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Von buntem Laub und losen Blättern

Herbst - gesehen auf der Pulsnitzer Straße
Herbst – gesehen auf der Pulsnitzer Straße
Wie ein Barbar fällt er über mich her. Zwackt mich in die Wangen, reißt mir am Hals und versucht mir die Mütze vom Kopf zu ziehen. Und das Schlimmste, er kommt unverhofft und plötzlich. Und wie zum Hohn begießt er mich erst mit buntem Laub und dann mit Nieselregen. Die Rede ist vom Herbst, der ja eigentlich auch wunderschön sein kann. Dem geneigten Leser sei an dieser Stelle ein Ausflug in die derzeit wunderbunte Heide empfohlen. Doch in der Neustadt zwischen den Häuserschluchten ist er, der Herbst, gar widerlich. Der Wind nutzt die ganze Länge der Straße, um alle Kraft zusammen zu nehmen und arglosen Passanten ins Gesicht zu blasen. Und wer die Neustadt kennt, der weiß, hier hat der Wind ordentlich was aufzusammeln. Da ein Plakatfetzchen, dort eine Döner-Serviette, hier ein Knöllchen, dass nicht ordentlich unterm Scheibenwischer festgemacht wurde. Und wenn es doller pustet, fliegt auch schon mal die eine oder andere Dose mit.

Meine Laune sinkt auf den Tiefpunkt als mir ein sogenannter Flyer ins Gesicht klatscht, die Infos darauf sind schon uralt und nun sehe ich die Quelle des Übels. Auf der Alaunstraße vor dem Parkplatz haben vor Jahren ein paar Experten die Papiersammelstelle ins Unterirdische verlegt. Und offenbar hat der gemeine Neustadt-Bürger so gar keine Lust, sich so tief zu bücken, denn stets liegt das Altpapier in riesigen Bergen neben der High-Tech-Sammelstelle und bietet jetzt dem Herbstwind gutes Futter.

Geschwind entferne ich mich von diesem Ort, zu sehen, ob es anderswo besser ist. Und wieder einmal schafft es die Neustadt, sich binnen Sekunden zu verwandeln. Die Wolken haben sich verteilt, die Sonne blinzelt mir ins Gesicht und ich blinzle geblendet zurück. Ein frecher Duft von frischem Brot lockt mich die Straße entlang. Minuten später können mich diejenigen, die nicht mürrischen Blickes durch das Viertel hasten, fröhlich pfeifend mit einem duftendem Mehrwegbeutel voller Köstlichkeiten die Louisenstraße entlang schlendern sehen. Und der Barbar, der Herbst, der kann mir nun nichts mehr anhaben, soll er doch erstmal seinen Pflichten nachkommen, und das restliche Laub einfärben.

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