Die Lesebühne „TresenLesen“ feiert ihre zwanzigste Ausgabe in ihrer Stammkneipe 100 auf der Alaunstraße. Jeden zweiten Mittwoch im ungeraden Monat lädt das TresenLesen junge Karnickel und alte Hasen ein, auf offener Bühne selbst geschriebene Texte zu präsentieren. Alle Mutigen bekommen ein Freigetränk, reichlich Applaus und das gute Gefühl, den inneren Angsthasen überwunden zu haben.
„Es gibt Slam-Typen und Lesebühnen-Typen“, sagt Anne, die die Lesebühne seit 2016 organisiert. Ins Leben gerufen wurde das Tresenlesen im Jahr 2015. Damals fand es regelmäßig im „Stilbruch“ statt. Nach dessen Schließung bot die 100 der offenen Lesebühne ein neues Domizil. Als die Karriere den angehenden Schauspieler und TresenLesen-Initiator Machiel Fenner nach Berlin rief, übergab er das Zepter an Anne. Neben dem Tresenlesen organisiert die Krankenschwester weitere Literaturprojekte wie Erotik- und Krimi-Lesungen und belebt damit die freie Literaturszene im Viertel.
Das Konzept will sie deutlich vom Poetry-Slam abgegrenzt wissen. Tresenlesen kommt ganz ohne Konkurrenzdruck und Wettstreit aus. Alles darf vorgetragen werden – solange es sich nicht um Hasstiraden handelt und die Dauer von zehn Minuten nicht übersteigt. Um den Ablauf besser planen zu können, bitten die Veranstalter, zu denen neben Anne seit 2017 Informatiker und Fotograf Michael Janas gehört, um eine Anmeldung. Aber auch spontane Beiträge sind willkommen. Einmal, erzählt Anne, war ein Beitrag nur der Tatsache geschuldet, dass der Vortragende kein Geld, aber Lust auf ein Bier hatte. Wie auch immer die Muse wach geküsst wird, Hauptsache sie erwacht …
Mit den Jahren ist der Zuspruch gewachsen, berichten Anne und Michael. An so manchem Veranstaltungsabend mussten Stühle hineingetragen werden, um alle Gäste unterzubringen. Eintritt kostet die Lesebühne nicht. Der Inhalt des Hutes, der am Ende herum geht, wird noch am selben Abend an eine soziale, lokale Hilfsorganisation gespendet. Lesen für den guten Zweck. „Ich setze dabei den Fokus auf Kinder“, sagt Anne. Am Ende des Abends erhält ein/e Verantwortlich/e das Wort, um den Gästen die Arbeit der Einrichtung oder des Verein näherzubringen.
Das TresenLesen, erklären Anne und Michael, ist eine No-Budget-Veranstaltung in liebevollem Rahmen. „Die Veranstaltung lebt von Luft und Liebe. Und viel Herzblut“, sagt Anne. Ohne Druck sollen alle die Chance bekommen, sich (häufig zum ersten Mal) einem Publikum zu stellen. Michael, der einmal mit einem Text spontan für Anne einsprang, weiß, welche Überwindung der Schritt auf die Bühne kosten kann und wie überwältigend sich der Applaus dann anfühlt.
Für den 14. November möchten die beiden Organisatoren noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Als Gast wird Machiel Fenner erwartet. Der Inhalt des Spendenhutes geht diesmal an die MediClowns Dresden. Zum Jubiläum hat Anne das nächste schon im Blick: „Wir freuen uns auf die 25. Ausgabe. Auch diese wird gebührend gefeiert!“
TresenLesen feiert
- am 14. November ab 19 Uhr in der 100
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