Zerteilte Kinder, verschwundene Münzen, fliegende Tische – das alles würde man von Tilo Manig auf den ersten Blick nicht erwarten. Doch es reichen ein orangefarbener Präsent 20-Anzug und eine Handvoll Konfetti und Simsalabim! Vor Ihnen steht – bunt und energiegeladen – Zauberer Zafetti.
„Ich bin eigentlich sehr komisch. Ich weiß nicht, was mich daran hindert, das immer zu zeigen“, sagt Tilo nachdenklich und rührt in seinem Kaffee. Wir sitzen im Café Combo. Kennengelernt habe ich Tilo Manig bei der Zaubershow von „Siegfried und Joy“ in der Schauburg. Neben ihm saßen die Liebste und der Zauberer-Nachwuchs: Die „Große“ zur Feier des Tages nicht zerteilt, sondern am ganzen Stück, der Sohnemann ein wenig enttäuscht – er kannte alle präsentierten Kartentricks schon.
Tilo sammelt seit zehn Jahren Zauber-Tricks. Das Zauberer-Werden jenseits von Joanne K. Rowling geht ohne Sprechenden Hut und Zauberstab, aber mit nicht weniger Mühe vor sich. Ständig ist Tilo auf der Suche nach neuen Nummern. Er übt und probiert. Mit der Interpretation gängiger Tricks erarbeitet sich jeder Zauberer seinen unverwechselbaren Stil. Zafettis Darbietung dauert 45 Minuten, darin verpackt sind stattliche 20 Illusionen, eingebunden in eine eigens entworfene musikalische Umrahmung. Neben seiner Tätigkeit in der Shirtmanufaktur Geoeff.net auf der Rothenburger Straße und seiner zweiten Identität als Zafetti, nimmt Tilo 303 analog Platten auf. Diese Leidenschaft lässt er auch in seine Shows einfließen.
Sein Debut gab Zafetti vor einer Kindergarten-Gruppe. Das ehrlichste und damit anspruchsvollste Publikum, wie er sagt. „Kinder sagen dir direkt, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Oder gehen weg.“ So ist also neben den magischen Fähigkeiten auch eine große Portion Dompteurs-Talent gefragt. Zauberer Zafetti fährt mittlerweile mit einem Kombi vor. Die Requisiten erfordern es. Seine Familie, Frau und drei Kinder, unterstützt Tilo bei seinen Auftritten. „Die müssen alle mitmachen“, sagt er grinsend. Dass über die Hintergründe der Zaubertricks geschwiegen wird, gehört selbstverständlich zum Codex.
Zafetti verzaubert Feiern und Events. Am liebsten arbeitet er aber auf der Straße. Im „Vollkontakt“ zum Publikum läuft er zu Höchstformen auf. Zafetti liebt die Interaktion, das Unvorhersehbare. „Da fahr ich richtig hoch!“, sagt er. Überraschend ist die Arbeit als Zauberer immer. Sie bringt Zafetti an Orte, an die er sonst wohl nie gekommen wäre. Er trickst zwischen Anzugträgern und versetzt auf Migrations-Weihnachtsfeiern ins Staunen.
Natürlich kommt es auch vor, dass ein Trick „in die Hose geht“. Meistens kann das Publikum das gar nicht glauben, sagt Zafetti. Aber: „Ich mache jeden Fehler nur einmal.“
Wir verabschieden uns und ich sehe Zafetti inkognito nach, wie er davon schlendert. Als ich mich auf mein Rad schwinge, ist er plötzlich verschwunden. Ist das dort ein weißes Kaninchen? Ich reibe mir die Augen. Ich hätte doch schwören können … Na ja. Hex hex!