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Von Inter-Nudeln und einem Damenrad

Applaus. Die Gäste im Blue Note sind begeistert. Soeben sind die letzten Akkorde einer russischen Ballade verklungen. Die Herren Musiker deuten eine Verneigung an. Mischa stellt das Saxophon zur Seite. Viktor streift das Akkordeon von der Schulter und Juri, der Graubart, legt die Sticks sorgfältig aufs Schlagzeug, greift zum Tee und nippt genüsslich daran. Währenddessen ist Mirko, der Barkeeper, herumgegangen und hat Geld gesammelt.

Das Juri-Reiter-Trio spielt für den Hut. So nennt man es, wenn die Gäste ihr Kleingeld opfern. Das Trio ist inzwischen zu einer festen musikalischen Größe in der Neustadt geworden. Böse Zungen behaupten schon, die drei spielten zu oft, doch wer hört schon auf böse Zungen.

Juri-Reiter-Trio – der Name ist einfach erklärt. Band-Gründer ist Juri. Und der kocht im Reiter, dem gemütlichen Kneipchen auf der Görlitzer Straße. Juris Kochkunst ist berühmt, auch über die Grenzen der Äußeren Neustadt hinaus. Vor allem sein Borschtsch ist sehr lecker. Legendär sind seine Inter-Nudeln, die es früher mal gab. Früher, da war der Reiter noch an der Sebnitzer-/Ecke Kamenzer Straße.

Jene Nudeln waren nun nicht die Vorreiter einer neuen Internationalität. Nein, ihr Ruhm kam auf viel banalere Art zustande: Juri kauft mit Vorliebe beim Bahnhof im Billig-Markt, und die dortigen Nudeln zeichneten sich durch zwei Dinge aus. Da war einerseits der sensationell niedrige Preis und andererseits der außergewöhnliche Name: Inter.

Dem aufmerksamen Beobachter wird Juri auffallen, wenn er mit seinem klapprigen Damenrad, zwei schwere Beutel am Lenker, über das Neustädter Pflaster hoppelt. Dann weiß man wieder: Eine Einkaufstour ist beendet und der Meister waltet in Kürze an seinem Herd. Doch in letzter Zeit häufen sich die Beschwerden, Juri vernachlässige seine kulinarischen Dienste und fröne nur noch der Musik.

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Die drei Musiker fangen indes wieder an zu spielen. Verliebt greift Viktor in die Tasten, eine melancholische Melodie weckt Sehnsüchte und das Fernweh. Juri streift sich den Bart glatt und leitet mit einem leisen Trommelwirbel einen neuen Rhythmus ein. Schließlich greift auch Mischa wieder ins Geschehen ein. Selbstbewusst stemmt er die Hüfte nach vorn und bläst in sein Saxophon.