Peter van der Leck alias VdL ist Lebenskünstler, Poet, Freigeist, Stromer. Wenn ihm in seinem Apartment in der Heeresbäckerei die Decke auf den Kopf fällt, macht er sich auf in die Neustadt und rezitiert selbst geschriebene Gedichte. So lerne auch ich ihn kennen: Mit einem Gedicht über die Liebe, einem über Küchenschaben und einem über Schokolade. Jedes hat geholfen.
Ich fühle mich oft einsam. Deswegen bin ich viel in der Neustadt. Ich habe über die Einsamkeit mal folgendes geschrieben:
- Die Einsamkeit ist eine Leere, die man doch füllen kann.
Dass sie nicht wiederkehre,
ist meine Hoffnung dann.
Ich kann mir fast alles merken. Ich war 35 Jahre lang Turnierschachspieler und bin geistig ganz groß auf der Höhe. Aber als Kind war ich geistig unterernährt. Durch einen Schock, den ich durch meine Mutter erlebt hatte.
Alles, was ich schreibe, hat seinen Sinn. Meine Schwester – da war ich vierzehn Jahre alt – hat zu mir gesagt: Alles muss Hand und Fuß haben. Und recht hat sie.[…]
Ich bin über alle Ecken nach Dresden gekommen. Geboren bin ich in Köln. […] Ich bin von Beruf Bäcker. Ich habe 1970 in einer Backstube gearbeitet, dem Backstüberl in Lindau am Bodensee. Mir war immer übel. Und dann hat sich ein Huckel gezeigt, der hat auch geschmerzt. Das war im Sommer. Da ging ich zu einem Arzt und der hat getastet und gesagt, er fühle nichts. Aber ich konnte nicht mehr arbeiten, mir war immer übel. Mir ging es saudreckig.[…]
Ich bin dann ins Krankenhaus eingeliefert worden und man hat die Krebsgeschwulst weg gemacht und mir die Milz rausgenommen. Deswegen bin ich gehbehindert heutzutage. Das hat sich nachteilig erst vor sieben Jahren gezeigt… Der Arzt sagte nach der Operation 1970, ich könne noch zehn bis fünfzehn Jahre leben. Ich möchte wetten, der lebt heut selber nicht mehr.
Ich war todkrank. Ich habe dem Pfleger gesagt, er solle den Vorhang zurückziehen, damit ich noch einmal die Sonne sehen kann. Ich konnte dann als Bäcker nicht mehr arbeiten. Ich habe dann 22 Jahre in Berlin gewohnt, eine Familie gegründet. Fünfzehn Jahre war mit meiner Ex zusammen, aber das ging dann nicht mehr. Ich habe zu viel Geduld gehabt. Die Scheidung wollte ich gar nicht, denn ich bin christlich erzogen und ich bin auch christlich gesinnt. Bei uns in der Region wird die Scheidung verboten. Aber meine Frau wollte […]
Ich habe im Krankenhaus in Berlin erste Gedichte gemacht. Da lagen auf dem Abendbrotteller Radieschen drauf und eine Patientin fragte, ob ich etwas darüber schreiben kann. Über die Radieschen. Ich schreib ja spontan … Das fällt mir nicht schwer. Also habe ich geschrieben:
- Rot sind die Radieschen.
So rot wie der Wein.
Es küsste mich mein Lieschen
und tanzt auf einem Bein.
Ich war zum Beispiel vor drei Wochen auf dem Weg zum Café Europa und da fiel mir plötzlich folgendes ein:
- In der Liebe gibt es keinen Hieb.
Doch was für mich für immer blieb
war ein Kuss auf rosaroten Mund.
Ich fühl mich froh
und so gesund.
Das erste Mal habe ich so eine Ader gespürt schon in den sechziger Jahren … Aber ich war noch nicht so gut drauf beim Schreiben, bei den Einfällen und so weiter. Was man dafür braucht. Jetzt muss ich nicht mehr nachdenken. Mir fällt das von alleine ein. Ich könnte Ihnen viel erzählen … […]
Ich will ehrlich sagen, ich will gar nicht so berühmt sein. Ich war immer ein bescheidener Mensch.
