Im Vergnügungsviertel Neustadt gibt es deutlich mehr als 100 Kneipen, Cafés, Bars und Restaurants. Und fast jede dieser Einrichtungen hat eine Toilette. Also sollte das Problem mit dem Urinieren doch wohl keins sein. Immerhin braucht der potenzielle Wasserlasser von keiner Stelle im Szene-Viertel weiter als 500 Meter zu laufen und schon gibt es die Möglichkeit, gepflegt und hygienisch den Strahl ins Becken zu halten.
Immerhin rund 80 Prozent der Besucher schaffen das auch problemlos. Sogar in extremen Situationen, wie zur Bunten Republik oder während des Schaubudensommers. Lange Schlangen vor den Damentoiletten haben ja auch etwas Kommunikatives. Ganz anders sieht das nun bei den Herren aus. Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber an welchen Stellen da der Lümmel herausgeholt wird, also bitte.
Energische Mitbürger können ob solchen obskuren Benehmens schon mal explodieren. Ich erinnere da gern an den Auftritt des Geschäftsführers eines Supermarktes anlässlich des damals hochbrisanten Themas „Punker auf der Alaunstraße“. Der Herr lief puterrot an und beschimpfte einen der verzottelten Jugendlichen: „Und du, du hast an meine Toreinfahrt gepinkelt.“ Eigentlich hätte ja jetzt der andere rot anlaufen müssen, doch der grinste nur.
Seit jenem Eklat vor Jahren hat sich niemand wieder getraut, auf das Problem hinzuweisen, dabei stinkt es gewissermaßen zum Himmel. An anderer Stelle auf der Alaunstraße hat ein findiger Hausmeister jetzt ein Stahlgitter angebracht, um die ungebetenen Gäste und ihre Abwässer aus dem Hinterhof herauszuhalten. Auf der Jordanstraße ist der Hausmeister fast jeden Morgen mit einem Wasserschlauch im Einsatz und spült die Überreste ins Erdreich. Meine Nase dankt es ihm.
Also meine Herren, so weit kann es bis zur nächsten Kneipe nicht sein. Und Eintritt, wie in einigen Cafés in der Altstadt, kostet es hier fast nirgendwo. Im Gegenteil in einigen Kneipchen kann der Ausflug zur Toilette zu einem richtigen kleinen Abenteuer werden. Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Nachtrag 2017
Inzwischen gibt es noch viel mehr Kneipen in der Neustadt, die meist auch mit Toiletten ausgestattet sind, dazu gibt es ein Pissoir auf der Alaunstraße, ein öffentliches Örtchen auf der Louisenstraße und dem Alaunplatz, dazu jede Menge netter Toiletten. Aber Eckenpisser gibt es immer noch.
Puh, danke für diesen Beitrag. Ein wirklich ernsthaftes Problem, von dem ich als Anwohnerin der „Problem-Ecke“ Görlitzer-Louise-Rothenburger auch allwochenendlich betroffen bin – oder besser gesagt unser Hauseingang und sogar das Treppenhaus. Freitag oder Samstag nachts wurde ich schon des Öfteren mit Sturmklingeln aus dem soeben gefundenen Schlaf gerissen. Die mit vollen Blasen Geschlagenen hoffen darauf, dass irgendeiner öffnet und pinkeln dann in die Hinterhöfe und Hausflure. Verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wo doch nun wirklich jede Menge Kneipen ringsrum sind, wo man problemlos Wasserlassen kann (weiß ich aus eigener Erfahrung als regelmäßige Kneipen-Tourerin).