Am Donnerstag findet ab 18 Uhr in der Scheune eine Diskussionsrunde unter dem Titel: „Die AfD und die Konsequenzen für die Kulturarbeit“ statt.
Nächstes Jahr wird gewählt. In Dresden gleich dreimal, zuerst der neue Stadtrat und das Europaparlament im Mai und September dann der Landtag. Laut Umfragen wird die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) dabei erhebliche Stimmengewinne erzielen.
Für den Veranstalter der Diskussionsrunde, den Tolerave e.V., ist es höchste Zeit, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass Kunst- und Kulturschaffende, die nicht der sogenannten Hochkultur zugerechnet werden, ins Visier der AfD geraten werden. Bisher hat sich die Dresdner Stadtratsfraktion der AfD in ihren Pressemitteilungen zu kulturellen Fragen mit Kritik am Programm im Festspielhaus Hellerau und an dem Monument von Manaf Halbouni auf dem Neumarkt geäußert.
Im Zusammenhang mit dem Trojanischen Pferd, dass im April am Kulturpalast aufgestellt wurde äußerte AfD-Stadtrat Gordon Engler in einer Pressemitteilung die Frage, „ob jedes Kunstprojekt auch wirklich Kunst ist, wenn sich dessen Bedeutung nicht aus dem Werk selbst erschließen lässt, oder doch nur ein Mittel zur linkspädagogischen Stimmungsmache darstellt.“ Darüber hinaus sei es ein erheblicher Unterschied, ob zehntausende Euro Steuergelder dafür aufgebracht werden oder eben nicht. Und schon allein deshalb sei das privat finanzierte Projekt „Trojanisches Pferd“ eine positive Kunstaktion für Dresden.
Im Parteiprogramm heißt es unter anderem: „Die AfD will den Einfluss der Parteien auf das Kulturleben zurückdrängen, gemeinnützige private Kulturstiftungen und bürgerschaftliche Kulturinitiativen stärken.“ Dabei will die Partei eine „Deutsche Leitkultur statt Multikulturalismus“ mit der deutschen Sprache als Zentrum der Identität. Die Kurzfassung des Parteiprogramms gibt es auf den Seiten des AfD-Kreisverbandes.
Die Podiumsdiskussion, die sich an Kulturschaffende und an Kultur Interessierte richtet, will unter anderem die Frage klären, auf welche Schwierigkeiten man sich in Zukunft einstellen muss und welche Erfahrungen es bereits mit der AfD gibt.
Die AfD und die Konsequenzen für die Kulturarbeit
- Podiumsdiskussion, Donnerstag, 25. Oktober, 18 Uhr, Scheune, Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Dave-Festivals statt. Im Anschluss an die Diskussion gibt es in Kooperation mit der Scheune Akademie ab 20 Uhr das beliebte Format „8×8“, bei der 8 Akteure aus Kunst & Kultur über ihre Arbeit sprechen. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei.
„Die AfD will den Einfluss der Parteien auf das Kulturleben zurückdrängen, gemeinnützige private Kulturstiftungen und bürgerschaftliche Kulturinitiativen stärken.“
Damit diese Forderung kein Alt-Parteien-Klamauk bleibt, sollte die AfD die von ihr eingenommenen Klein- und Großspenden an gemeinnützige Kulturstiftungen und bürgerschaftliche Kulturinitiativen weitergeben. Schon hätte man eine Partei weniger, die Einfluss auf die Kulturarbeit nimmt.
@Torsten: Wenn eine Partei Geld aus Spenden an Kulturinitiativen und -stiftungen weitergibt, dann ist das ja die direkte Einflussnahme auf die Kulturarbeit. Die würde dann ja am finanziellen Tropf einer Partei hängen. Insofern scheint mir der Vorschlag eher kontraproduktiv.
Ist denn auch ein Vertreter der AfD eingeladen?
@Franzl Lang: Die Frage wurde gestern Abend beantwortet. Der veranstaltende Verein Tolerave positioniert sich ganz klar gegen die AfD, so dass es nicht in Frage komme, der Partei ein Podium zu bieten.
Spätestens nach den Stadtratswahlen wird „Tolerave“ mit der AfD reden müssen, ob sie wollen oder nicht.
Wieso?
@ Ole
Veranstaltungsanmelder müssen mit dem Ordnungsamt reden und nicht mit irgendwelchen Parteienvertretern. Passt dessen Entscheidung nicht, steht der Rechtsweg offen. Auch hier haben Parteien nichts zu sagen.
Keine Ahnung, warum manche denken wir schaffen nächstes Jahr die Demokratie ab.
Demokratie vielleicht?
Weil es sich einfach so gehört, wenn man eine Podiumsdiskussion über jemanden durchführt, man natürlich auch mit dem Betroffenen spricht.
Und nach der Stadtratswahl wird die AfD in Dresden eine unübersehbare Größe sein mit der man konstruktiv reden muss, um politische Mehrheiten zu organisieren. Reine Rechnerei, nicht unbedingt Sympathie.
Das ZDF und die ARD haben es unlängst auch getan:
https://www.sz-online.de/sachsen/wir-haben-uns-nicht-gekloppt-4039488.html
@tsetse: „Die würde dann ja am finanziellen Tropf einer Partei hängen. “
Keinesfalls. Denn die AfD wäre, wenn sie die von ihr eingenommenen Parteienspenden an gemeinnützige Kultureinrichtungen weitergäbe, nur eine Quelle von vielen. Die meisten kulturellen und sozialen Einrichtungen sind seit jeher von vielen Ressourcen abhängig und ich würde ihnen zutrauen, nicht an den Spenden der AfD (oder deren Ausbleiben) zu Grunde zu gehen.
@ Ole
„Weil es sich einfach so gehört, wenn man eine Podiumsdiskussion über jemanden durchführt, man natürlich auch mit dem Betroffenen spricht.“
Sächsisch ist diese Tradition aber nicht. Und AfD-typisch schon gar nicht.
Andererseits würde ich es schon begrüßen, wenn die „unübersehbare Größe“ der geduldeten Flüchtlinge in die Entscheidungungen über die Ankerzentren einbezogen würde.
Spaß beiseite, es gibt für mich Organisationen, mit denen ich es prinzipiell ablehne, die Ausgestaltung meines Lebens in meiner Stadt zu verhandeln. Und auch bis jetzt habe ich mich nie mit irgendwelchen politischen Mehrheiten der Legislative konstruktive Gespräche führen müssen, um z.B. Kulturarbeit zu machen.