Anzeige

Archiv der Avantgarden - Welten Bauen. Visionäre. Architektur im 20. Jahrhundert

BRN – B wie bürgerlich?

Hächst bluesig ging es vorm Kukulida am Abend zu.
Höchst bluesig ging es vorm Kukulida am Abend zu.

Die BRN in diesem Jahr – es war meine erste – und mir wurde seit Wochen abgeraten, dorthin zu gehen. Es sei zu voll, zu bürgerlich, zu kommerzialisiert und sowieso nicht mehr das, was es mal war, hieß es in Freundeskreisen.

So kam es, dass ich mich erst am Sonnabend auf das BRN-Gelände traute. Ich schlief Freitagabend sogar auswärts, um dem Lärm zu entgehen.

Tatsächlich bestärkte mein erster Eindruck die gängige Meinung unter Freunden. Kommerzielle Imbissbuden mit ein bisschen Musik. Plastikbecher ohne Pfand. Und überall Alkohol, Alkohol und Alkohol. Befinde ich mich auf einem Schützenfest oder in der linksversifften Neustadt?

Trotzdem wollte ich der BRN noch eine Chance geben und begab mich auf die Suche nach dem, wofür es steht – “bunt” und “Republik”. Also auf etwas anderes, etwas, was aus der Reihe fällt.

Anzeige

tranquillo

Anzeige

Kreuzretter für die Rückengesundheit

Anzeige

Archiv der Avantgarden - Der Wandel wird kommen

Anzeige

Agentour

Anzeige

Blaue Fabrik

Anzeige

Villandry

Anzeige

Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Anzeige

Societaetstheater

Anzeige

Yoga Retreat

Anzeige

Blitzumzug

Henry Puchert vom Verein Buchkinder Dresden wollte die "Pissecke " am Nordbad bespielen.
Henry Puchert vom Verein Buchkinder Dresden wollte die „Pissecke “ am Nordbad bespielen.

Nach und nach entdeckte ich immer mehr kleine nette Ecken. Die Süßwasserfischpassage am Nordbad, in welcher der Verein Buchkinder Dresden eine Galerie erstellt hatte. Ich entdeckte am Martin-Luther-Platz eine Hängemattenlounge und Tische an denen wildfremde Menschen gegeneinander Schach spielten. Ich ließ mich am Buntesamt für Mikronationalität einbürgern und mir die Neustädter Geschichte erzählen. Ich fand Gefallen im bunten Areal drei – dem Vogelschutzgebiet. Lernte verschiedene Vereine kennen und kaufte etwas im Kinderflohmarkt.

Maxi Treder und Mia Schomer sind mit ihrem Flohmarkt auch Teil der großen Party.
Maxi Treder und Mia Schomer sind mit ihrem Flohmarkt auch Teil der großen Party.

Mit eintretender Abendstimmung änderte sich so langsam das Publikum. Familien verschwanden und Gruppen aus jungen Menschen schlenderten durch die Neustadt. Ich traf Freunde  mal hier und da, genoss die Musik und das ausgefallene Essen. Blues, Punk Hardrock, Techno, Balkan Gipsy, Elektro – Wir gingen zu allem ab, was uns die große Party zu bieten hatte.

Das Durchkommen auf den Straßen wurde zunehmend schwieriger, der Alkoholpegel stieg merklich an, grölende Stimmen wurden lauter und die Plastikbecher unter den Füßen knirschten mehr und mehr. Dass ich nicht jede Musikrichtung teile ist klar, trotzdem mochte ich die Stimmung – warm, pulsierend und nicht aggressiv.

Bunt, aber nicht zu bunt?
Bunt, aber nicht zu bunt?

Am Ende stehe ich mit mir unbekannten Menschen in einer Kellerparty zu schlechter Musik. Es ist trotzdem irgendwie noch ganz nett. Ich rekapituliere meine eingangs gestellte Frage: Ist die BRN wirklich eine bunte Republik?

Anzeige

Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Anzeige

Advenster.org

Anzeige

Kieferorthopädie

Anzeige

Agentour

“Bunt” ja, das habe ich gesehen. Ich habe lange nicht mehr so viele unterschiedliche Menschen angetroffen. Die Inseln sind doch auf dem zweiten Blick sehr vielfältig gestaltet, da ist für fast jeden Geschmack etwas dabei. Das offene, multikulturelle Straßenfest bringt Menschen und Ideen zusammen.

