Anzeige

Kreuzretter für die Rückengesundheit

Die Teufelin vom Hair-Killer

Ich geb’s zu. Ich habe Angst. Aber irgendwann musste ich ja auch dort mal hingehen. Und die Gelegenheit war gerade günstig, der Laden leer und so könnte ich wohl gleich dran kommen. Mein letzter Besuch eines Haarabschneiders liegt schon ein paar Tage zurück. Die Hippie-Matte muss wieder ab.

Vor dem Hairkiller
Vor dem Hairkiller

Nun steht sie vor mir. Schwarze Haare, schwarze Klamotten, ein wahrhaft diabolisches Dekolleté und ein riesiger schwarzer Lidschatten. Wie Hörner ragen über der Stirn auftoupierte rote Strähnen. Zum Flüchten ist es zu spät. Sie hat mich an der Leine. Mit weichen Knien begebe ich mich zum Frisierstuhl. Der ist hart, also aus Hart-Plaste, ebenso wie Tisch und Spiegelhalterung vor mir. Beides prangt rot auf grauem Sichtbeton. Mir wird immer gruseliger. Das Teufelchen nähert sich, und fragt in herrlich breitem Sächsisch nach meinem Begehr. „Ab“, stammle ich, sie lächelt und zeigt auf die Maschine, ich nicke. Schneiden lassen will ich hier dann doch lieber nicht.

Ritz, ratz sind die Haare ab. Fast zärtlich streicht sie mir über den Kopf, schnappt sich eine Schere und schneidet in der Luft herum. Ist das jetzt ein Ritual? Nein, meine Haare wären so fein, da bekäme sie nicht alle mit der Maschine ab. Oh, das hab ich ja noch nie erlebt. Während sie um mich herum wandelt, habe ich Gelegenheit sie zu beobachten. Um den Hals trägt sie Ketten, ein Christenkreuz verkehrtherum, ein Totenkopf baumelt im tiefen Ausschnitt.

Ich fühle mich wie im Vorhof der Hölle, nicht ganz so recht scheint mir zu passen, dass aus dem obligatorischen Musik-Video-Fernseher poppige Trendklänge kommen. Die „Sisters of Mercy“ würden besser passen. Die Herrin der Schere zieht bei jedem Haar, das sie mir wegsäbelt, ein kleines Schnutchen. Das fällt besonders auf, da ihre Lippen herrlich schwarz umrandet sind. Während sie so schnibbelt, fällt mir auf, dass sie zu den poppigen Klängen dezent mitwippt. Sollte das ganze Outfit nur Fassade sein? Am Ende stutzt sie noch die Ecken und Kanten weg und fertig ist der Haarschnitt. Nun noch schnell durchwaschen. Nach 25 Minuten bin ich fein säuberlich beschnitten und darf 6,50 Euro bezahlen.

Anzeige

Societaetstheater

Anzeige

Blitzumzug

Anzeige

Archiv der Avantgarden - Welten Bauen. Visionäre. Architektur im 20. Jahrhundert

Anzeige

Archiv der Avantgarden - Der Wandel wird kommen

Anzeige

Agentour

Anzeige

Lange Nacht der Angst im Hygiene-Museum

Anzeige

Advenster.org

Anzeige

Villandry

Anzeige

Schramm Möbelmanufaktur

Anzeige

Yoga Retreat

  • Fazit: Meine Haare sind auch nach dem Besuch nicht tot, der Haarschnitt passt und die Geldbörse bleibt voll. Wer sich von dem merkwürdigen Interieur nicht abschrecken lässt, sollte den Versuch wagen.
  • Hairkiller, Alaunstraße 49, Telefon: 0351 4045151


Anmmerkung 2012: Inzwischen heißt der Laden cutaholic

22 Kommentare

  1. Was du mit Hippiematte verbindest geht ja noch als längerer Bussinesschnitt durch. Also die Ohren sollten doch schon hälftig bedeckt sein wenn du schon die Altalternativen bemühst.

    Ansonsten sind sechsfuffzig doch ein fairer Kurs. ;)

  2. Lächle doch mal, du guckst auf deinen Bildern immer so ernst! Oder liegt das am sich-selber-knippsen?

  3. also ich mag die leute da drin ! mal ein tolles und nicht so oma-behaftetes studio !
    preis stimmt auch meiner meinung nach !
    beim nächsten mal gehst zu „richi“,der ist klasse :)
    die junge dame,die du beschrieben hast,ist mir neu…da werd ich doch glatt mal reinschauen müssen :D

  4. @ Jonk: Lächeln steht mir nicht …
    @ nicole: Der Haken an dem Test ist ja, dass ich es bestimmt nicht schaffe, zweimal zum gleichen Friseur zu gehen …

  5. bei deinem haarschnitt kann man ja nun auch nicht soooo viel falsch machen, kannst du nicht mal ne frau in die spur schicken zum friseurtest? weil deine sechsfuffzich gelten ja für mich nicht und nen frauenhaarschnitt, auch wenn meine haare kurz sind, kann ni jeder/jede…

