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Schauburg-Gründungsurkunde gefunden

Archivdirektor Thomas Kübler, Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch, Schauburg-Chef Stefan Ostertag und Architekt Benjamin Grill
Archivdirektor Thomas Kübler, Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch, Schauburg-Chef Stefan Ostertag und Architekt Benjamin Grill
Heute Mittag hat der Schauburg-Geschäftsführer Stefan Ostertag die Zeitkapsel mit der Gründungsurkunde des fast 90 Jahre alten Kinos an das Dresdner Stadtarchiv übergeben.

Am 15. Oktober ist Geburtstag. Dann wird die vom Architekten Martin Pietzsch erbaute „Schauburg“ 90 Jahre alt. „Dann wollen wir auch die Wiedereröffnung feiern“, sagte Stefan Ostertag heute bei der Übergabe der Zeitkapsel. Denn das Kino am Bischofsweg wird zurzeit saniert. Bei Bodenarbeiten im Foyer hat ein Baggerfahrer eine Röhre aus Blei entdeckt. Ostertag und seinem Team war sofort klar, dass es sich dabei um eine Zeitkapsel mit Geschichten aus der Vergangenheit handeln muss.

Tatsächlich enthält diese Zeitkapsel neben historischen Münzen ein persönliches Dokument über die Entstehung der „Schauburg-Lichtspiele“ aus dem Jahr 1927. Darin beschreibt der Investor und erste Direktor, Arnulf Huyras (1897-1957), seine Idee zur Gründung der Schauburg sowie Details zur Geschichte des Filmtheaters die bisher noch nicht bekannt waren. Arnulf Huyras, geborener Genfer, lebte ab 1914 in Leipzig und war als Leiter der Mitteldeutschen Ufa-Verleihbetriebe tätig.

Schauburg-Eröffnung 1927

„Dresden war von jeher die Stadt meiner Träume“, schrieb Huyras. Im Zuge seiner Tätigkeit reiste er mehrfach nach Dresden und stand eng mit den Filmtheaterbesitzern in Kontakt, insbesondere mit Heinrich Apel, dem Inhaber des Hansa-Theaters auf der Görlitzer Straße 18. Nach Apels Tod wurde Huyras 1923 Teilhaber und „lernte die Neustadt schätzen und empfand die Bevölkerung als sehr sympathisch“.

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Nach Zerwürfnissen mit den anderen Teilhabern suchte Arnulf Huyras nach Bauland, um ein eigenes Kino zu eröffnen. Der Fleischermeister Gustav Urban verkaufte ihm das Grundstück an der Königsbrücker Straße 55, Ecke Bischofsweg. Am 15. Oktober 1927 war es dann soweit und Direktor Huyras eröffnete das erste frei stehende Theater in Dresden mit den Worten, „die besten Spielfilme aus aller Welt zu bringen und in der Neustadt eine Kulturgemeinde zu schaffen.“

Huyras betrieb die „Schauburg-Lichtspiele“ bis 1945, danach übernahm die sowjetische Gesellschaft „Sojusintorkino“, später dann die „Sovexport“, dann wurde das Kino dem Lichtspielbetrieb der DDR unterstellt.

Umgestaltung in den 1950ern

In den 1950ern wurde die Fassade umgestaltet, die rote Farbe bekam sie aber erst später. Spektakulär war vor allem die Visionsbar, die in den 70er Jahren eingebaut wurde. Dort konnte man hinter einer Glasscheibe speisen, trinken und rauchen und dennoch den Film sehen.

Schauburg-Umbau-Pläne aus den 1950er Jahren
Schauburg-Umbau-Pläne aus den 1950er Jahren
Nach der Wende verkaufte die Treuhand das Kino an die Neue Constantin Film GmbH, die allerdings zwei Jahre später das runtergewirtschaftete Kino schloss. Inzwischen war ein neuer Stern am Dresdner Kinohimmel geboren, die Nickelodeon Filmtheaterbetrieb Dresden GmbH. Die übernahm den Betrieb der Schauburg und sanierte das Gebäude für rund 3,5 Millionen Mark. Seit 1994 besteht das Kino nun aus drei Sälen, die nach den legendären Regisseuren „Sergio Leone“, „Fritz Lang“ und „Andrej Tarkowski“ benannt sind.

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Das Stadtarchiv sieht mit dem Erhalt der Dokumente eine bedeutende Institution der Dresdner Kinogeschichte vor 1945 überliefert. Die Inhalte der Zeitkapsel spiegeln zudem die Mühen eines bislang kaum bekannten Kinobesitzers wieder, der den dafür umso bekannteren Architekten Martin Pietzsch für die Realisierung seines Filmtheaters gewinnen konnte.

Aktueller Umbau

Der Umbau läuft nach Plan, berichtet der Architekt Benjamin Grill, Ostertag ergänzt: „Zur Wiedereröffnung am 15. Oktober sollen mindestens zwei Säle fertig sein, die übrigen spätestens im Dezember“. Die Kosten bewegen sich seiner Aussage nach im niedrigen einstelligen Millionen-Bereich. Genauer wollte sich der Kino-Chef auch heute noch nicht festlegen.

Schweres Gerät im Foyer.
Schweres Gerät im Foyer. Foto: Archiv/Juli 2017

11 Kommentare

  1. Die „Visionsbar“ war damals der absolute Hammer und wurde oft für Brigadefeiern genutzt,wofür eine wochenlange Vorbestellung notwendig war.Ich denke,sie wurde deshalb eingerichtet,weil das inzwischen eröffnete „Rundkino“ die neuesten Fime zeigte und die „Schauburg“ ihren Status als Nr.1 in Dresden verloren hatte.

  2. Das geschah im Zuge der Umbauarbeiten Anfang der 90er Jahre, als aus einem Saal drei wurden. Dort wo einst die Visionsbar war zog dann der Tarkowski-Saal ein.

  3. Ich würde die Visionsbar jederzeit dem ungemütlichen Tarkowski-Saal vorziehen. Na mal schauen wie es nach dem Umbau wird.

Kommentare sind geschlossen.