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Von Haarabschneidern und Radio-Programmen

Wenn man,wie ich, nur noch wenig Haare auf dem Kopf hat, macht man sich über das Schneiden derselben nur noch in geringem Maße Gedanken. Mir geht es, wie an anderer Stelle schon einmal beschrieben, hauptsächlich ums Reinkommen und Drankommen.

Kürzlich hatte ich das Bedürfnis, das Haupthaar etwas kürzen zu lassen. In den einschlägigen Trend- und Szene-Friseuren war kein Plätzchen frei, also stolperte ich in den Salon „Maja Söllner“ auf der Louisenstraße gegenüber der Feuerwehr. Schüchtern frage ich, ob denn ein Haarschnitt möglich wäre. Sie strahlt mich an, weist mir ihren Armen in den leeren Salon: „Klar, nehmen Sie doch einfach Platz.“ Frau Söllner schneidet selber, ihr Gesicht kommt mir bekannt vor.

„Haben Sie nicht mal auf der Alaunstraße?“

Sie nickt. An der Stelle, an der früher ihr Salon war, ist inzwischen das Devils Kitchen eingezogen. Das muss vor ungefähr fünf Jahren gewesen sein. Jetzt ist sie hier angestellt, mit einer Kollegin. Den Salon hat sie an die Modefriseur-Genossenschaft abgegeben.

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„Den Stress brauch ich nicht mehr in meinem Alter“, erzählt sie. Plötzlich rauscht das Radio. Ihr geliebter Sender MDR 1, ist nur noch undeutlich zu hören. Nach ein paar Versuchen und einer Drehung an der Antenne läuft aber alles wieder bestens. Dann erzählt sie mir, dass ihre Kollegin neulich, ganz verwegen, einen anderen Sender angestellt hätte, Hitradio oder so ähnlich. Das sei ihr aber nichts.

Ich überlege, wie sich Frau Söllner wohl im Haaramt um die Ecke fühlen würde, dort läuft den ganzen Tag MTV.

Geschickt kürzt sie die Haare, rasiert den Nacken aus und legt die Ohren frei. Gelernt ist gelernt, auch wenn das bei ihr schon ein paar Jahre her ist. Dann erzählt sie, dass sie eigentlich schon ihr ganzes Leben in der Neustadt frisiert. Vor allem wegen ihres Mannes, der das Viertel über alles liebte, gemeinsam hatten sie am Bischofsweg gewohnt.

Doch nun, nach langen Jahren konnte sie sich endlich ihren Wunsch erfüllen und aufs Land ziehen. Der Neustadt will sie aber zumindest als Friseurin noch eine Weile erhalten bleiben.

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„So wir sind fertig.“ Sie holt den Spiegel, hält ihn hoch. „Oh, das wollten Sie bestimmt gar nicht sehen.“ In Anbetracht meiner kahlen Stellen schmunzelt sie verschmitzt.

Nachtrag 2017

Frau Söllner hat sich inzwischen in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Die Modefriseur-Genossenschaft hat den Salon in der Louisenstraße aufgegeben. Im Dezember kündete ein Schild von einer bevorstehenden Neueröffnung.