Es sollte ein gemütlicher Abend werden, mit drei Freunden traf ich mich auf ein paar Bierchen im Scheunecafé. Der Anfang war auch ganz gut, zwei Saufkumpane lungerten schon am Tresen herum, mit gefüllten Gläsern und als ich mich dazustellte, wurde ich auch gleich nach meinem Begehr befragt. Als nun schon größere Gruppe zogen wir einfach mal um an einen Tisch. Aus Erfahrung bestellte ich für den in Kürze erwarteten vierten Teilnehmer der Runde gleich ein Bier mit.
Der vierte Teilnehmer kam, doch das Bier nicht. Ein Blick in die Kneipe sagte mir, am Stress kann es wohl nicht liegen. Außer uns waren kaum Gäste da. Nach hektischem Rufen und Gestikulieren kam schließlich das Bier. Und nur eine Minute später stand schon wieder eine Kellnerin am Tisch: Ob denn alles soweit in Ordnung sei. Ja, wir nicken.
Das sollte sich noch als grober Fehler herausstellen. Denn wenig später sind unsere Gläser wieder leer, nur bestellen konnten wir nicht. Irgendwann kam dann die zweite und auch die dritte Runde. Plötzlich verstummt die bis dahin unaufdringlich und leise vor sich hindudelnde Hintergrundmusik und ein Sprecher beginnt uns die Verkehrsnachrichten aus Thüringen und Hessen vorzutragen. Soll das etwa eine Ankündigung des Kneipenschlusses sein? Gibt es in der Neustadt neuerdings eine Sperrstunde? Und sollte die wirklich schon vor Mitternacht beginnen? Fragen über Fragen.
Der Barkeeper ruft uns lässig was von letzter Runde zu und wir ordern schnell noch ein paar Biere, im Radio spielt der MDR jetzt ein paar Sonaten. Sehr flippig, stört aber wenigstens nicht so sehr, wie die Verkehrsnachrichten. Die Tür geht auf und eine Menschengruppe strömt herein. Anna Müller führt Besucher beim Nachtspaziergang durch die Neustadt. Sicherlich hatte sie die Scheune als Attraktion geplant. Doch die Kellnerinnen sind inzwischen schon beim Stühle hoch stellen und vom Tresen schallt es: Wir haben schon Feierabend. Frau Müller verlässt mit rund 20 Gästen etwas irritiert die Szenekneipe.
Um uns herum wird kräftig geputzt und eine Kellnerin eilt mit dem Portemonnaie herbei und bittet uns, die Rechnung zu begleichen, da nun jeder einzeln bezahlen will, muss sie rechnen. Wenig später steht ein riesiger Taschenrechner bei uns auf dem Tisch, im Kopf geht es wohl nicht so recht. Unsere Bestellungen, Bier von zweierlei Sorten, war sicher auch sehr kompliziert.
Als wir gehen, sagt einer meiner Zechkumpane: „Naja, Scheune, wie immer.“ Mal sehen, wie viele Jahre ich jetzt warte, bis mal wieder das Scheunecafé besuche.
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Frühere Scheune-Erfahrungen gibt es hier.
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