„Es ist ein absolutes Herzensprojekt“, erzählt Peter Simmel stolz. Seit 2013 unterstützt der Unternehmer, der am Albertplatz ein Einkaufszentrum betreibt, den Bau und Betrieb einer medizinischen Berufsschule in Télimélé in Guinea in Westafrika. Diese Unterstützung gelingt vor allem dank seiner Mitarbeiter und der Kunden in den Simmelmärkten. Inzwischen sind schon 349.000 Euro zusammengekommen.
Vor fünf Jahren wurde das Projekt gemeinsam mit dem Verein Projekt Misside Guinea e.V. ins Leben gerufen. Der Verein engagiert sich für viele Maßnahmen im Westen Afrikas – den ehrenamtlichen Helfern ist die Bildung der Kinder, sowie die Versorgung mit Wasser und Medizin ein großes Anliegen. In dem Ort in Guinea sind die meisten Mädchen und jungen Frauen religiösen und gesellschaftlichen Vorgaben unterworfen. Durch Bildung und das Erlernen medizinischer Grundkenntnisse soll den Jugendlichen in diesem Teil Afrikas, vor allen Dingen den Mädchen, eine Zukunft geschenkt werden. In der Schule werden sie vorrangig zu Hebammen und Krankenschwestern ausgebildet.
Bildung für die Zukunft in der Region
Die Investition in Bildung hat einen Grund: „Wir versuchen zu verhindern, dass die Kinder vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden“, erzählt Amadou Yombo Diallo. Der gebürtige Westafrikaner zog vor vielen Jahren nach Deutschland und unterrichtet Französisch am Europäischen Gymnasium in Waldenburg. Er ist stark mit seiner Heimat Guinea verbunden und möchte den Kindern und Jugendlichen dort eine Zukunft ermöglichen, daher engagiert er sich seit vielen Jahren im Verein. „Ich wünsche mir, dass alle Kinder auf dieser Welt die gleichen Rechte haben: Ein Recht auf Wasser, auf Nahrung und auf Gesundheitsvorsorge. Daher freue ich mich riesig über diese uns zuteilgewordene Unterstützung. Wir konnten die Schulgebäude auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern errichten. Jetzt können 250 Schülerinnen und Schüler in ihre Ausbildung starten und haben eine echte Perspektive“, berichtet Amadou. Am 4. Oktober 2017 fand der erste Unterricht in den neuen Räumlichkeiten statt.
Konkrete Hilfe in den Simmelmärkten: Afrika Spende für Guinea
Nicht nur die Mitunternehmer, auch die Kunden der Simmelmärkte unterstützten und unterstützen auch weiterhin tatkräftig. Die Maßnahmen laufen bei Simmel unter dem Namen „Afrika Spende für Guinea“: Neben den Leergutautomaten in den über 20 Märkten in Bayern, Sachsen und Thüringen stehen Boxen, sodass der Betrag direkt gespendet werden kann. Außerdem rufen der Verein und Simmel in der gemeinsamen Projektzeitung sowie im Internet zur Übernahme von Patenschaften auf. Für jeden gespendeten Euro legt die Simmel AG 50 Cent drauf: „Uns geht es ja nicht nur um den Aufbau der Berufsschule, sondern wir möchten, dass diese langfristig betrieben werden kann“, so Peter Simmel. „Dafür benötigen die Menschen vor Ort Schulmaterial, die Gebäude müssen instandgehalten werden, und noch viel mehr. Uns liegt sehr viel daran, dass die Berufsschule und die Menschen auch weiterhin von uns begleitet werden.“
- Weitere Informationen unter www.projekt-misside.de und www.afrika-spende-fuer-guinea.de
„vordergründig“ heißt scheinbar, oberflächlich. Du meinst bestimmt vorrangig, oder?
Ja. Genau.
Sehr gut! Und das aus mehreren Gründen.
