Mit voller Wucht schlägt die Faust auf den Tisch. Die Gläser führen einen kleinen Tanz auf. „Das kann doch wohl nicht wahr sein“, ruft der zugehörige Mann. Sein Nachbar stöhnt etwas leiser. Emotion pur. Beide sind stark erregt, beim ihm zittern sogar die Spitzen des Schnurrbartes. Doch kurze Zeit später hat er sich wieder beruhigt, zwei Schlucke vom kühlen Blonde haben gereicht. Außerdem läuft der Gegenangriff seiner Mannschaft schon wieder und seine Mannschaft führt nun auch mit einigen Toren Vorsprung.
Da es in Dresden live keinen erstklassigen Fußball mehr gibt, muss sich der süchtige Fan ans Fernsehen halten. Aber zu Hause gucken, ist auch irgendwie langweilig, also zieht es die Bewunderer von Timo Werner, Luka Jovic und Co. in die Kneipe. In der Neustadt gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Eine Kneipe hat sich voll und ganz dem Sport verschrieben. Das Old Beams auf der Alaunstraße. Hier gibt es nicht nur Fußball, sondern auch Übertragungen von Autorennen, anderen Ball- und sogar Kugelspielen. Die Kneipe um Barchef Micha ist gemütlich eingerichtet und wie der Name schon sagt, gibt es auch einen ordentlichen Whiskey zu trinken.
Nur die Besucher sind nicht unbedingt die sportlichsten. Denn auch wenn ordentlich Bums hinter dem anfangs erwähntem Faustschlag steckte, ein Sportler ist das sicher nicht. Dafür ist der Bierbauch einfach zu umfangreich. Es sei denn, man zählt Schnell-Trinken zu den Sportarten.
Mit den Übertragungen der Bundesliga-Spiele hat der Wirt einen guten Riecher gehabt, denn an den Wochenende ist das kleine Kneipchen immer voll. Meist sogar schon vor Spielbeginn, denn zeitiges Kommen sichert die besten Plätze mit Blick auf die Großleinwand. Für den Wirt ist der Monat mit den Champions-League-Finale der beste im ganzen Jahr.
Inzwischen ist das Spiel gut vorangeschritten. Die Blauen sind wieder in Ballbesitz und kommen dem gegnerischen Tor immer näher. Doch einer der Stürmer vergibt die Chance und trifft nur den Himmel.
Ein schwerer Ruf der Enttäuschung entringt dem beleibten, aber schlagkräftigen Herrn. Ein anderer, zwei Tische weiter, seufzt erleichtert. Er hat einen Schal um, will zeigen, dass er mit den Roten fiebert. Doch hier gibt es keine Fan-Rivalität. Nach Spiel-Ende kommt der mit dem roten Schal heran und gratuliert. Der vorhin noch so erregte Tischklopfer ist inzwischen mit sich und der Welt zufrieden. Sein Team hat gewonnen, er spendiert eine Runde Bier.