Gestern Abend stellte Magnus Hecht sein BRN-Konzept vor. Rund 30 Interessierte waren gekommen, um sich das anzuhören und danach noch drüber zu diskutieren.
Hecht hatte im Auftrag des Stadtteilhaus e.V. in einer Fleißarbeit ein rund 50-seitiges Konzept erstellt. Gestern stellte er daraus die wesentlichen vier Grundideen vor:
BRN-Satzung
vergleichbar der Stadtfest- oder Striezelmarkt-Satzung, kann die bisher geltende Straßensondernutzungssatzung und Polizeiverordnung in großen Teilen ersetzen
BRN-Beirat
die wichtigsten BRN-Veranstalter (hauptsächlich die Inselverantwortlichen) treffen sich zweimal jährlich mit dem Baubürgermeister zur Beratung
BRN-Büro
soll als Kontaktstelle für potenzielle Kleinveranstalter dienen, möglicherweise im Container der Neustadt-Kümmerin, als Brücke zur Verwaltung
BRN-Anmeldung
zweistufiges Verfahren – zuerst Inselveranstalter, dann Anwohner und Einzelveranstalter
Magnus Hecht zeigte sich begeistert, dass immerhin so viele Leute da waren. Die einzelnen Grundideen erläuterte er ausführlich. Zur vermutlich wichtigsten Idee – die einer BRN-Satzung – äußerte sich der anwesende Grünen-Stadtrat Johannes Lichdi. Er könne sich das vorstellen, die wesentlichen Ideen einer solchen Satzung sollten jedoch aus der Neustadt selber kommen.
Auch die Möglichkeit eines Gesamtveranstalters wollte Magnus Hecht nicht ausschließen. Ein Anwohner regte an, sich am Hecht-Viertel-Verein zu orientieren, einen vergleichbaren Verein für die Neustadt zu gründen und dann mit einem Gesamtkonzept die Probleme in Angriff zu nehmen.
Hintergrund: seit 2002 gibt es keinen Gesamtveranstalter für das Stadtteilfest. Es gilt die Straßensondernutzungssatzung, nach der Anwohner und Gewerbetreibende Stände auf dem Festgebiet anmelden können. Die Betreuung dieser Anmeldungen ist in diesem Jahr vom Ordnungs- auf das Straßen- und Tiefbauamt übergegangen. Die Ablehnungsquote war in diesem Jahr ziemlich hoch. Von insgesamt 330 Anträgen auf Sondernutzung wurden nur 190 genehmigt.
Mittels der anderen Grundideen könnten derlei Anträge möglicherweise besser gebündelt und eventuell auf leere Straßenabschnitte umgeleitet werden. Insgesamt gingen die Teilnehmer gestern mit einem positiven Ansatz aus dem Treffen. In wenigen Wochen soll es ein nächstes Treffen geben, bei der die Idee einer Vereinsgründung bedacht werden soll.
BRN-Impressionen vergangener Jahre
Neben den Grundideen beinhaltet das Konzept auch verschiedene Szenarien, wie sich das Fest weiterentwickeln kann. Das reicht vom einfachen „weiter so!“ bis hin zu einem möglichen BRN-Rat oder gar einer Räterepublik, oder einem Gesamtveranstalter als Dienstleister. Magnus Hecht schließt aber auch eine Kombination der verschiedenen Szenarien nicht aus. Am Ende kommt es auf das Engagement der Neustädter an.
Das ist ja noch alles recht unkonkret, aber mir schwant da Übles.
Ich erinnere mich nur zu gut an den letzten Versuch, einen Gesamtveranstalter zu instalieren. Das ging damals mit einem massiven Kommerzialisierungskonzept einher („Deutschlands größtes Open-Air Event“ Ha!).
Ich habe auch noch die Bilder vor mir, wie Geldeintreiber mit Bodyguards während der BRN durch die Straßen zogen und versuchten, recht hohe Geldbeträge von den Wirten zu erpressen. Das Geld war für die imens hohen Straßenreinigungskosten gedacht, die die Stadt dem Veranstalter aufgedrückt haben.
Auch angesichts der persönlichen Haftung des Veranstalters für „Störungen“ und Sachbeschädigungen, fand sich danach niemand mehr bereit, dieses Himmelfahrtskommando zu übernehmen.
Verein? Gabs auch schon mal und ist gescheitert.
Ich fürchte mit einer solchen Neuauflage soll die BRN zum Kinderschmink- und Ökofoodfest verkommen. Alles hübsch brav, kommerziell einträglich und politisch korrekt. Bäh! Da kann man es auch gleich lassen!
@abrazzo
das geht mir gerade gehörig aufn Zünder….da wächst gerade eine kleine zarte Pflanze, und es wird versucht sie zu giessen, von einigen Leuten mit viel Herzblut zur Sache… und dann kommt so en Typ und dreht das Wasser ab und latscht drauf rum… anstatt ma in konstruktiver Weise mit drauf zu schauen… Gute Besserung.. lg
@abrazzo
Es wurde immer wieder betont, dass Feedback in alle Richtungen erwünscht ist, dass Kritiker jeglicher Art bitte ihre Meinung kund tun sollen. Dann komm doch bitte zur nächsten Veranstaltung und versuche konstruktiv an einer Lösung mitzuarbeiten oder wenigstens deine Kritik kurz anzubringen.
Dass es bereits Vereine gab, welche gescheitert sind, wurde immer wieder betont. Dass die Straßenreinigungskosten ein neugegründeter Verein nicht stemmen kann, sondern weiter von der Stadt – zumindest vorübergehend – getragen werden müssen, wurde auch angesprochen.
Außerdem war es keinesfalls Konsens, dass ein Verein gegründet werden soll, sondern es war eine (lautstarke) Idee von vielen.
Wer die Geschichte der BRN kennt, wird verstehen, dass abrazzo mit genau so viel Herzblut bei der Sache ist. Das Problem, dass er (vermutlich) meint, sehe ich auch. Die engagierten Versammlungsbesucher und die Konzeptschaffenden aus der Soziokulturszene vertreten große Teile der BRNer nicht, insbesondere bestimmte Mischformen von Machern/Besuchern. In der Folge bekommt die BRN eine Form und einen Charakter, mit der nicht jeder was anfangen kann („Kinderschmink- und Ökofoodfest“).
Ich sehe mich selbst auf dieser Versammlung weder vertreten, noch habe ich eine Idee, wie ich mich da einbringen könnte. Es fehlt mir in diesem Format der Wildwuchs und die Unvorhersagbarkeit, die die BRN für viele Jahre geprägt haben. Dort stecken das Potential und die frischen Ideen.
Wo kann man das 50-Seitige Konzept eigentlich nachlesen? Mich würde v.a. mal interessieren, was von der Proklamation von 1990 übrig ist.
Magnus wollte noch die Fußnoten sortieren und dann das Konzept nochmal rumschicken. Denke, dass ich es dann veröffentlichen kann.
@ Anton
Cool, danke für Deine Arbeit.
Ich denke auch wie @abrazzo und @pitti und hätte weniger Bauchschmerzen, wenn man die „Fehler“, die in den späten 90ern begannen nicht wiederholen würde.