Ich finde die Projekte sehr gut. Es geht nicht um ein ein klassisches Flüchtlingsland (Politische Verfolgung), trotzdem ist die Auswanderungsquote aus wirtschaftlichen Gründen enorm hoch.
Diesen Bericht finde ich sehr ausgeglichen, weil er viele Seiten betrachtet:
https://derstandard.at/2000077472081/Aus-Deutschland-abgeschoben-in-Guinea-auferstanden
An der Ausbeutung der dritten Welt profitiert jeder in Deutschland. Aber die am unteren Ende der Pyramide in Deutschland kaufen sich nicht Klamotten made by kleinen Kinderhänden, weil sie es möchten, sondern weil die Aufklärung und das Geld fehlt. Die, die (einigermaßen) Geld haben, aber lieber neue Markenhandys anstatt Fairphones kaufen, sind sich über die Kausalitäten wahrscheinlich gar nicht im Klaren.
Herr Simmel hat aber sehr direkt von der Handels- und Steuerpolitik Deutschlands gegenüber Afrika profitiert. Deshalb ziehe ich zwar den Hut vor ihm (Er hätte das Geld nicht spenden brauchen), denke aber, dass gerade die Menschen, die von der Ausbeutung Afrikas und der Ausbeutung der Niedriglöhner, die durch wenig Geld gezwungen sind, an der Ausbeutung der dritten Welt teilzunehmen, in der Verantwortung sind, die Menschen, die ganz unten in der marktwirtschaftlichen Pyramide ihren Platz gefunden habe, zu fördern und für Aufklärung und Aufbau zu sorgen.
Damit möchte ich nicht sagen, dass Herr Simmel niedrige Löhne zahlt. Weiß ich nämlich nicht. Aber das Kassensystem, in dem die Kunden sich selber abrechnen und dann abkassieren lassen, spricht für eine Kennzahlenoptimierung, die möglicherweise Arbeitslose mit sich bringt.
Am Ende sollte man darüber nachdenken, ob es philanthropischer Natur ist, oder doch nur eine werbewirksame Aktion. Ich habe ihn kurz kennengelernt, und glaube, dass es wirklich eine Herzangelegenheit ist.
Die Aktionen selber sind genau richtig und werden mehr als gebraucht. Deshalb: Ganz großartig! Bitte mehr davon!
@ Marcus
Die Kassensysteme sind ein allgemeiner Trend und werden sich auf Dauer auch in anderen Märkten durchsetzen. Eine Person überwacht den Bezahlvorgang an 8 Kassen, an denen die Leute selbstständig, scannen und zahlen. Ich mag es, weil nie wieder in der Schlange stehen.
@goldfish
Du hast natürlich recht. Ich mag übrigens auch nicht anstehen. ^^
Industrie 4.0 und Automatisierung wird immer mehr Einzug halten, und Menschen von Arbeitsplätzen verdrängen.
Dahinter steckt aber kein Zwang sondern der Wille zur Gewinnoptimierung.
Angesichts des maroden Rentensystems, ALG2 und anderen glorreichen Auswirkungen der „sozialen“ Marktwirtschaft fehlt bis jetzt der Wille, einen Ausgleich zu schaffen. Es sind sehr wenige die davon profitieren.
Mit dem Kassensystem wollte ich aber eigentlich nur darauf hinweisen, dass auch Herr Simmel jemand ist, der sowohl von der Politik des Westens gegenüber der dritten Welt, als auch von nicht gerader sozialer Gewinnoptimierung profitiert.
Gerade bei solchen Themen gibt es entweder einfache Aussagen (Er spendet, wie cool!), oder aber man versucht das Gesamtbild mit allen Kausalitäten zu fassen.
Dann ist Zweifel an der Menschenfreundlichkeit und den Gründen einer Spende, die nicht heimlich sondern öffentlichkeitswirksam gemacht wird, angebracht.
Zweifel können widerlegt werden. Aber Hinterfragen gehört zu den wichtigsten Funktionen in einer Gesellschaft.