Im Ortsbeirat Neustadt könnte es heute Abend heiß her gehen. Denn auf der Tagesordnung steht der Punkt „Vorstellung der Anmeldezahlen der Grundschulen im Schulbezirk Neustadt und Entwicklung der Grund- und Mittelschulen im Schuljahr 2011/12.“ Was so schön langweilig in Behördendeutsch daherkommt, ist jedoch brisant. Die Neustädter Schulen sind zu voll.
Wie der stellvertretende Schulsprecher der 15. Grundschule, Thomas Platz, auf Nachfrage mitteilte, stehen die Zahlen fest: „Für die 336 Plätze gibt es insgesamt 472 Anmeldungen.“ Das bedeutet, künftig müssen sich drei Schüler wohl zwei Stühlchen teilen.
Dabei ist die Situation jetzt schon angespannt. Betroffen sind die 4. Grundschule am Rosengarten, die 15. Grundschule auf der Görlitzer, die 103. Grundschule (Regenbogenschule auf der Hohensteiner Straße) und die 30. Grundschule im Hechtviertel. In der 15. und der 30. sieht es derzeit so aus, dass die Klassenzimmer gleichzeitig auch Horträume sind. „Das bedeutet, wenn mal ein Projekt durchgeführt wird, kann das nicht bis zum nächsten Tag stehen bleiben“, erläutert Platz die Misere. Auch die Schulspeisung kann nur im Schichtbetrieb durchgeführt werden. Für die 250 Kinder an der Schule stehen nur 44 Plätze zur Verfügung. Ebenfalls überbelastet sind Sporthallen, Umkleideräume und Toiletten. Auch die Arbeitsbedingungen für Lehrer und Erzieher sind schwierig.
Die Schulsprecher der betroffenen Schulen haben sich deshalb in einer Elterninitiative organisiert und fordern das Schulverwaltungsamt auf, für jedes Kind einen Schulplatz zu garantieren, außerdem dürfe es keine Abstriche an der pädagogischen Qualität geben. „Die pädagogische Freiheit der Schulen darf nicht durch räumliche Unterversorgung beschnitten werden“, so Platz. Insgesamt erwartet die Elterninitiative, die auch heute Abend sprechen wird, eine tragfähige Lösung vom Schulverwaltungsamt. Ein Lösung könne nur tragfähig sein, wenn sie mit den Beteiligten (Schulleitern, Lehrern, Erziehern und Kita-Amt) abgestimmt ist.
- Die Ortsbeiratssitzung beginnt um 17.30 Uhr, heute ausnahmsweise in der Scheune.
Das die Zahlen der Kinder in der Neustadt steigen ist ja wirklich ein Wunder, was keiner erwartet hatte. Bupp- einfach waren sie da!
Vielleicht hätte das Schulverwaltungsamt (Amt der LH Dresden) mal im Eigenbetrieb Kindertagsstätten (Eigenbetrieb der LH Dresden) nachfragen sollen. Diese kennen das Problem seit Jahren und sie haben nicht so eine lange „Vorlaufzeit“ (Geburt bis Kita =3 Jahre; Geburt bis Schule = 6 Jahre) sich Lösungen einfallen zu lassen. Auch hier hat es etwas gedauert, aber es sind und werden neue Kitas gebaut, Tagesmutter gefunden usw..
Wahrscheinlich sind heute alle Amtsvertreter wieder verwundert und keiner konnte das wissen. So ist jedenfalls meine Erfahrung.
Das wurde vor 5 Jahren vorhergesagt, damals bei einem Elternabend, durch den Direktor der Mittelschule Herrn Hahn. Die Stadt wolle die 30. GS im Hecht schließen, bzw zusammenlegen sagte er, mit der auf der Görlitzer, er war recht erstaunt ob dieser gut durchdachten Pläne.
Ein Jahr nach dem Elternabend waren dann auf einmal heimtückisch und hinterrücks die ganzen Sechsjährigen aufgetaucht. Wahrscheinlich haben die im Alaunpark in den Büschen gelauert, sich angeschlichen. Die sind aber auch leise! Man kann die kaum hören!
Vermutlich stellt man jetzt, starr vor Panik, lieber erstmal keine Lehrer mehr ein oder kürzt an deren Ausbildung rum. BWL ist ganz groß im Kommen, stand mal irgendwo. Mit den Statistiken vom Standesamt kann man den Kleinen schon mal eine Steuernummer zusenden, Adresse haben wir ja. Man kann dort auch sehr schön nachlesen, dass Helma und Stanislaw nicht die beliebtesten Vornamen der letzten Jahre sind. Das habt ihr nun davon.
Das beschriebene Problem hat CDU und FDP allerdings nicht daran gehindert , einen entsprechenden Stadtratsantrag der LINKEN für ganz und gar überflüssig zu erklären.
http://portal.dielinke-in-sachsen.de/dokumente/A0191_Grundschulnotstand.pdf
Ich versteh sowieso seit Jahren nicht, dass ganz offensichtlich in vielen Europäischen Staaten das ganze Schulsystem super und ohne große Probleme funktioniert und hier ist man von auf einmal auftauchenden Grundschülern überrascht. Das versteh einer wer will. Ich glaube aber kaum das eine vernünftige Lösung gefunden wird. Lieber schickt man die Kinder nach Meißen oder so, in die Schule.
Ein hoch auf den Förderalismus und das deutsche Schulwesen in all seinen Facetten.
Zweieinhalb Stunden Diskussion. Zwei Anträge: jedes Kind soll einen Platz bekommen. Die Stadt soll prüfen, ob und wo sie eine neue Schule baten kann.
… und woher sollen die Lehrer kommen, welche die Schüler unterrichten??? Der Freistaat hat es ja letztes Jahr (bzw. in den letzten Jahren) geschafft viele, viele Neu- und Junglehrer in andere Bundesländer zu „vertreiben“ bzw. diese haben sich zu Notentscheidungen, z.B. für andere Schularten oder TZ-Verträge hinreißen lassen, damit diese überhaupt eine Arbeitsstelle bekommen.