Ob es nun eine eigene Republik ist, wage ich zu bezweifeln. Es könnte mehr sein. Mehr Kreativität – nicht nur in der Musik, mehr Kritik, warum es einer anderen Republik bedarf, mehr Eigeninitiative der Teilnehmer, mehr Vielfältigkeit und vielleicht Extremheit- und dafür weniger Stände, bei denen es nur ums Geldverdienen geht – und ja, auch deutlich weniger Plastikbecher.

Dennoch war es eine schöne Erfahrung – ein Freund von mir sagte: “Also ich bin trotzdem froh, hier gewesen zu sein.” Und ja das bin ich auch, werde ganz sicher die BRN im nächsten Jahr wieder besuchen und mehr Engagement einbringen. Denn die BRN lebt nicht vom rumzumeckern, sondern davon, selbst Alternativen zu bieten.

Vielleciht ist das auch eine Lösung - weniger Kommerzialiserung, mehr Spenden.
Vielleciht ist das auch eine Lösung – weniger Kommerz, mehr Spenden.
Den Punkt für Kreativität bekommt auf jeden Fall das Vogelschutzgebiet.
Den Punkt für Kreativität bekommt auf jeden Fall das Vogelschutzgebiet.

11 Kommentare

  1. Zumindest warst du ja heute der miesepetrigste Pressevertreter, der knackicke Sambapopos zu ohrenbetäubenden Rhythmen aufgenommen hat…..

    ;-)

  2. Sehr schöner Bericht. Riesendank an alle, die im Sinne der Buntheit mitgewirkt haben! Am Besten fand ich das Theaterstück „Die Bewegten“ auf der Talstraße. Respekt und Dank an die Louisenstr. 76 (Flamingos).

    Mir ist aufgefallen, dass viele Besucher aus anderen Städten zum ersten Mal da waren. Die Stimmung war sehr angenehm und es war problemlos möglich, sich der Kommerzialisierung zu entziehen. Gleichzeitig sehe ich nicht ausgeschöpfte Ressourcen, z.B. in der Lärmvermeidung oder Müllverwertung. So könnte man z.B. einige Bühnenlautstärken besser an die Publikumsmenge anpassen oder bestimmten Müll selbst sammeln und recyclen.

    Alles in allem eine tolle BRN und ich bin sehr froh, dass es sie gibt.

  3. Danke für diesen Bericht. es hat mir großen Spaß gemacht zu lesen, dass Du auf deiner ersten BRN ein Stück mehr gefunden hast, als ein reines durchkommerzialisiertes Allerweltsstraßenfest. Da ich selber bei einem Stand mitmache (ohne Geld zu bekommen), komm ich nicht mehr soviel rum. Aber wir vom Neustadt Saloon an der Martin Lutherstraße, freuen uns immer extrem wenn noch ein paar Idealisten dazukommen, die versuchen der BRN etwas von ihrem besonderem Charme zu erhalten. Und die, die immer die Kommerzialisierung beklagen, sind ganz selten mal mit einem eigenen, ehrenamtlichen Projekt am Start gewesen. Also cool, wenn du dich nächstes Jahr einbringst. Viel Erfolg dafür und „keep on rocking“.

    Danke an alle, die dieses Fest wieder mit ihrer guten Laune bereichert haben und an die vielen tollen Menschen, die mit viel Einsatz dieses Fest auf die Beine gestellt haben.

    Und zum Müllproblem, dass Projekt Neustadt „BRN Becher“, ist dieses Jahr gestartet und wir haben mitgemacht. Das BRN Büro hat die Teile an uns verkauft und man durfte sie dann zur Dauernutzung (oder zum sammeln:-))weiterverkaufen. Wir finden die Dinger megageil und werden dieses Projekt weiter unterstützen. Macht Druck, dass die Stände in eurer Nähe da mitmachen! Also „fuck the Plastikmüll“ für die BRN 2019. Grüße an alle BRN Cowgirls- and Boys. Bösi

  4. Bei all diesen Mitmachparolen muss ich schon ein wenig schmunzeln. Ein Fest lebt nicht nur von denen, die es organisieren sondern auch von denen, die hingehen und es erleben. Von denen, die nicht mehr hingehen, lebt sie nicht mehr! Kritik ist legitim, Andreas. Auch wenn du sie als großer Fan der BRN nicht gern hörst!
    Ich empfinde im Übrigen auch die Verwendung des Begriffs „Ehrenamt“ im Zusammenhang mit dem Betreiben eines BRN-Stands belustigend. Die Ehrenamtlichen auf der BRN haben Geld für Flüchtlinge gesammelt.

