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Im Theater: Hören, was passiert

Anke Nicolai erklärt Angela Fischer, wie das mit der Audio-Description funktioniert.
Anke Nicolai erklärt Angela Fischer vom Sächsischen Blinden- und Sehbehindertenverband, wie das mit der Audiodeskription funktioniert.

Das Team vom Societaetstheater Dresden beschreitet neue Wege. Am 14. und 15. Juni wird erstmals ein Stück mit einer Live-Audiodeskription aufgeführt. Damit haben blinde und sehbehinderte Besucher die Möglichkeit, das Stück mit einer großen Menge an Zusatzinformationen zu erleben.

Gestern hat das Team um Geschäftsführer Andreas Nattermann das Projekt vorgestellt. Wichtigste Akteurin ist Anke Nicolai. Die studierte Sozialpädagogin ist eine der wichtigsten Entwicklerinnen für Audiodeskriptionen im deutschsprachigen Raum. Vor 14 Jahren hat sie das erste Theaterstück mit einer solchen Hörbeschreibung versehen. Der Arbeitsaufwand dafür ist nicht zu unterschätzen.

Sie schaut sich zuerst eine Probe an und arbeitet danach mit dem Mitschnitt der kompletten Aufführung. Am Rechner geht sie dann Szene für Szene durch und sucht nach passenden Lücken in den Dialogen. In denen bringt sie die Beschreibungen unter. „Es geht im Wesentlichen um vier Fragen“, sagt sie, „wo sind wir, wer ist da, was passiert und wann“. All diese Informationen, die sehende Besucher gewissermaßen nebenbei mitbekommen, beschreibt sie möglichst knapp und sachlich, damit die Ablenkung vom eigentlichen Stück nur gering ist.

Außerdem gibt es für blinde und sehbehinderte Besucher vor dem Stück eine etwa zehnminütige Einführung in das Stück und die Charaktere. Wenn die Besucher wollen, können sie an einer Bühnenführung teilnehmen, um das Bühnenbild zu ertasten. Während des Stückes bekommen die Besucher Kopfhöhrer und Anke Nicolai wird live beschreiben, was im Stück passiert. Die Berlinerin erstellt sonst hauptsächlich solche Beschreibungen fürs Fernsehen (sie ist zum Beispiel die AD-Stimme des Dresdner und auch des Weimarer Tatorts), aber auch mit Theater und Oper hat sie schon Erfahrungen gesammelt. Sie reizt die Spontaneität, die auf der Bühne immer bleibt. Den Deutschen Hörfilmpreis, die höchste Auszeichnung auf ihrem Fachgebiet, hat sie schon sechsmal gewonnen.

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Während der Vorstellung wird Anke Nicolai dann aber in einer Sprecherkabine sitzen, um die übrigen Zuschauer nicht zu stören.
Während der Vorstellung wird Anke Nicolai dann aber in einer Sprecherkabine sitzen, um die übrigen Zuschauer nicht zu stören.

Zur Präsentation gestern war auch die Landesvorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen, Angela Fischer, anwesend. Sie freut sich über die Initiative des Societaetstheaters. „Ich hoffe, dass das Interesse groß ist“, sagt sie und spricht ein großes Dankeschön an das Theater aus. Für Geschäftsführer Andreas Nattermann steht fest, wenn das Angebot gut angenommen wird, dann soll es dies auch für andere Stücke geben.

Biografie: Ein Spiel

Das Stück von Max Frisch handelt von Herrn Kürmann. Der hat ein Problem: er hätte gern ein anderes Leben gelebt. Vor allem möchte er die Ehe mit seiner zweiten Frau Antoinette rückgängig machen. Pläne hätte er da schon. Also soll er eine zweite Chance erhalten. Nur, wo neu beginnen? In der Kindheit? Bei seiner ersten Liebe in Amerika? Oder seiner ersten Ehe in Europa? Viele Türen scheinen offen. Aber warum führen seine neuen Entscheidungen immer wieder zu jenem Leben, das Kürmann eigentlich verlassen möchte?

Ein amüsantes Spiel über das Leben wie es sein sollte und wie es letztlich ist. Max Frisch schrieb das Stück im Jahr 1967 und im Jahr 1984 passenderweise noch einmal um. Es avancierte an den deutschsprachigen Bühnen zu einem der meistgespielten Theaterstücke Frischs, nach den Erfolgsstücken „Andorra“, „Biedermann und die Brandstifter“ und dem vielfach fürs Theater inszenierten Roman „Homo Faber“. Frisch ist einer der wichtigsten Autoren der Postmoderne.

Aufführungstermine und Preise

Das Stück „Biografie: Ein Spiel“ wird am 14. und 15. Juni, jeweils 20 Uhr aufgeführt. Bühnenführung – 19 Uhr. Karten kosten für sehende Zuschauer 16 Euro, für blinde und sehbehinderte Menschen 12 Euro und für deren Begleitperson, sowie für Schüler, Studenten und Theatercard-Inhaber je 6,50 Euro.

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