Die Friedhofskultur unterscheidet sich von Ort zu Ort, von Kultur zu Kultur. Wie Juden ihr letztes Haus für die Ewigkeit einrichten, dokumentiert die neue Sonderausstellung im Kraszewski-Museum.
„Haus der Ewigkeit – Jüdische Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum 2004 bis 2018“ so heißt die aktuelle Fotoausstellung im deutsch-polnischen Museum in der Nordstraße. Über 30 Fotos geben einen Einblick in die jüdische Friedhofskultur in Polen, Tschechien und Deutschland.
Die Berliner Fotografen Marcel-Th. Jacobs und Klaus Jacobs belichteten die Friedhöfe an der Grenze zwischen Tag und Nacht, dem Grenzraum also zwischen Realität und Mystik.
In schwarz-weiß gehalten, dokumentieren sie die unterschiedlichen Formen der Grabstätten, ob als Stehle, Grabstein, Grabplatte oder Mausoleum. Es fällt auf, dass die Blumen in den mystischen Bildern fehlen und tatsächlich: Anstelle von Blumen legen Juden ihren Verstorbenen Kieselsteine auf den Grabstein.
Und noch etwas springt dem Betrachter ins Auge. Die jüdischen Friedhöfe scheinen eng, Grabstein steht neben Grabstein, alte verfallene Stehlen sind mit Moos überwachsen. Im Judentum herrscht die ewige Totenruhe, einmal den Grabstein gesetzt, bleibt er für die Ewigkeit dort stehen.
Das kann aber eng werden mit der Zeit, weswegen zusammengerückt werden musste. In Prag wurde mit Erde nach oben aufgestockt, 100.000 Menschen liegen dort begraben.Trotz dieser Unterschiede wird dem Betrachter aber auch klar, die eine jüdische Friedhofskultur gibt es nicht. Sie hängt immer von der jeweiligen Region und Epoche ab.Warum nun aber eine jüdische Fotoausstellung in einem deutsch-polnischen Museum? Das Kraszewski-Museum versucht, das Land Polen den Deutschen nah zu bringen und über den polnischen Alltag zu informieren. „Momentan merken wir, wie der Antisemitismus in Mitteleuropa wieder zunimmt. Doch es gibt auch gegenläufige Trends zur Politik. Viele junge Polen begeben sich aktuell auf die Spurensuche ihrer jüdischen Wurzeln“, meint Mitarbeiterin Katrin Ankenbrand.
Tatsächlich: Die Geschichte der Juden in Polen reicht bis ins 10. Jahrhundert. Das dünn besiedelte Gebiet zog im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche jüdische Siedler an.
„Mit der Ausstellung wollen wir auch zeigen, dass das Judentum ein Teil der mitteleuropäischen Kultur ist. Es verbindet die Länder Polen, Tschechien und Deutschland“, sagt Katrin Ankenbrand.
Die Sonderausstellung ist bis zum 10. März 2019 geöffnet und wird durch ein Rahmenprogramm begleitet. Am Sonntag, dem 25. November findet um 15 Uhr das Konzert „Worte, die weiterleben“ statt. Dabei interpretiert und vertont die Sängerin Bente Kahan Gedichte von Ilse Weber sowie Tadeusz Różewicz. Am 2. Dezember um 15 Uhr führt der Fotograf Marcel-Th. Jacobs durch die Ausstellung. Das Kraszewski-Museum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus Kraszewskis in der Nordstraße 28. Es informiert über das polnische Leben und fördert den deutsch-polnischen Dialog. Es bietet eine Dauerausstellung über den polnischen Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski. Außerdem gibt es ein kleines Cafe, eine Bibliothek sowie eine Ferienwohnung. Immer wieder werden thematischen Führungen zu Polen oder dem Schriftsteller angeboten.
Informationen zum Kraszewski-Museum
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, Feiertage: 13 bis 18 Uhr
- Eintritt: 4 Euro (ermäßgt 3 Euro, Kinder bis 7: frei), freitags ab 13 Uhr freier Eintritt
- nächste Veranstaltung am Sonntag: 25. November um 15 Uhr – Konzert: „Worte die weiterleben“ – www.museen-dresden.de/kraszwski
- weitere Informationen unter: http://stadtmuseum-dresden.de/kraszewski-museum