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Wenn die Bücher ins Haus kommen

Zimmer mit Aussicht im Eckhaus über Alaun- und Louisenstraße
Zimmer mit Aussicht im Eckhaus über Alaun- und Louisenstraße
Regina Kirchhof liest gerne mal ein gutes Buch. Letztens hat sie einen gruseligen Stephen King weggeschmökert. Leider ist die 64-Jährige nicht mehr so gut zu Fuß. Der Weg zur Bibliothek etwas beschwerlich. Deswegen bekommt Frau Kirchhof alle vier Wochen Besuch von ihrer Bücherbotin. Lea Olschowsky ist Studentin und will mal Lehrerin werden. Als sie vor vier Jahren nach Dresden kam, hat sie das Ehrenamt von einer Freundin übernommen.

Nun ist sie regelmäßig im Eckhaus an der Louisenstraße zu Gast. Frau Kirchhof wohnt hier in einer behindertengerechten Wohnung und hat einen fantastischen Ausblick auf die Alaunstraße und den Scheunevorplatz. „Das ist spannender als die Fernsehkrimis“, schmunzelt sie und berichtet, dass sie neulich erst wieder fünf Polizeiwagen gezählt hat. Sie liest aber nicht nur Krimis. „Es soll auch immer was Lustiges dabei sein“, berichtet die Bücherbotin.

In den vier Jahren hat sie sich auf den Geschmack ihrer „Kundin“ schon ganz gut eingeschossen. „Sie bringt schon fast immer das Richtige – und wenn nicht, dann geht das Buch eben ungelesen zurück“, erzählt Frau Kirchhof.

Leseratten: Lea Olschowsky und Regina Kirchhof
Leseratten: Lea Olschowsky und Regina Kirchhof
Die beiden haben sich inzwischen ganz gut angefreundet. „Generations­­­übergreifende Begegnungen hatten mich schon immer fasziniert“, sagt Lea. Gemeinsam haben sie schon Plätzchen gebacken. Ihr Besuch in der Neustadt dauert fast immer eine Stunde, dann wird getratscht und natürlich auch über die Bücher gefachsimpelt.

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Die Wurzeln dieses Bücherhausdienstes gehen auf das Sachgebiet „Gesellschaftliche Bibliotheksarbeit“ zurück, das vor mehr als 40 Jahren entstanden ist. Seit 1996 gibt es den Bücherhausdienst im Rahmen der Sozialen Bibliotheksarbeit und seit 2012 nun die ehrenamtlichen Bücherboten. Inzwischen sind es 81, die insgesamt fast 100 aktive Leser versorgen. „Die älteste Leserin ist schon 98 Jahre alt“, berichtet Marika Schwer, die bei den Städtischen Bibliotheken für die Koordination der Ehrenamtlichen zuständig ist.

Sowohl die Anzahl der Leser als auch die der Ehrenamtlichen ist so hoch wie noch nie. Jedoch sieht Marika Schwer da durchaus noch Potenzial nach oben. „In einer so großen Stadt muss es doch noch viel mehr Leute geben, die sich einen Boten wünschen“, vermutet sie und wirbt, „wir könnten noch viel mehr vermitteln“.

Bücherhausdienst der städtischen Bibliotheken Dresden

  • Die Leser des Bücherhausdienstes werden im regelmäßigen Abstand von ca. vier Wochen (für 10 Euro Jahresgebühr im Abo, Dresden-Pass-Inhaber kostenlos) zuhause besucht und ganz nach ihren Wünschen mit Medien versorgt.
  • Die Betreuung der Bücherboten durch die Koordinatorin umfasst auch den gemeinsamen Erstbesuch beim zukünftigen Leser.
  • Das Fortbildungsprogramm für die Ehrenamtlichen wird ergänzt durch regelmäßige Bücherboten-Inforunden zum Erfahrungsaustausch und Feedback an die Koordinatorin sowie Sommerfest und Weihnachtsfeier als anerkennendes Dankeschön.
  • Weitere Infos unter www.bibo-dresden.de oder Telefon: 0351 86482255.

Inzwischen hat Frau Kirchhof ihr Lieblingsbuch aus dem Regal geholt: „Frank und Irene“ von Karl Neumann, wohl eines der beliebtesten DDR-Jugendbücher. Vielleicht erinnert sie es an ihre Jugend, als sie eine Ausbildung in der Baumschule in der Heide zur Forstfacharbeiterin absolviert hat. Später hat sie umgeschult und als Krankenschwester in der Friedrichstadt gearbeitet. Wenn man ihr zuhört, kann man fast ein bisschen neidisch auf die Bücherbotin werden, denn Regine Kirchhof hat jede Menge spannender Geschichten zu erzählen. Den Tipp mit dem Neustadt-Krimi von Frank Goldammer nimmt sie dankbar auf und Bücherbotin Lea Olschowsky hat es in Gedanken schon notiert.

Lea Olschowsky und Regina Kirchhof
Lea Olschowsky und Regina Kirchhof

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