Am vergangenen Sonntag ist Friederike Beier nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben.
Den Neustädtern galt sie als die Großmutter der Bunten Republik. Als Gründungsmitglied der IG Äußere Neustadt war sie schon bei der Organisation der ersten Republik im Jahre 1990 dabei. Später, nach den schweren Ausschreitungen um die Jahrtausendwende, engagierte sie sich wieder, war lebhafter und oft vermittelnder Bestandteil der Schwafelrunde.
Das Fest dann selber ließ sie lieber an sich vorbei ziehen. Fettbemmen verkaufend vor „ihrem“ Amselhof auf der Böhmischen Straße. In das Haus war sie in den 1980er Jahren schwarz eingezogen, als alle anderen, so sie konnten, aus der Neustadt flüchteten. „Das war ihr Platz für die Heimat – hier stimmte das Bauchgefühl“, berichtet eine Mitbewohnerin.
Fortan war Friederike Beier aus der Neustadt nicht mehr wegzudenken. Sie engagierte sich unter anderem erfolgreich für den Erhalt des Nordbades und die Errichtung des Spielplatzes an der Böhmischen Straße. 2001 trat sie gar als Oberbürgermeisterkandidatin an und erzielte mit 8,7 Prozent gegen die Herren Herbert Wagner und Ingolf Roßberg ein respektables Ergebnis.
Sie hatte Medizin studiert und arbeitete als Allgemeinärztin, später wurde sie zusätzlich in den Bereichen Psychotherapie, Chirotherapie und Neuraltherapie ausgebildet. Lange Zeit war sie als Leiterin der Aids-Beratung im Gesundheitsamt Dresden tätig. Sie hat diese Beratungsstelle aufgebaut. Ihren Arbeitsweg von der Böhmischen zur Bautzner Straße fuhr sie gern mit dem Rad. 2007 wurde sie für herausragende Leistungen im Kampf gegen HIV und Aids mit der Sächsischen Ehrenmedaille ausgezeichnet.
Nach der Bunten Republik Neustadt 2014 hatte sich Friederike Beier aus der Neustadt verabschiedet. Sie zog zu ihrer Tochter aufs Land nach Seifersdorf, einem Ortsteil von Wachau. Den Neustädtern gab sie damals in einem Interview noch mit, dass sie dankbar sein sollen, dass sie diesen Stadtteil hier haben, sonst würden sie im langweiligen Mief ersticken.
Friederike Beier wird fehlen, ihre vorlauten Spitzen gegen die Stadtverwaltung, aber auch ihre weise Besonnenheit in Tagen der Krise. Ruhe in Frieden.
Beisetzung
Die Beisetzung findet am Montag, 14. August 2017 um 13 Uhr auf dem Friedhof in Wachau, Ortsteil Seifersdorf statt.
Danke an André Wirsig für die Fotos.
Ach komm‘! Wir müssen dem Wolf nur den Bauch aufschneiden, dann hüpft sie wieder raus. :-(
:( Mein herzliches Beileid an die Hinterbliebenen.
Na wenn das mal kein Zeichen an die „BRN“ ist …