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Jubilierendes Neujahrssingen

Im Alten Schlachthof fand am vergangenen Wochenende das „10. Dresdner Neujahrssingen“ statt. Über jeweils vier Stunden lassen sich begabte oder mutige Sängerinnen und Sänger von einem großartigen Orchester begleiten und vom Publikum feiern.

Freitagabend, das Konzert läuft schon seit mehr als zwei Stunden. Das Publikum hatte sich gerade in einer Pause frisch gestärkt, als ein wilder Sänger eine Mauer durchbricht und das Publikum erleichtert losprustet. Denn Klaun M. Braune, so nennt sich der Künstler, er ist für seine zeigefreudigen Shows bekannt – und der Song, den er singt ist vor allem wegen der Nacktheit der Sängerin bekannt. Das erfahrene Publikum ist froh: Er hat noch was an. Dann rockt er stimmgewaltig den Saal.

Das Neujahrssingen gab es 2010 zum ersten Mal. Damals noch in der Scheune. Strippenzieher, Sänger und Dirigent Uwe Stuhrberg, der nebenbei noch der Chefredakteur des Stadtmagazins „Sax“ ist, hatte diese Schnapsidee in Halle (Saale) aufgeschnappt. Dort hatten Gastronomen zum fröhlichen Weihnachtssingen geladen. Das sollte doch auch hier in Dresden gehen.

Das Rezept ist einfach und doch hochkompliziert. Man nehme ein paar geniale Musiker, zwei fantastische Backgroundsängerinnen, einen charmant-witzigen Moderator, drückt den Gastronomen die Textzeilen auf und schubst sie auf die Bühne.

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Bierbrauer mit Mikrofon: Michael Schröter
Bierbrauer mit Mikrofon: Michael Schröter
Den Auftakt macht ein elbtalbekannter Bierbrauer. Michael Schröter, auch bekannt durch Auftritte in Bands wie „To Late“, „Cosmic Comic Connection Cowboys“ bzw. „C4Space“. Er beginnt mit einer fulminanten Interpretation von „It’s My Life“ von Bon Jovi. Frenetischer Applaus und Stimmengemurmel wie: viel besser als das Original. Schröter ist aber auch schon ein alter Hase. Beim vierten Neujahrssingen, damals in der Scheune präsentierte er den „La-Boum“-Hit „Reality“.

Auf der Bühne tobt schon der nächste Hit. „Wunschsongs“ standen dieses Jahr auf dem Programm. Der Moderator ist Hendryk Proske, einigen Älteren vielleicht noch aus seiner Coloradio- oder Energy-Zeit bekannt. Aktuell arbeitet er als Musikredakteur für den Mitteldeutschen Rundfunk. Mit Songs und Wunschhits kennt er sich also aus. Wie man das Publikum umgarnt, weiß er aber auch.

Das tobt jetzt zum Hit von Prince (Hallelujah) „Kiss“, dargeboten von Adrian Röbisch, den man von den Voltz-Brothers vom Schaubudensommer kennt. Dann folgt eine wunderbare Version des „Zombie“ von den Cranberries (Hallelujah an Dolores O’Riordan) – gesungen von Angela Stuhrberg. Die ist zwar keine Gastronomin, schreibt aber immer mal wieder über Bars und mehr und hat eine gewaltige Stimme.

Schöner als das Original: Thomas Spura auf den Spuren von Dave Gahan
Schöner als das Original: Thomas Spura auf den Spuren von Dave Gahan
Dann wird es Zeit und ein Barkeeper betritt die Bühne. Ulf D. Neuhaus führte einst das „Newtown“ im Hechtviertel, auch er ist schon ein alter Neujahrssinger, das Publikum feiert ihn und seine Version von „Verdamp lang her“ von BAP. Dann ein Neuling auf der Bühne, Café-Neustadt-Chef Thomas Spura interpretiert „Walking in my Shoes“ von Depeche Mode, begleitet von Jörg Schittkowski am Keyboard, bekannt von „Machine De Beauvoir“ und Neustädter Gassen mit Knirpsen im Tagespapamobil.

