Das war knapp. Mit sieben zu sechs Stimmen haben die Stadtbezirksbeiräte* gestern einen Antrag der Piraten abgelehnt. Es geht um den Weg 59. Der führt von der Johann-Meyer-Straße hinter der Hechtpark-Schule über die Hansastraße mit der Ampel bis hinein nach Pieschen zum Pestalozzi-Platz. Ein hübscher öffentlicher Weg mitten durch eine riesige Kleingartenanlage.
Seit 2012 kämpfen die ansässigen Kleingärtner darum, dass der Weg eine richtige Bezeichnung bekommt. In dem Areal sind auf einer Fläche von rund 45 Hektar 16 Vereine ansässig mit insgesamt 1734 Kleingärten. Die Vereine haben sich nun geeinigt und nennen das Gebiet „Kleingartenpark Hansastraße“. Die Bezeichnung Park kommt nicht von ungefähr, denn die große grüne Fläche soll auch ein Naherholungsgebiet für Bewohner der umliegenden Wohngebiete werden. Im Gelände gibt es unter anderem vier Gaststätten, drei Spielplätze, Streuobstwiesen und einen Imkergarten.
Der Stadtverband „Dresdener Gartenfreunde“ unterstützt die Vereine im Kleingartenpark. Der CDU-Stadtrat Frank Hoffmann, selber Kleingärtner, brachte den Antrag für die Umbenennung des Weges ein, damit die Vereine eine eigene Postadresse bekommen.
Im Zuge dieses Antrags hat ein Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) jedoch mal alte Karten gewälzt und festgestellt, dass es diesen Weg schon seit ein paar hundert Jahren gibt. Und dass der auch schon einmal einen Namen hatte – „Lange Trift“. Als Trift wird ein Weg bezeichnet, auf dem Vieh entlang getrieben wurde, in der Regel war das die Verbindung zwischen der Weideland und dem Stall. Auf einer Karte aus dem Jahre 1751 war der Name schon einmal eingezeichnet. Später tauchte der Name jedoch nicht auf. Die Piraten fanden den alten Namen so spannend, dass sie sich dafür aussprachen, diesen zu benutzen, statt „Im Kleingartenpark“. Auch die Grünen konnten sich für den Antrag erwärmen. Dagegen sprachen vor allem Politiker der SPD und der CDU. Sie baten, den Wunsch der ansässigen Kleingärtner zu berücksichtigen, immerhin seien es ihre Vereinsadressen, um die es geht.
Für den Wunsch des Sportvereins SV Motor Mickten, seine Adresse Pestalozziplatz 20 behalten zu können, schlossen sich die Beiräte der Pieschener Lösung an. Der neue Weg „Im Kleingartenpark“ soll erst mit dem Flurstück 1415b beginnen. Somit gehört die Zufahrt zum Vereinsgebäude weiter zum Pestalozziplatz. Der Stadtrat muss der Umbenennung mit den gewünschten Änderungen noch zustimmen.
Erläuterung
*Zwar werden erst mit der nächsten Kommunalwahl am 26. Mai 2019 die Stadtbezirksbeiräte direkt gewählt, aber genannt werden die ehemaligen Ortsbeiräte jetzt schon so. Ab 2019 wird Dresden dann auch nicht mehr in Ortsämter sondern in Stadtbezirke gegliedert.
„Seit 2012 kämpfen die ansässigen Kleingärtner darum, dass der Weg eine richtige Bezeichnung bekommt.“
„Auch die Grünen konnten sich für den Antrag erwärmen. Dagegen sprachen vor allem Politiker der SPD und der CDU. Sie baten, den Wunsch der ansässigen Kleingärtner zu berücksichtigen, immerhin seien es ihre Vereinsadressen, um die es geht. “
Haben die eigentlich keine Sorgen ? Wie dieser blöde Weg heisst, darauf sch…. ja wohl echt der Hund. Willkommen in Deutschland.
Ein Park ist ein Garten, nur halt bissl größer, aber immer noch nach Gärtnerskunst gestaltet. Siehe auch die vielen Stadtparks namens „Großer Garten“.
Hingegen eine innerortige „große grüne Fläche“ nennt man städtebaulich häufig „Platz“, glaube ich. Ist dieser nicht verdreckt, versteint, verbetoniert oder was auch immer, sondern durch irgendwelches Gesprieß grün geworden, sagt der verpöhnte Volksmund manchmal „Wiese“.
Insofern heißt das Ding jetzt „Kleingartengroßgarten Hansastraße“. Kommt wohl dabei heraus, wenn zu viele Leute bürgerbeiligt mitreden wollen. Kopf -> Tisch
Häschtägg:-)
„Im Gelände gibt es unter anderem vier Gaststätten, drei Spielplätze, Streuobstwiesen und einen Imkergarten.“
Wo sind denn dort drei Spielplätze??
Hoffe, die anderen KGA-Kolonien mit Querwegen haben auch paar überaktive Gartenrentner. Man wird dann feststellen, daß alle „Im Kleingartenpark“ oder irgendwas mit „Kleingarten…“ fordern, da bekanntlich die Welt am Gartenzaun endet.
Die jetzige politische Befassung ist genauso Gaga wie diese Allorts-Bezeichnung, welche nicht aussagt, wo man sich befindet. Aber gut, das ist eigentlich genau das Richtige für eine OBR-Beschäftigung. Ich hätte den Weg in West- und Ostteil gespalten wie in os-maps, wo die Teile nach Blumen benannt sind. Dann wären ortstypische Lagebezeichnungen noch das Gängigste gewesen: Ostteil: „Zum tollen Hecht“, Westteil: „Weg nach F_ckpieschen“. Das wirklich wichtige wäre sowieso erstmal die Wegeinstandsetzung, aber seis drum.
Aber schon super, wie die ach so gigantische und gen Himmel wuchernde Kreativwirtschaft der Stadt hier mit Vorschlägen ausgeholfen hat. Nur der Adfc hatte Archivrecherche und Kartensichtung betrieben, weil er ohnehin am Thema dran ist. Der OBR wurde erneut in seiner Suppe allein gelassen, da kann man schon mal bißchen enttäuscht sein.
@MoMi eine guter kompletter alternativ Wegname wäre „Zur MoMi Halle“
@nepumuk … der OBR ist jetzt SBBR
@Anton(14:10): Der war nicht hilfreich. Ich weiß nicht, was ein“OBR“ ist und gleich gar nicht was eine „SBBR“ ist.
„Im Kleingartenpark“. Ist das ja wieder ein sehr kreativer Name…
Ich hab dort einen Garten und hätte den alten Namen um einiges interessanter gefunden. Dass die Gartenvorstände da etwas anders ticken, kann ich mir aber gut vorstellen :D
Dass der Weg überhaupt einen Namen bekommt, finde ich schon sinnvoll. Schon wegen eventuellen Rettungswageneinsätzen.