Ich bin über Frankfurt (Oder) nach Dresden gekommen. […] Ich bin durch die Trennung damals nach Frankfurt (Oder) gezogen. In Berlin waren die Wohnungen genauso knapp wie heute. Alle vierzehn Tage bin ich nach Berlin, um meine Kinder zu besuchen. […]
Und dann bin ich 2015 nach Dresden gekommen. In den sechziger Jahren hatte ich hier eine Freundin, die hieß Eva-Maria. Das war die Tochter von einem Apotheker und die wohnte im nächsten Dorf, wenn man auf der Autobahn Richtung Bautzen fuhr. Das Taxi hat immer 35 Mark gekostet. […]
Ich war Turnierschachspieler und habe auch in Zwickau gespielt. Da war ein Sportskollege, der stand immer neben einem Kaufhaus in Zwickau mit einem Lotterielos in der Hand ohne zu reden. Ich habe ihn gefragt, was er so umsetzt und er meinte, es ist nicht so die Welt. Ich dachte: Der kann ja gar nichts verdienen, wenn er schweigt mit dem Los in der Hand. Also bin ich zur Losstelle des Roten Kreuzes gegangen und habe beantragt, für die auch Lose zu verkaufen – und habe sehr viel verkauft! Man nannte mich in Zwickau immer Peter Pfiffig.
Ich habe auf den Elbedampfern der Weißen Flotte auch Lose verkauft. Das müsste Mitte der sechziger Jahre gewesen sein. Auf jedem Schiff war eine Kapelle. Zu der bin ich gegangen und habe gesagt: Ich halte jetzt eine kleine Rede auf Deck, und wenn ich fertig bin, gibt‘s einen Tusch dazu und jeder kriegt ein großes Bier! (lacht)
Und ich kann Ihnen sagen, ich habe im Monat – das kann man mir gar nicht glauben – circa 3000 Mark verdient. Ich habe den ganzen Tag Lose verkauft.
Das erste Schiff, was anlegte, kam neun Uhr. Ich also drauf und dann fing der Arbeitstag an. Ich konnte umsonst fahren auf dem Schiff. Einmal, am Anfang, bin ich nach dem Schiff in den Zwinger in ein Café und da saßen an einem Tisch vier junge Mädels. Die waren Anfang zwanzig, so wie ich. Ich war ja auch noch sehr jung. Und ich bin an den Tisch und habe gefragt, ob eine von Ihnen eine Flasche Wein trinken möchte. Natürlich mit Glas! Ich bin ja kultiviert erzogen. Da hat sich ein Mädel gemeldet und die war von mir gleich ganz begeistert und von dem Wein auch! Ich wär froh, wenn ich sie heut noch treffen könnte.
Dann habe ich die ganze Woche gearbeitet und sonntags haben wir uns immer getroffen vorne bei der Aussichtsplattform und von dort aus sind wir dann zum Interhotel Astoria und haben Mittag gegessen und dann abends in eine Bar. Da stand ein Mann mit einer Ziehharmonika, der sah aus wie Hans Albers, der hatte eine Stimme wie Hans Albers und spielte die Lieder von Hans Albers! Und der Barkeeper, mit dem hatte ich ein gutes Verhältnis, der hat mir immer ein Glas Kognak eingeschenkt. Jedes Gläschen aus einer anderen Flasche. Zum Probieren.
Was ich gern getrunken hab mit meiner Evi, war ein Glas Sekt mit Orangen. Dann haben wir uns bis zwölfe, einse amüsiert und sind dann mit dem Taxi nach Hause gefahren. Das war eine schöne Zeit. Das war damals Dresden. […]
Ich habe wieder die Sehnsucht gehabt, nach Dresden zu ziehen. Ich habe mich gewundert, wie schön die Stadt aufgebaut ist. Manche sagen, Dresden ist nicht mehr dieselbe Stadt. Da ist was Wahres dran. […]
Die erste Zeit habe ich immer auf den Steinbänken vor der Scheune gesessen und Gedichte vorgetragen. Da saßen viele, auch Musiker. Und die waren ganz begeistert von dem, was ich vorgetragen habe. Und dann kam ich auf die Schnapsidee, auch anderen Leuten was vorzutragen. Und hab ich von dem mal zwei Euro bekommen und von dem einen … Manche haben mich sogar umarmt! In der Neustadt hört man gerne meine Sachen …
Memento
Die Neustadt ist Kult, Szene und vor allem eines: jung. Doch im Viertel leben auch Menschen mit Geschichten aus einer Zeit, da in Dresden-Neustadt an Szene noch nicht zu denken war. Wir stellen in der Serie „Memento“ immer sonnabends Persönlichkeiten und ihre Viertelgeschichten vor.
- Haben Sie auch eine spannende Viertel-Geschichte zu erzählen? Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
Ein richtiger Charmeur, der Herr van der Leck … :-)
„Ich habe 1970 in einer Backstube gearbeitet, dem Backstüberl in Lindau am Bodensee. … Ich habe auf den Elbedampfern der Weißen Flotte auch Lose verkauft. Das müsste Mitte der sechziger Jahre gewesen sein.“
Da würde ich doch zu gerne nachfragen.
