Erich Kästner hätte seine Freude gehabt: In der Villa Augustin stellten sich gestern Vertreter aus der Dresdner Politik und Verwaltung den Wünschen von Kindern an die Neustadt. Mehr Grün, weniger Verkehr und Müll, freundlichere Leute, vertikale Gärten, ein Fußballfeld auf dem Simmel-Center: Die Forderungen waren nicht von schlechten Eltern und die Geforderten gaben sich alle Mühe, Lösungen und Wege zu ihrer Erfüllung zu finden.
In den Museumsräumen herrscht die Geräuschkulisse und Geschäftigkeit eines Bienenkorbes. Bereits seit 10 Uhr arbeiten Kinder, Jugendliche und ihre Betreuer an der Präsentation ihrer in den Ferien zusammen getragenen Wünsche. Die Stadtteilrunde als Zusammenschluss verschiedener Träger wie AZ Conni, KALEB, Kinder- und Jugendtreff Louise, ASP Panama oder Kindertreff Känguruh initiierte das Projekt, das Kinder und Jugendliche zu politischer Teilhabe motivieren soll.
„Dir fehlt doch was?!“, lautete das provokante Motto, unter dem die jungen Teilnehmer innerhalb der Projektwochen mit wachen Augen durch das Viertel gingen, beurteilten, was ihnen gefällt, und wo aus Kinderaugen betrachtet Verbesserungsbedarf besteht. Am gestrigen Tag betraten Entscheidungsträger den Ring, um die Ergebnisse zu begutachten und sich ihrer Umsetzung anzunehmen. Mit von der Partie waren Eva Jähnigen, Bürgermeisterin für Umwelt und Kommunalpolitik, André Barth, Ortsamtsleiter der Neustadt, Vincent Drews von der (SPD) und Tina Siebeneicher (GRÜNE) aus dem Stadtrat und Annemarie von der Jugendhilfeplanung Dresden.
Auf Flipcharts stellten die Arbeitsgruppen ihre Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität im Viertel vor:
- Vertikale Gärten (Begrünung von ganzen Hausfassaden durch entsprechende Pflanzen wie Moose und Farne)
- Verschönerung des Alaunparks (Pavillon, Feuerstelle, Fußballtore, solarbetriebene Laternen)
- Mehr Gelder für soziale Projekte und Kindertreffs
- Ein Fußballplatz mit Gitter und Hausmeister auf dem Dach des Simmelcenters
- Autoverbot in der Neustadt
„Die Kinder spüren, was es heißt, politisch gehört zu werden“, erläutert Mit-Organisatorin Judith Seisum das Ziel. In Gruppen werden die Projekte mit den ausgewählten AnsprechpartnerInnen diskutiert. So manche große Vision wird durch die Realität zurecht gestutzt. Manche Wünsche wiederum, so merken die Kinder, werden bereits in anderer Form bearbeitet. Politiker und Kinder im Hockekreis vor Traum-Postern – man begegnet sich auf Augenhöhe.
Schlussendlich steht in jedem Ergebnis-Feld der großen Plakate die Zusicherung eines Termins mit der/m entstprechenden VertreterIn der Stadt. Mit Unterschrift. Auf die abschließende Frage, was heute besonders schön war, tönt es aus dem Kinderchor: „Die Leute! Die Pizza! Der Fahrstuhl!“