Heute Abend klingt das Jahr aus. War da was? Der Versuch eines Rückblicks.
Januar
Das Jahr begann mit spektakulären Sprüngen von der Pionierschanze am Alaunplatz. Flüge um die zehn Meter wurden gemessen. Schon im ersten Monat des Jahres meldete sich die Kneipenszene zu Wort, das Schwalbennest wechselte den Besitzer und auf der Louisenstraße wurde eine Großraumdisko angekündigt. Ersteres sollte im Laufe des Jahres ein verunglückter Döner-Laden-Versuch werden, das andere stellte sich als pompöse Ankündigung einer schnöden Renovierung heraus.
Februar
„Sie kommen nicht durch.“ Das galt für die Neonazis, die den Jahrestag der Bombardierung für ihre Kundgebung nutzen wollten. Mutige Demonstranten verhinderten ihren Marsch. Die Dresdner setzten ein Achtungszeichen und Leser des Neustadt-Geflüsters diskutierten über den richtigen Umgang mit Neonazis (kann man hier nachlesen). Ein Hochhaus soll saniert werden. Die Architekten stellten das Projekt vor und ein eigener Blog wurde eingerichtet, nur der Baubeginn ist noch immer nicht in Sicht.
März
Zum ersten Mal hab ich „Achim’s Trödelhof“ entdeckt, dieser schöne Ort sollte in diesem Jahr noch mehrfach eine Rolle spielen. Außerdem warfen persönliche Ereignisse ihre Schatten voraus. Dies führte dazu, dass ich mit einem rosa Schirm durch die Neustadt spazierte. Eine weitere Veranstaltung sollte später noch Konsequenzen für mich haben, die Werbegemeinschaft Neustadt stellte sich im Projekttheater vor und auf den Servern der Stadt Dresden tauchte ein merkwürdiger Neustadt-Werbespot auf.
April
Beim Rückblick auf den 16. April läuft es mir noch heute kalt den Rücken herunter. Bei einer Messerstecherei auf der Görlitzer Straße wurde ein junger Mann getötet. Später stellte sich heraus, dass der mutmaßliche Täter sein Bruder war. Der Fall wird derzeit vor Gericht verhandelt. Vor diesem Hintergrund verblassen alle anderen Nachrichten des Monats. Das Grundstück der „Blauen Fabrik“ stand zum Verkauf, das dritte Ottostraßenfest fand statt und Coloradio wurde abgeschaltet.
Mai
So schön kann der Frühling sein. In der Nachbarschaft, im sogenannten südlichen Hecht gab es die erste von ganz vielen Bürgerversammlungen und ein kleines Stück weiter gen Pieschen eine Hausbesetzung. Coloradio konnte wieder senden und im Orpheum zog Leben ein.
Juni
Bunte Republik Neustadt – schön war es und friedlich. Danke dafür. Und es sollte meine letzte als Neustadtbewohner gewesen sein, denn Ende Juni packte ich meinen Kram und zog aus der Neustadt aus. Passend zur Endzeitstimmung machte auch noch eine meiner liebsten Kneipen endgültig zu: Den Reiter gibt es nicht mehr – jetzt kann man hier nur noch schön essen. Ach, und da war doch noch was …. Tröööööt.
Juli
Unglaublich, aber wahr: Wir werden gefragt. Wir durften unsere Wünsche und Vorstellungen zur Umgestaltung des Alaunplatzes äußern. Nur schade, dass der von den Neustädtern so heiß ersehnte Russensportplatz noch immer nicht der Stadt gehört. Außerdem tummelte sich die halbe Neustadt mal wieder bei den Buden und ich hatte mich ganz dolle in die Irmgard verguckt, auch König Fußball verzog sich wieder. Die beste Nachricht kam aber ganz am Anfang des Monats: Die Blaue Fabrik kann bleiben.
August
Seit dem Sommer ist der obere Teil der Alaunstraße eine Baustelle, eigentlich sollte dieser Bauabschnitt ja schon fertig sein, aber das Wetter … Da waren die Bauleute an anderer Stelle viel schneller und errichteten auf der Rothenburger Straße ein Parkhaus. Da im Sommer offenbar genug Zeit ist, wurde mal wieder über das Projekt am Albertplatz diskutiert.
