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Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Von karibischen Gefühlen im Sommersturm

Der Wind peitscht die Bäume wie dünne Ruten zu Boden. Papierfetzen fliegen durch die Luft. Blitze zucken am Himmel, noch ist vom Donner nichts zu hören, noch lässt der erste Regentropfen auf sich warten. Geschwind suche ich Unterschlupf. Auf der Görlitzer Straße steht noch eine Tür auf. Flink schlüpfe ich in das Lokal und bin im Handumdrehen in einer anderen Welt. Der Sturm ist draußen geblieben, dafür erwartet mich hier karibisches Flair. Die schöne, braungebrannte Kellnerin weist mir ein Plätzchen zu.

Ein Gast am Tresen zutscht am Strohhalm einen Mojito. Hinter meinem Rücken lacht ein junger Mann laut und herzlich, sein T-Shirt scheint Programm für das Lokal. In fetten weißen Lettern prangt Havanna von seiner Brust. Seine Begleiterin, eine üppige schwarze Schönheit lässt ihre strahlend weißen Zähne funkeln und ihr riesiges Dekolleté wippen. Die Buchstaben auf ihrer Brust zwingen mich länger darauf zu starren. Tatsächlich, da steht Germany. Und sie trägt es mit einem gehörigen Stolz vor sich her, jetzt möchte ich gern die Gesichter anderer stolzer Deutscher sehen, die ihre Hühnerbrust gern mit einem Deutschland-Schriftzug markieren.

Die Kellnerin reißt mich aus meinen Phatasien. Ob ich denn etwas trinken und essen möchte. Meine Kehle ist trocken, der Magen leer und ich habe noch keinen Blick in die Karte geworfen. Das hole ich nun schnell nach und ordere vorsichtshalber ein Wasser und einen braunen Havana Club, damit kann man nicht viel falsch machen. Dann blättere ich in der Speisekarte: Patatas fritas, Bratkartoffeln mit filete de cerdo Schweinesteak. Da läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

Schnell gebe ich der Kellnerin meine Wünsche mit auf den Weg, denn immer neue Gäste füllen das kleine Lokal. Nicht das der Koch erst eine riesige Liste abarbeiten muss, bevor er mein Gericht zubereiten kann.

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Ich habe Glück schon wenige Minuten später stellt mir die freundliche Kellnerin einen riesigen Teller hin und ich versinke für eine Weile in dem herrlich gewürzten Gericht. Dazu der Rum und ein in seine Lektüre versunkener Che Guevara auf einem alten Foto an der Wand.

Jetzt fühle ich mich fast schon wie in Kuba. Doch jeder Traum muss irgendwann enden, spätestens als ich der Rechnung wegen zum Tresen steuere und sich ein junger Bursche an mir vorbeidrängt und sich beschwert, dass es am Zigarettenautomaten keine F6 gäbe, ist mir klar, dass ich wieder in Dresden angekommen bin. Gemütlich mache ich mich auf den Heimweg und versuche im warmen Nieselregen, der inzwischen eingesetzt hat, das Fernweh noch ein bisschen zu kultivieren.

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