Wo kann man Herrn van der Leck denn mal erleben? Er scheint ja ein sehr erfrischendes Gemüt zu haben. Herzliche Grüße!
Liebe Grüße vom Herrn van der Leck!
der steht hier bei mir in Koblenz :)
Natürlich kommentieren wir nicht, ohne ein Gedicht:
Der Sommer
voll geprallt die Bäume sind
mit vielen reifen Früchten.
Zu uns her weht ein lauer Wind
von Tannen und auch Fichten.
Viel gepresst wird vieles auch
so voll gefüllt ist mancher Bauch,
denn Obst ist wahrlich so gesund,
es macht nicht dick und auch nicht rund.
vdL
Tschüss!
Ein Sonntagsgruß an alle
Die Liebe wächst in Gottes Garten
drum lasset uns mit Freude starten
in des Lebens voller Blüte
und mit dem Herrn in seiner Güte!
v.d.Leck
Auf der Rennbahn
Des Menschen groß Getümmel
läufet hier herum ein irrer Lümmel
er will nun wetten hier ein Pferd
seine Frau steht hier jedoch am Herd
So wettet er nun unverfroren
wozu bin ich denn nur geboren
das Geld so locker in seiner Tasche
und in der linken eine Whiskeyflashe
Er eilet an den Wettschalter ran
und mancher stellt dazu sich an
und unser guter Mann schaut hoch zum Himmel
will gewinnen er in dem Getümmel
Ausgerufen wird die Sieben
die Frau jedoch allein geblieben
macht Sorgen sich um ihren Mann
der das wetten doch nicht lassen kann
So wettet er nun immer weiter
von dem Bier so fröhlich und auch heiter
was kostet mir die ganzen Welt
doch weniger wird das liebe Geld
Die Rennbahn die er liebt uach heute
wo sein Pferd nun plötzlich scheute
trotz der Klappen die er trug
war das etwa ein Betrug
Der Reiter auf dem weißen Schimmel
wurde abgeworfen auf dem grünen Rasen
mein Gelde, weg oh du mein Himmel
vom laufen nun auch dicke Blasen
Unter meinen Füßen, ach oh großer Schreck
mein ganzes Geld ist nun hier weg
und meine liebe Frau
kennt das Drama wohl genau
Hab ich dir nicht oft genug gesagt
das dein wetten mich so plagt
laß es bitte sein
trink mit mir lieber einen Wein
Nun hat er alle Wetten hier verloren
wär ich doch lieber nicht geboren
als Trottel kehret er nach Haus
die Frau holt eine dicke Keule raus
Hab Erbarmen meine gute liebe
verschone mich mit deine Hiebe
will lieben dich ohne Geld und Pferd
du treu gewartest mich am Herd
Zum Therapeut will sie nun gehen
ein Leid soll nicht mehr hier geschehen
sie nimmt ihn mit, den Ehemann
auch stets sein Geld wo sie nur kann
So kehret Frieden wieder ein
das wetten läßt er endlcih sein
die Liebe mein, sie wird auch dein
die Fröhlichkeit kehrt wieder ein
v.d.Leck Peter
Für die Raucher :)
Dicker Qualm
Ach wenn wir sie wohl nicht hätten
uns’re gute liebe Zigaretten
wir zieh’n sie runter bis zum Bauch
und qualmen tun sie alle auch
v.d.Leck Peter
Peter van der Leck
Liebe Birki,
Habe heute am 19.8.018 deine Zeilen und auch
deinen Wunsch mit mir zu treffen vom 4.4.018
hier gelesen. Ich habe Dir hier im Internet neue Werke
in Gedichtform herein gestellt. Vieleicht kannst du
so wie auch andere Leser daran Freude finden.
Deine Handy-Nr kannst du mir gerne mitteilen
v.d.Leck Peter
Etwas süßes bitte!
Voll Wasser ist nun hier mein mund
die Sehnsucht nach Schokolade
ich weiß sie ist doch so gesund
mein Liebling ist sie g’rade
Doch ist der erste noch sehr weit
macht Kummer sich in mir dann breit
mein Portemonaie ist furchtbar leer
wo bekomm ich Schokolade her?
Und kommt der erste schnell
erleuchten meine Augen hell
Und nichts macht mich mehr made
nun fröhlich ess ich wieder Schokolade
v.d.Leck Peter
Wem es gefallen hat, der melde sich
19.08.018
Chemie, Chemie!
