. Ein paar Schritte weiter treffen sich Architekturstudenten mit leistungsfähigem Laptop und kombinieren ihre Arbeit mit dem Bräunungsgedanken.
Na, viel Spaß beim Lernen, immerhin räuchert direkt nebenan ein Grill vor sich hin und herrlicher Bratwurstduft zieht durch den Park. Dazu klirren Bierflaschen. Etwas Abseits ein paar schwarzgewandete Jugendliche, trotz großer Hitze mit langen Hosen und schweren Stiefeln. Die Abgrenzung ist gelungen, statt auf einer gemütlichen Decke sitzen sie im Grase und statt Picknick-Korb haben sie eben eine Bierkiste. Das Kindergeschrei wird hervorragend durch ein batteriebetriebenes Radio ersetzt. Ich werfe den Schwebedeckel zurück und spiele mit dem Gedanken, vielleicht auch noch etwas Sport zu treiben, doch dann werde ich doch wieder schwach und kehre in der nächsten Pinte auf ein, zwei Bierchen ein.