September
Eben noch wurden wir nach unserer Meinung zum Alaunplatz gefragt und nun das: Aus dem Russensportplatz soll ein Polizeirevier werden. Später stellte sich dann heraus, dass Sachsen zurzeit erstens kein Geld dafür hat und zweitens sicher nicht den ganzen Platz braucht. Ob dieser tollen Nachricht war die Prießnitz so aus dem Häuschen, dass sie glatt ihr Bett verlassen wollte, eilig wurden die Sandsäcke gestapelt und das Bächlein ließ sich beruhigen.
Oktober
Der Stadtrat hat entschieden, das Gymnasium Dreikönigsschule bekommt eine neue Turnhalle und die Neustädter eine der teuersten Garagen der Stadt. In reichlich drei Jahren soll die Halle fertig sein. Die Görlitzer Straße hat keinen guten Stern in diesem Jahr, nach dem Reiter macht nun das Cup & Cino zu und auch die Showbarr schließt zum Jahresende. So kann das nicht weitergehen. Ich folge dem Ruf der Werbegemeinschaft Neustadt und unterstütze den Verein. Unser gemeinsames Ziel, die Neustadt gut aussehen lassen. Mit der ersten Aktion, dem Trödelmarkt gelingt das schon ganz gut.
November
Die Kalender von Günter Starke waren so erfolgreich, dass er nun ein Buch herausgebracht hat. Einen Blick in die jüngere Vergangenheit der Neustadt gewährt der Suchmaschinenanbieter Google, der aus welchen Gründen auch immer, einen wichtigen Teil der Louisenstraße ausgelassen hat. Auf der Bautzner eröffnete der Slow-Food-Bäcker und gleich zwei Gewürzläden machten auf.
Dezember
Ein weiteres Traditionsgeschäft, das „Schreib´s auf“ schließt. Schade. Beendet ist auch das Co-Working-Projekt im Orpheum, ein neuer Mieter ist gefunden: eine Werbeagentur. Nochmal schade. Erfreulich hingegen ist der viele Schnee, der die wachsenden Schlaglöcher zudeckt, die vielen hübschen Advenster und der adrette Weihnachtsmarkt an der Scheune inklusive Schwips-Bogen.
Danke Dir für ein Jahr Berichterstattung von um die Ecke, ohne die ich vieles nicht mitbekommen würde :-)
Vielen Dank für die Erwähnung im Mai und November von http://CoOprheum.com!!
Es war eine Herausforderung, diesen Schatz zu bespielen. So manche Idee versandete dort in den vergangenen 10 Jahren. Wie es zu dem Projekt CoOrpheum in aller Kürze in einer Zeitraffer-Grafik in nächstem Kommentar.
Beste Grüße und einen erfolgreichen Start in 2011 ALLEN!!!
… hier nun der erwähnte Ablauf der Ereignisse zum Werdegang (bis zum Start im Mai) des CoOrpheums in Kürze: http://bit.ly/hW876V
Es ließe sich noch mehr sagen, doch das waren die Hauptereignisse. Nicht zu vergessen die Schlüsselübergabe Anfang Mai.
Mit Verlaub, dies ist kein Rückblick, dies ist Selbstbeweihräucherung. Wo bleibt die Kritik? Gibt es keine, alles ist super in der Neustadt.
„Ich folge dem Ruf der Werbegemeinschaft Neustadt und unterstütze den Verein“
Machen Sie das dann so richtig ehrenamtlich?
Vielen Dank auch von mir, es ist einfach toll, auch im Exil auf dem Laufenden bleiben zu können! Weiter so!
> Ein Hochhaus soll saniert werden […] und ein eigener Blog wurde eingerichtet.
Nur schade, dass unter der Adresse keine Inhalte mehr zu finden sind: „Dieses Blog steht nur geladenen Lesern zur Verfügung.“
Puh – erst mal ’n Ladegerät suchen … aber nicht mehr in diesem Jahr.
Guten Rutsch allerseits.
@ K.M.Enzer: Vielleicht standen zu viele kritische Kommentare in dem Blog, so dass er wieder abgeschaltet wurde.
Der erste gute Jahresrückblick.
@ Anton Launer: Naja, so ein Blog macht nicht nur Freu(n)de …
… sondern auch (u.a.) Arbeit.