In einem kleinen Büro über dem Projekttheater glühen derzeit die Drähte: Zwischen vier und sechs Leuten teilen sich den 17-Quadratmeter-Raum, um die auf Hochtouren laufenden Vorbereitungen für die 14. Jiddische Musik- und Theaterwoche zu stemmen. Die Zeit ist knapp – am Sonntag beginnt die zweiwöchige Festivalzeit.
Die Jiddische Woche findet an 19 verschiedenen Veranstaltungsorten statt, viele davon liegen in der Neustadt – Scheune und Projekttheater, die Neustadt-Kinos, das Societaetstheater, aber auch der Alte Jüdische Friedhof oder die Dreikönigskirche und sogar das Innenministerium am Carolaplatz tauchen in der Liste der Orte auf. Das Programm ist vielfältig und soll Menschen jeden Alters ansprechen. Entgegen dem Titel des Festivals wird weit mehr als nur Musik und Theater geboten, und der Fokus hat sich im Laufe der Jahre auch von der reinen jiddischen Kultur verlagert hin zu einem Voll-Festival für jüdische Kultur und jüdisches Leben.
Es ist schwierig, aus den über 40 Veranstaltungen ein paar wenige auszuwählen und vorzustellen, deswegen hier nur der Hinweis auf einige Besonderheiten. Da wäre zum Beispiel das Anakronic Electro Orkestra aus Toulouse – die Musiker versetzen die traditionelle jiddische Musik mit Elementen von Dub, Reggae, Electro oder Drum’n’Bass und gelten damit aktuell als die Neuerfinder des Klezmer. Ihr Auftritt am 21. Oktober in der Scheune ist deren erstes Konzert in Deutschland.
Weitere spannende Konzerte in der Scheune: am 30. Oktober spielt der Kanadier Geoff Berner, der mit seinem Klezmer-Punk schon vor zwei Jahren in Dresden stürmisch gefeiert wurde. Am selben Abend im Anschluss an Berner: eine turbulente Party mit der global shtetl band aus Nürnberg, in deren Musik sich lateinamerikanische Rhytmen mit den Sounds der Klezmerspieler vermischen. Ausklingen wird diese Party mit Plattenmusik von DJane Tanzplanet.
Für die Theaterfans von Interesse sein dürfte die neue Produktion des Rocktheaters, deren Vorpremiere am 18. Oktober in der Dreikönigskirche Premiere hat: Regisseur und Autor Bernd Rump setzt sich mit Paul Celans Todesfuge und somit mit der Frage auseinander, ob und wie man den Holocaust künstlerisch verarbeiten kann oder darf. Das Stück wird als szenische Collage angekündigt und lebt auch von Livemusik (Georg Wieland Wagner) und Videoprojektionen (3. Etage Filmproduktion Dresden).
… und die Worte zur Eröffnung spricht Sarazin?