  5. Lieber Paligro. Ich bin am Donnerstag um 15.00 in Dresden gewesen und hab die Monate vorher ca. 8 h (im Durchschnitt) pro Monat für den Verein (und damit die BRN) aufgewendet. Ab Donnerstag 15.00 Uhr, hab ich bis auf sechs Stunden Schlaf pro Nacht/Tag, rund um die Uhr für unseren Stand (und damit auch für die Besucher und Liebhaber der BRN), gearbeitet. Das sind nach Adam Ries 7 h Stunden für den Donnerstag (nach einem Arbeitstag von 07. Uhr bis 14.00 Uhr). 18 Stunden Freitag, 18 Stunden Samstag, 18 Stunden am Sonntag und heute, um aufzuräumen auch bis 17.30 Uhr (ja, frecherweise mit Pausen:-)). Dass ich dir jetzt noch antworte, hat mit der positiven Energie zu tun, die die BRN immer noch versprühen kann. Und die auch dafür sorgt, dass ich nicht schlafen kann. Daher nehme ich dir deinen Kommentar auch nicht übel (zuviel Liebe abbekommen am WE.-)). Aber wenn jemand wie ich, an diesem Wochenende noch selber fünfzig Euro ausgibt, um zu rauchen und nen Pfeffi mit ner guten Freundin zu trinken, und dafür ca. 66 Stunden arbeitet innerhalb von vier Tagen und vorher schon 88 Stunden im Jahr investiert hat. (irre Zahl, aber 8 mal 11 ist 88:-)), dann find ich die Infragestellung des Ehrenamtes schon sehr belustigend. Verbunden mit der Frage, was du, neben einem Job (ich bin mit Fahrtweg bei ca. 40 h)auf die Beine stellst? Hoffentlich täusche ich mich, und du bist jemand der ganz viel Herzblut und vor allem Zeit, (also mehr als ich insgesamt, in ehrenamtliche Arbeit), in die Flüchtlingsarbeit investierst, dann verzeihe ich dir sowieso alles, weil ich das bewundere. Aber die Art, das Engagement der vielen Leute die ich kennen gelernt habe, und auch mein Eigenes in Anbetracht unserer aufgewendeten Zeit, so negativ zu kommentieren, finde ich gelinde gesagt, befremdlich. Gruß Bösi

  6. Anton, man kann auch mal still sein, wenn man anderer Meinung ist. Muss man aber nicht. Dennoch vielen Dank für deinen Hinweis. Sehr hilfreich. Ich habe jetzt gelernt, dass ich das goldene Kalb BRN anbeten soll und das die Würde der BRN unantastbar ist. Also lasst uns beten:

    BRN unser in der Neustadt.
    Geheiligt werde dein Name.
    Deine Republik komme.
    Dein Wille geschehe,
    wie in der Neustadt, so auf Erden.
    Unser tägliches Lob gib uns heute.
    Und vergib uns unser Gedränge,
    wie auch wir vergeben unsern Dränglern.
    Und führe uns nicht an den Fressstand,
    sondern erlöse uns vom Kommerz.
    Denn dein ist die Neustadt
    und die Kraft und die Herrlichkeit
    in Ewigkeit.

    Amen.

  7. Ach Paligro, immer noch keine Ahnung, aber immer noch die Klappe weit aufreißen. Da wäre es so einfach, mal kurz auf die Website des Neustadt-Saloons geschaut und dort diesen Satz gefunden.

    „Sämtliche Gewinne des Neustadt Saloons werden an einen oder mehrere karitative Vereine gespendet.“

    Oder ist nur dann etwas Ehrenamt, wenn Herr Paligro höchstpersönlich seinen Segen dazu gibt?

  8. Ein einfaches „Der Saloon hat Geld für Bedürftige gesammelt“ hätte mir als Information schon gereicht (um meinen Segen auszusprechen). „Du hast keine Ahnung“ empfinde ich nicht als hinreichenden Hinweis auf eine Internetseite und karitative Zwecke.

    Zu deiner Frage, Anton: „Ehrenamt“ ist, was den Schwächsten hilft.

  9. @ paligro

    dann definiere mal Ehrenamt wie auch immer für Deine Welt.
    Mit dem Ansatz von oben gilt das wohl nur für Mutter Theresa – also was machst Du noch hier? Die „Schwächsten“ sind südlich der Sahara, die brauchen dann Deine ehrenamtlichen Belehrungen ganz dringend.

Kommentare sind geschlossen.