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Der Abend schreitet voran, das Publikum singt die meisten Songs mit, klar, hier werden hauptsächlich Ohrwürmer präsentiert. Dann steht plötzlich einer mit ’nem Bauhelm auf der Bühne. Uwe Stuhrberg hat sich in diesem Jahr einen Song von Gerhard Gundermann (Hallelujah) vorgenommen: „Männer und Frauen“. Danach brilliert Veronika Voit-Kralacek mit Lana del Reys „Video Games“. Die zierliche Frau mit der wunderbaren Stimme singt sonst mit dem New Town Swing Orchestra.

Super Stimme: Veronika Voit-Kralacek
Super Stimme: Veronika Voit-Kralacek – Foto: Angela Stuhrberg
Die erste Hälfte des Konzertes nähert sich dem Höhepunkt. Dafür hat sich Olaf Schubert ans Schlagzeug gesetzt und intoniert gemeinsam mit Jochen Barkas eine etwas ruppige und sehr frei übersetzte Version von „Ca Plane Pour Moi“ von Plastic Bertrand.

„Jein“ vor der Pause

Nach einem fetten „Jein“ ist Pause. Das Publikum drängt sich an die Biertresen. Die meisten sind schon ein bisschen älter, aber manch Mutter hat auch gleich ihre Tochter mitgenommen. Ob die das dann gut findet, wenn die Erziehungsberechtigte lauthals mitsingt, egal.

Die Pause ist vorbei und die Women of Neujahrssingen trällern im Chor und die Go-Plastic-Crew tanzt dazu. Nach ein paar weiteren Songs, dann der große Auftritt mit dem Wrecking-Ball und Klaun M. Braune. Dann jagt ein Hit den nächsten, es wird etwas poppiger bis hin zu Britney Spears „Oooops I did it again“, interpretiert von Ulrike Weidemüller. Die professionelle Sängerin steht während der anderen Songs als Backgroundsängerin mit Maxi Kerber an der Seite.

Wenig später rocken die beiden Entertainer Tanne M.C. und Michael Heinemann mit einer rasanten Version von „Can’t Hold Us“ von Macklemore. Gleich darauf folgt der Auftritt des Blue-Note-Chefs Mirko Glaser, mit seiner Version des Galexico-Klassikers „Crystal Frontier“ kühlt er die Stimmung im Saal, wenn auch nur minimal.

Zurück aus Tucson, Arizona - Mirko Glaser
Zurück aus Tucson, Arizona – Mirko GlaserFoto: Angela Stuhrberg

Das war dann die Ruhe vor dem Sturm denn nun rockt Julia Gámez Martín als Aretha Franklin (Hallelujah) im Blues-Brothers-Kostüm die Bühne. Ein nahezu wahnsinniger Auftritt voller Power.

Think mit Julia Gamez-Martín
Think mit Julia Gamez-Martín – Foto: Angela Stuhrberg
Der Abend nähert sich unhaltbar dem Höhepunkt. Der Ikarus des Entertainments betritt die Bühne im Batik-Shirt, grellgelb. Es ist nur zu ahnen, wie viele Stunden er die Vorlage gesehen haben muss. Seine Interpretation von „With A Little Help From My Friends“ als trunkener Joe Cocker (Hallelujah) ließ die Massen toben. Mit einer Chorversion von Queens „Radio Gaga“ und „Komplett im Arsch“ von Feine Sahne Fischfilet endete der Konzertteil des Abends.
J.B. Nutsch in seinem Element
J.B. Nutsch in seinem Element – Foto: Angela Stuhrberg

Bei so viel Power und Lebensfreude auf der Bühne, wen wundert es, dass beide Abende ausverkauft waren. Wie zu hören ist, sind die ersten Karten für die elfte Auflage im Jahr 2020 des Singer-Abends schon verkauft.

Dresdner Neujahrssingen

Hallelujah

Es ist inzwischen Tradition, dass jedem verstorbenen Musiker vom Publikum ein Hallelujah entgegenschallt.

Das Orchester

Tom Vogel (Bass und Band-Leader), Andreas Krug (Keyboards), Fredrik Sunesen (Drums), Thomas Hübel (Gitarre), Sascha Aust (Gitarre), Micha Winkler (Posaune/Trompete), Jens „Bügge“ Bürger (Saxofon), Eduardo Mota (Percussion), Berthold Brauer (Trompete).

Ulrike Weidemueller: Ooops, I did it again.
Ulrike Weidemueller: Ooops, I did it again. Foto: Angela Stuhrberg

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