Durch des Bäckerladen weißes Brot
erleide ich hier Qual und Not
Ein Juckreiz hier, ein Juckreiz dort
erleide ich an jedem Ort
Auch an Wein führt man Chemie herein
die Fertiggerichte voll Chemie
kannten wir doch früher nie
Das Trinken von dem Wein, lass ich nun sein
Auch das Vieh bekommet nun
die Chemie zu spüren in dem Bauch
wir alle spüren es doch selber auch
was bleibt für mich hier nur zu tun?
Beim Essen kotz ich aus den Rest
den Unrat hier aus meinem Munde fest
Früher gab es hier die Pest
heute gibt Chemie den Rest!
vdL Peter
Die Waschmaschine
Hedegutti war kein guter Mann
wie man es erfahren kann
das Smartphone nun in seiner Tasche
und dazu auch die Benzolflasche
Steckt er in die Waschmaschine rein
hier trinkt er einen Tropfen Wein
die Tropfen werden immer mehr
ein lauter Knall, die Maschine leer
Das Hausdach hat es hochgehoben
die Explosion war doch sehr stark
den Rauchdampf riecht man oben
gedrungen war der Knall in jedem Mark
So ist wenn vergessen wird
was du im Kopf sollst nun behalten
bevor es richtig klirrt
die Waschmaschine richtig dann einschalten
vdL Peter
An meine Mitbürger:
Viel schenken kann ich leider nicht
doch in meinem Herz, da brennt ein helles Licht
es soll Euch leuchten hier zu jedem Feste
ich wünsche Euch das aller Beste!
vdL Peter
Die Liebe
In der Liebe gibt es keinen Hieb
was für mich jedoch verblieb
war ein Kuss auf rosarotem Mund
ich fühl mich froh und so gesund
vdL Peter
In der Tierwelt
Der geschlagene Hund
Ich lass mich nicht mehr schlagen und so treten
bin doch nur ein armer Hund
von meinem Herrchen, den Proleten
na und?
Hab ein Frauchen neu gefunden
die ist fröhlich und auch lieb
früher wurd ich so geschunden
nie bekomm ich mehr hier einen Hieb
Sie hat auch gute Manieren
heb ich mein Bein am Baume hoch
jeden Tag mit mir spazieren
schaut weg, wen wunderts noch?
Doch geht es mit mir dann bergab
setzt die Gute sich in‘ Trab
legt ein Blümlein dann auf meinem Grab
und heiße Tränen fallen dort herab
vdL Peter
In der Tierwelt
Der Fuchs sprach zu der Gans hernieder
wann sehn wir uns endlich wieder?
Ich habe dich zum Fressen gern
die Gans jedoch die hielt sich fern
Der Auehahn kräht was er kann
sieht er einen Jägersmann
nie soll der Böse mich hier kriegen
flugs sieht man davon ihn fliegen
Die Biene Maya summt nun heute
ringsherum um alle Leute
den Honig lieben wir doch alle
froh und munter Körbe aus der Halle
Das Tragen fällt uns gar nicht schwer
die Bienen freuen sich auch sehr
wenn der Imker mit der schönen Maid
zur Hochzeit machen alle sich bereit
vdL Peter
In der Tierwelt
Die Küchenschabe
Als Küchenschabe auf der Welt
komme ich und brauch für mich kein Geld
meine Tochter hängt sich mir ans Bein
ich selbst lass allen Kummer mir hier sein
So schleich ich eine ganze Weile
durch meine kleine Küchenzeile
doch für viele Menschen bin ich eine wahre Beute
ich glaub das sind wohl dumme Leute
Doch leg ich auf den Tellerrand mich flach
dann krieg ich gleich hier eins auf’m Dach
doch was stören mich die vielen Hiebe
für mich zählt nur die wahre Liebe
van der Leck Peter
Im Winter
Ein Apfel liegt im Körbchen rot
der Rest aus meinem Garten
und bin ich mal in großer Not
muss leider auf den nächsten warten!
Peter van der Leck
genannt v.d.L.
Peter van der Leck
Herbststürme
Horch! Der Wind weht durch die Bäume
gold’ne Blätter fallen sacht
auch die Meereswellen Schäume
träumen von des Herbstes Pracht
Es rüttelt hier der starke Sturm
an meinem Fenster nun im Haus
erschlagen wird so mancher Wurm
kehr aus meiner Stube nicht heraus
Zum Erntedankfest viele eilen
in die Kirche brav hinein
in Andacht diese nun verweilen
aus den Wolken kleiner Sonnenschein
In des Waldes halali
Hört man die Jäger blasen
Es läuft das wilde Vieh
Über alle grüne Rasen
Der Sturm braust durch des Landes Weite
der Herbst zeigt sich von guter Seite
der Herr gibt dazu seinen Segen
es gießt in Strömen so der Regen
v.d. Leck