  6. Ich frag mich immer, wie die bei den Preisen (über)leben können. 6,50 für ne halbe Stunde Arbeit, davon Ladenmiete, Schere und Haarwaschwasser bezahlen – was bleibt dann für die arme Haarschneiderin übrig?
    Trotz allgemeiner Geldknappheit sollte der Preis fair sein, also dass man von seiner Arbeit leben kann.
    Schlecht bezahlt werden wir schließĺich alle ;-)

  7. @FX bei dem Preis war das sicherlich ohne waschen, hoechstens mit anfeuchten. und wenn wir ehrlich sind, der vordere Bereich von Herrn Launer, da kann man nicht den vollen Preis berechnen… ;)

  8. Der niedrige Preis für einen Männerhaarschnitt wird sicher durch die Frauenhaarschnitte wieder ausgeglichen, das scheint mir jedenfalls bei den meisten Friseuren so zu sein.

  9. @ FX: Das frag ich mich auch immer. Ich versuch dann, mein schlechtes Gewissen durch erhöhtes Trinkgeld auszugleichen.
    @ Claudia: Und wie ist das dann bei Friseuren, wo ich als Mann schon 20 Euro bezahle?
    @ Sandra: Da gab es schon mal Bewerbungen von schreibwilligen Damen, die ihre Sicht auf Friseur-Besuche darlegen wollten. Solchen Gastbeiträgen stehe ich offen gegenüber. Aber bislang ist da nichts gekommen.
    @ Aquii: Nee, es war richtig mit zweimal shampoonieren.

  10. @ Nicole: Die „neue“ heisst Sabrina und is ne ganz liebe, mit ausgepraegtem saechsischen Dialekt, den ich immer sehr amuesant finde.
    hairkiller ist fuer mich der beste Laden in der Neustadt, denn es ist der einzige Friseur den ich mit Vorfreude betrete und hinterher mit einer Frisur verlasse, die mir auch wirklich gefaellt…

  11. Bei Friseuren, bei denen Männer schon 20,- Euro bezahlen, finanzieren die Frauen mit den dann doch recht stolzen Preisen die netten Extras wie schöne Einrichtung, gute Musik und Espresso ;) – Beim Chamäleon, zahlt mein Mann ungefähr 25,- Euro (je nachdem, bei wem) und ich 75,-. Ich finde übrigens, dass es das wert ist. :)

  12. Sag mein Lieber – könntest Du das nächste Mal nicht Bilder der Haarekillerin – statt Deiner – einstellen? Nix gegen Dich, aber…. ;-)

  13. …sechsfufzig – das näheret sich nominell bald dem DDR-Friseurpreis. Als ich zur Schule ging, kostete in den 60er-Jahren ein Fassonschnitt (Haarschnitt für Männer) eine ganze schlappe Mark und ein „teurer“ Rundschnitt eine und eine halbe Mark. Im Gegensatz zu heute war aber der Friseurladen mit Kundschaft immer rappelvoll. 15 bis 20 Personen meist vor mir, trotzdem alle Friseuarbeitsplätze in der PGH „Figaro“ besetzt waren, sodass man oft Wartezeiten von bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen musste. Bei den Damen dauerte es, trotz Vorbestellung, noch länger.

    …sechsfufzig – wie da kann man heute bei den imensen Nebenkosten exestieren? Da bleibt ja nichts übrig. Da arbeitet man ja im „Hair-Killer“ nur für den Vermieter und die Stromrechnung…

  14. Also ich hab bei Hairkiller 80! € gelassen, zwar das komplette Programm, aber das bekomme ich bei Sandra Bartsch @ Bischofsweg für 60 €… und dort wird nicht mit dumping-preisen geworben… Also mein Fazit einma Haikiller und nie wieder!

  15. Hairkiller ist klasse und vorallem das Mädchen im Gothlook hat es richtig gut raus!!!
    Ich verstehe nicht, warum dich ihre Optik schockt – du bist in Dresden Neustadt, was erwartest du!?
    Auch Goth´s arbeiten bei Tageslicht – man höre und staune – und sie war sicher sehr nett und freundlich zu dir, oder wurdest du satanisch missioniert? Ich glaube wohl eher nicht…
    Ich hoffe deine Vorurteile zwecks „lieber nicht Schneiden, sondern Maschine, wer weiß was sie mit der Schere anstellt“ (ja, das hast du nicht geschrieben, aber das lese ich zwischen den Zeilen raus, bitte korrigiere mich im Falle eines Missverständnisses!) gegenüber der schwarzen Szene haben sich etwas gelegt.

  16. Herrlich, was Du so zwischen den Zeilen liest. Ich weiß gar nicht, ob ich Vorurteile gegenüber der schwarzen Szene habe, ich hatte aufgrund des Friseur-Namens eher Angst um mein spärliches Haupthaar …

Kommentare sind geschlossen.